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"Zwettler Ratsprotokolle" geben Einblick in eine längst vergessene Zeit

Katharina Vogl, 26.01.2017 07:51

ZWETTL. Krautfleischdieb“, „Stiegntrager“, „Zauberin“, „erloß Mann“, „Schelm“ und „Lumpenmann“, mit diesen vorgebrachten, seinerzeit üblichen unflätigen Beschimpfungen wurde die Präsentation des Buches am 20. Jänner „Die Zwettler Ratsprotokolle 1563-1576““ eingeläutet und das Werk so originell in Szene gesetzt.

Nahmen an der Präsentation des Buches „Die Zwettler Ratsprotokolle 1563-1576“ teil: Bgm. Herbert Prinz, Josef Pauser, Prof. Friedel Moll, Martin Scheutz, Willibald Rosner, Werner Fröhlich, Edith Kapeller, Herwig Weigl, Gabriele Kramer-Webinger, Vbgm. Johannes Prinz und Václav ?urda (v. l.). Foto: Stadtgemeinde Zwettl-NÖ

VP-Vizebürgermeister Johannes Prinz übernahm die Begrüßung im voll besetzten Großen Sitzungssaal des Stadtamtes Zwettl. Die große Anzahl der Gäste verdeutlichte das Interesse der Bevölkerung an der Stadtgeschichte und der Präsentation dieser neuen Publikation, zu der die Stadtgemeinde Zwettl und der Verein für Landeskunde von NÖ eingeladen hatten.

Als erste Stadt in Österreich konnte sich Zwettl bereits 2010 über einen wissenschaftlich aufbereiteten Band seiner historischen Ratsprotokolle freuen, welche nun mit einem 2. Band erweitert wurden. Und Willibald Rosner, Direktor des NÖ Landesarchivs, machte in seinen Grußworten Hoffnung auf einen 3. Band.

Städtische Konflikte im 16. Jahrhundert

Die Wissenschaftlerin Edith Kapeller stellte die Inhalte des Buches vor und schilderte die verbalen und tätlichen Ehrbeleidigungen im Zeitraum 1564 bis 1573. Die Ratsprotokoll-Handschrift wurde von ihr vollständig kollationiert, das heißt, der handschriftliche Text wurde buchstabengetreu übertragen und wissenschaftlich aufbereitet, sodass Leser einen authentischen Einblick in die Stadtratsbeschlüsse erhalten. Transkribiert wurden die Ratsprotokolle der Jahre 1563-1576 von Claudius Caravias im Auftrag der Stadtgemeinde Zwettl. Das Buch enthält außerdem einen Beitrag von Edith Kapeller über die Formen der innerstädtischen Konfliktaustragung im 16. Jahrhundert sowie von Martin Scheutz über das Zwettler Niedergerichtsprotokoll von 1669-1698.

Drei Jahre daran gearbeitet

Die Arbeit an diesem Werk erstreckt sich über einen Zeitraum von drei Jahren. Abgerundet wird der Band durch Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die der Zwettler Fotograf Werner Fröhlich beisteuerte. „Die Ratsprotokolle sind schriftliche Zeugen für die Verwaltung der Stadt“, so Martin Scheutz während der Präsentation. Außerdem gäbe es ohne Protokolle keine Stadtgeschichtsschreibung, sie wurden als Verschriftlichung eines mündlichen Vorgangs gehandhabt. Sie sollten helfen die Ordnung des Gemeinschaftswesens aufrechtzuerhalten. Der Stadtschreiber, welcher die Ratsprotokolle führte, war für die Sicherung der Rechte und Normen verantwortlich.

Dankesworte vom Bürgermeister

„Was den Menschen auszeichnet, ist nicht, dass er Geschichte hat, sondern dass er etwas von seiner Geschichte begreift.“ Dieses Zitat Carl Friedrich von Weizsäckers stellte VP-Bürgermeister Herbert Prinz bewusst an den Beginn seiner Dankesworte, da es klar zum Ausdruck bringt, dass mit diesem Buch ein wesentlicher Beitrag dazu geleistet wird, dass nicht nur Historiker, sondern auch die an (Lokal-)Geschichte interessierte Öffentlichkeit „Geschichte begreifen“ kann. Außerdem würdigte er die Verdienste Friedel Molls, dem es zu verdanken sei, dass das Zwettler Stadtarchiv in Historikerkreisen einen hervorragenden Ruf genießt. Abschließend dankte er dem Autorenteam bestehend aus Edith Kapeller und Martin Scheutz für die hervorragend geleistete Arbeit sowie dem Verein für Landeskunde, insbesondere Willibald Rosner, für die finanzielle Unterstützung zur Umsetzung dieses Projektes. Zum Entstehen dieses Buches haben ebenso Werner Fröhlich mit seinen Fotografien und Friedel Moll mit der Organisation vor Ort und der Erstellung des Registers einen wesentlichen Beitrag geleistet.

Das Zwettler Kammermusikduo, Gabriele Kramer-Webinger und Václav Čurda, interpretierte Musikstücke aus der Zeit der Renaissance und verliehen der Präsentation damit einen stimmungsvollen musikalischen Rahmen.

Das vorgestellte Buch „Die Zwettler Ratsprotokolle 1563-1576“ (ISBN 978-3-901234-26-2) ist zum Preis von 24 Euro beim Verein für Landeskunde von NÖ in St. Pölten oder über den örtlichen Buchhandel erhältlich.


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