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Kräutertante: "Habe Büro gegen Natur getauscht"

Katharina Vogl, 23.06.2017 08:09

BAD TRAUNSTEIN. „Ich kann mich an nichts anderes erinnern als an die Naturmedizin“, meint Martina Fuchs. Von klein auf ist sie mit diesen natürlichen Schätzen vertraut, heute organisiert sie als eine der Bad Traunsteiner Kräutertanten Veranstaltungen im Jahreskreis, um dieses Wissen weiterzugeben. Tips machte mit ihr einen Streifzug durch den Heilkräuter Schau- und Lehrgarten am Fuße des Wachtsteins.

  1 / 9   Den Heilkräuter Schau- und Lehrgarten pflegen die Bad Traunsteiner Kräutertanten, zu denen auch Martina Fuchs zählt.

„Das hier ist die Gundelrebe, eine mystische Zauber- und ganz wichtige Hustenpflanze“, meint Martina Fuchs und deutet gleich beim Einstieg in den Kräutergarten auf ein zart blau blühendes Pflänzchen, „Gund“ bedeute Eiter auf althochdeutsch, es spürt Eiterherde im Körper auf, mit regelmäßiger Einnahme könne man Entzündungen jeglicher Art hemmen.

Ein paar Meter weiter befindet sich ein typisches Marien- und Maigewächs, das Vergissmeinnicht, eine wertvolle Heilpflanze, die die Venuskraft widerspiegelt. Und das wirke sich immer positiv auf die Nieren aus. Denn in dem Organ setze sich gerne die Angst fest, so sagt man. „Mit dem Vergissmeinnicht kann ich beispielsweise einen Tee machen, mein Eis oder meinen Salat mit den wunderschön lieblichen Blüten dekorieren.“ Oder gleich essen - dazu die Blüte idealerweise unter die Zunge legen und einschleimen, bevor man sie runterschluckt.

Frauenheilkräuter in Hülle und Fülle

In der Rubrik Verdauung - die verschiedensten Kräuter sind nach ihrer Wechselwirkung gepflanzt und gekennzeichnet - findet sich unter anderem die Schafgarbe, das Bauchwehkraut schlechthin. Daneben sprießt der magenstärkende Beifuß, ein wichtiges Frauenheilkraut. Mit seiner silbernen Blattunterseite weist der Beifuß auf eine sogenannte Mondsignatur hin. Der Mond mit einem Zyklus von 28 Tagen entspricht genau dem Idealzyklus einer Frau. „Mondpflanzen wie diese helfen uns, hier ein Gleichgewicht reinzubekommen.“

„Eine ganz wichtige Frauenpflanze ist auch der Hopfen, dazu einfach die Sprossen am besten in Butter sautieren“, gibt Martina einen kulinarischen Tipp weiter. Während Männer auf diesen ein wenig träge reagieren, sei er für die Frau mit seinen wichtigen Phytohormonen ein regelrechtes Aphrodisiakum.

Der wunderschöne Silbermantel, eine Schwester des Frauenmantels, produziert viele Gerbstoffe, um sich vor Pilzen zu schützen, da sie sich in feuchtem, schattigem Milieu aufhält. „Das weist schon auf die Verwendung hin, Vaginalzäpfchen mit Frauenmanteltinktur kann man bei Pilzbefall nehmen, natürlich auch schon präventiv, oder am Beginn einer neuen Beziehung“, erklärt Fuchs

Natur: „Meine Kraftquelle“

Es ist nicht zu übersehen: Sobald sie anfängt von ihren Kräutlein zu sprechen, gerät Martina Fuchs richtiggehend ins Schwärmen. „Vor einem Monat hatten wir hier in der Region noch Schnee, nun sind die ganzen Wiesen voller Heilkraft, vom Maiglöckchen angefangen, bis zum Frauenmantel, der alles überwuchert“, freut sich Martina. „Die Natur deckt den Tisch für uns, so wie wir ihn gerade brauchen, ist sie überzeugt.

