„Kleindenkmäler im mittleren Waldviertel“: Ein Zufallsfund lässt Buch entstehen
WALDVIERTEL. Auf einer spannenden Reise durch das Waldviertel findet man 112 Kleindenkmäler, die um 1930 von den Zwettler Künstlern Hans Neumüller, Rudolf Pritz und Friedrich Wolf als Gouache, als Farbstiftzeichnung oder in Tempera festgehalten wurden.
Als Anstoß zum Gebet stehen sie überall: Marterl oder auch Bildstöcke sind nicht nur ein Zeichen von Dankbarkeit für überstandene Gefahren, sondern auch ein Stück Zeitgeschichte. Hunderte Stunden haben die Autoren Norbert Müllauer sowie Dorli und Johann Berger in das Buch „Kleindenkmäler im mittleren Waldviertel“ investiert, sorgfältig recherchiert und sogar einige Fehler durch frühere Res-tauratoren aufdecken können. Dabei ist das Buch eher einem Zufallsfund zu verdanken.
Die Entdeckung einer Schatzsammlung
Bei einer Hausräumung in der Hamerlingstraße in Zwettl sind 112 Skizzen von Bildstöcken aus dem Jahr 1930 entdeckt worden. Die Sammlung befand sich danach im Besitz des Altwarenhändlers Martin Ritschl in Groß Gerungs, wo es wiederum dem Zufall überlassen war, dass diese Schatzsammlung dem heimatkundlichen Sammler und Autor Norbert Müllauer in die Hände fiel. Zusammen mit Johann Berger konnten die meisten Bilder, Skizzen und Entwürfe anhand dessen Marterlblog zugeordnet werden. Sein Wanderblog zcrux.zwalk.at umfasst mittlerweile über 3.000 Objekte, die Johann Berger zusammen mit seiner Frau Dorothea erfasst hat.
Sensationsfund
Manche Bildstöcke sehen heute anders aus. Manche sind auch ganz „verschwunden“. Im Jahr 1908 veröffentlichte Eduard Mader eine Ansichtskartenserie mit Zwettler Motiven. Auf einer dieser Karte ist möglicherweise der Pranger am Zwettler Neuen Markt zu sehen – wahrscheinlich auch die einzige Abbildung, die heute existiert.
Durchdachter Buchaufbau
Der Aufbau des Buches gestaltet sich wie ein Reiseführer. Die Kleinkunstwerke sind nach einer Route der Reihe nach angeführt und sind im mittleren Waldviertel zwischen Schrems und Bad Traunstein, sowie Langschlag und Altpölla zu finden. Mit der Abbildung der Zeichnung aus dem Jahr 1930 findet sich als Gegenüberstellung eine zeitgemäße Fotografie des Martels. Darüber hinaus ist eine Karte mit dem Standort und den Koordinaten abgebildet sowie eine Beschreibung des Denkmals zu finden.
Kulturlandschaft entdecken
Neben der Verewigung der wertvollen Kulturschätze war auch ein Gedanke der Autoren, die Leser in der Coronazeit in die Kulturlandschaft mit eigenen Ausflügen zu entführen und diese bewusst wahrnehmen zu lassen. Den Autoren ist mit diesem Buch dank Heimatliebe, Sammlerleidenschaft und genauer Recherche somit ein Werk gelungen, das zur Verewigung von wertvollem Waldviertler Kulturgut beiträgt.
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