Von den zarten Knospen über das erste Grün im Frühling, den wundervollen Blüten im Sommer, bis zu den Herbstpflanzen, die die Sonne aufgesaugt haben und die im Winter stimmungserhellend wirken. „Für mich macht das Leben mittlerweile mehr Sinn, weil ich mit diesem natürlichen Kreislauf lebe. Es ist nichts sicher auf dieser Welt, aber ich kann mich darauf verlassen, dass im Mai der Löwenzahn blüht und das gibt mir ein Gefühl der Stabilität und Sicherheit.“ Übrigens sagt man, dass die Pflanzen, die man braucht, vor der Haustüre wachsen. „Wenn ich eine Pflanze besonders gut riechen kann, ist es ein Indiz, dass mich diese unterstützen kann. Ich habe zum Beispiel den Baldrian nie riechen können, jetzt aber liebe ich ihn, manchmal möchte ich mehr in die Ruhe kommen.“

Essigpatscherl und Arnika

Die Begeisterung für den Kräuterschatz kommt nicht von ungefähr, er ist ihr bereits von Kindesbeinen an vertraut. Aufgewachsen in Hummelberg (Gemeinde Bad Traunstein) zauberten ihre Oma und Tante schon seit jeher natürliche Salben oder Tinkturen. „Ich erinnere mich an nichts anderes als die Naturmedizin, das waren die Essigpatscherl bei Fieber, oder immunstärkende Sachen, wenn eine Grippe im Anmarsch war. Nicht zu vergessen Arnika zur Wundheilung, wenn ich mal mit dem Rad gestürzt bin“, so Martina. Durch den eingeschlagenen Berufsweg in der Gastronomie- und Hotellerie verlor sie die Kunde zwischenzeitlich aus den Augen, bis sie eines Tages wieder an einer Kräuterwanderung teilnahm. Und das war dann der Türöffner: „Das Thema hat mich seitdem nicht mehr losgelassen, ich wusste, ich muss das Büro gegen die Natur eintauschen.“ Und seitdem lernt sie das Pflanzenreich nach und nach noch besser kennen, „es ist wie eine Freundschaft, die immer tiefer wird“.

Dabei pflegt sie stets einen sehr achtsamen Umgang. „Wenn ich das Mittagessen mit der wilden Kraft der Kräuter anreichern möchte, oder ein Heilmittel zusammenstelle, dann habe ich das Gefühl, die richtigen Pflanzen leuchten und lachen mich richtig an.“ Gepflückt werden sie von Hand, stets in einer sehr dankbaren, demütigen Haltung.“ Wichtig ist ihr auch, sich nur das zu nehmen, was man wirklich braucht und dabei nicht zu viel Spuren zu hinterlassen.

Der „grüne“ Sonnenschutz

Grundsätzlich sei gegen jedes Unheil ein Kraut gewachsen, ist sie überzeugt. Sogar den Sonnenschutzfaktor könne man sich auf natürlichem Wege ins Haus holen. Dazu einfach vorab grüne Wildkräuter in den Speiseplan integrieren, wie Brennnessel oder die Vogelmiere. Sie bereiten den Körper gut darauf vor, kombiniert mit natürlichen karotinhaltigen Ölen aus Avocado oder Granatapfel bietet das bei einem achtsamen Sonnenbad einen tollen Schutz. „Ich verschließe mich ja einer Kraftquelle, wenn ich mich in meinem unmittelbaren Lebensraum mit Sonnencreme zuspachtle, ein bisschen rote Backen haben noch keinem geschadet, das halte ich wirklich für Panikmache.“

Und weil es gerade aktuell ist: Bei Insektenstichen ein Spitzwegerich- oder Holunderblatt mit ein wenig Speichel verreiben und auf den Stich auftragen. Ganz toll wäre ebenso eine Spitzwegerichkur: Dazu die genannte Pflanze ganz klein hacken, in Zitronensaft über Nacht einwirken lassen und am nächsten Tag abseihen, das Zitronen-Spitzwegerichwasser in Eiswürfelformen gießen und mit Wasser trinken, gibt Martina noch einen Tipp mit auf den Weg.

Wer noch mehr über die kraftvollen Pflanzen erfahren möchte, jeden Samstag, um 14.30 Uhr, findet im Rahmen der Landesausstellung eine Führung durch den Kräutergarten statt.


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