RAAM: Rekordverdächtige Senioren beim härtesten Radrennen der Welt
BÄRNKOPF. 2014 haben sich vier Herren, darunter der Bärnkopfer Herbert Lackner, auf das Abenteuer ihres Lebens begeben. 2018 wollen sie es wieder tun und den Rekord beim Race Across America brechen, in ihrer Altersklasse, in der Kategorie 70+.
Als sich 1887 George Nellis aufmachte, um die Vereinigten Staaten von West nach Ost zu durchqueren brauchte er 80 Tage. Heute ist es das Race Across America (RAAM), ein jährlich ausgetragenes, ultralanges Radrennen, eines der härtesten weltweit. Es gilt, knapp 5000 Kilometern und 30.000 Höhenmetern auf amerikanischen Straßen zu überwinden, nonstop bei Tag und Nacht. Bei Hitze, Kälte, Sturm, Regen und über mehr als 3000 Meter hohe Pässe. Durch Wüsten, über die Rocky Mountains, durch die Weiten des Mittleren Westens, über die Appalachen, bis zur Ostküste.
Die zweite Teilnahme
2014 hat der motivierte Seniorentrupp den Sieg in der Kategorie 70+ als Vierer Staffel davongetragen, 2018 starten, mit zwei personellen Änderungen im Team, Herbert Lackner (NÖ), Gottfried Hinterholzer (Salzburg), Pepi Bichl (Oberösterreich) und ihr deutscher Freund Lothar Färber mit einem Durchschnittsalter von 72 Jahren nochmals durch. Damit werden sie das älteste europäische Team sein, das jemals an diesem Rennen teilgenommen
Tips hat beim Seniorensportler Herbert Lackner aus Bärnkopf nachgefragt.
Tips: Da taucht natürlich die Frage auf: Warum tut man sich das an in dem Alter?
Herbert Lackner: Das hat mit dem Alter nichts zu tun, warum erklimmen Leute einen hohen Berg oder segeln einmal rund um die Welt? Es ist natürlich ein Abenteuer und man muss leidenschaftlich gerne Rad fahren, das ist die Grundvoraussetzung für die Teilnahme. Und in unserem Fall kommt dazu, dass wir gerne reisen und andere Länder sehen. Und die Landschaft durch die wir dort fahren, ist ja zum Teil grandios. Im Grunde fahrt jeder von uns vier im Durchschnitt nur 180 Kilometer täglich, das geht auf alle Fälle.
Tips: Welche Vorbereitungen sind im Vorfeld zu treffen?
Lackner: Wir haben mit der Vorbereitung rund eineinhalb Jahre vorher begonnen. Die erste große Herausforderung ist die Finanzierung, summa summarum erfordert die Teilnahme einen fünfstelligen Eurobetrag. Es sind ja nicht nur wir vier Radrennfahrer, unser Team besteht aus 18 bis 20 Personen, es werden fünf Autos, zwei Wohnmobile und drei SUVs mit dabei sein. Und all das, sowie Flüge und Motel-Aufenthalte sollten möglichst frühzeitig gebucht werden. Ja und sportlich fit zu sein, das gehört natürlich auch dazu. Wichtig ist, sich vorher als Team vertraut zu machen, sich möglichst gut kennen zu lernen, was gar nicht so einfach ist, weil die Leute in Deutschland, Monaco, Südamerika und Südafrika und Österreich verstreut sind.
Tips: Wie wichtig ist der Teamzusammenhalt?
Lackner: In erster Linie ist wichtig, dass das Betreuerteam sich vertraut, jeder sein Bestes gibt und alle nahtlos zusammenarbeiten. Da kann es schon zu einem Lagerkoller kommen, wenn man in dieser Zeit auf engstem Raum miteinander lebt. Es haben schon Rennfahrer aufgegeben, weil sich die Betreuer zerstritten haben, zusammengepackt und heimgefahren sind. Wir vier Rennfahrer sitzen meist voll konzentriert am Sattel und sehen uns eigentlich am wenigsten. Aber grundsätzlich gilt: Ohne ein gutes Team kann auch der beste Fahrer nichts erreichen.
Tips: Im Zuge der ersten Teilnahme 2014 sprachen Sie von einigen Fehlern. Was sollte dieses Mal besser laufen?
Lackner: 2014 sind wir das Rennen in sieben Tagen und drei Stunden gefahren, unsere Zielsetzung war zu finishen. Wo wir sehr viel Zeit verloren haben, ist bei den stündlichen Ablösen, nämlich jedes Mal ein, zwei Minuten. Hochgerechnet auf rund 200 Wechsel auf der ganzen Strecke ergibt das einige Stunden. Dieses Mal wollen wir uns alle 20 bis 25 Minuten ablösen und zwar im fliegenden Wechsel, da darf keine Sekunde Zeitverlust passieren. Natürlich werden wir das vorher entsprechend trainieren. Zudem gab es 2014 auch Orientierungsfehler, die nicht mehr vorkommen sollten. Und nicht zuletzt gibt es wie immer noch Dinge, die man nicht beeinflussen kann.
Tips: Ihre konkrete Zielsetzung für das Rennen im Juni 2018?
Lackner: Eine US-Staffel hat vor einigen Jahren den Streckenrekord für unsere Altersklasse von sechs Tagen und 13 Stunden aufgestellt und den wollen wir unterbieten. Dazu müssen wir im Durchschnitt gut 30 km/h fahren, um den Rekord zu brechen. Die größte Herausforderung ist zwar möglichst schnell durchzufahren, ohne einzubrechen, aber sich dennoch seine Kraft einzuteilen. Wobei es vermessen ist, zu sagen, wir schaffen das sicher. Es können so viele unvorhergesehene Sachen passieren. Es kommt auf das Wetter an, auf die Hitze, auf die Kälte, ob Gegen- oder Rückenwind herrscht. Man kann in einen Tornado kommen, oder einen Verkehrsunfall haben. Es kann natürlich immer etwas passieren, vor allem in unserem Alter ist man nicht davor gefeit.
Tips: Rund um eure Teilnahme am RAAM ist sogar ein Kinofilm geplant?
Lackner: Ja das hat sich erst vor kurzem ergeben, ein Team rund um Stefan Feichtinger möchte das dokumentieren, sie werden uns bei den Vorbereitungen als auch beim Rennen selbst begleiten. Und sie haben uns gleich einen Spitznamen verpasst: The Mad Greyhounds. Das hat eine Doppelbedeutung – Greyhounds sind erstens die Busse in Amerika, die quer durch den Kontinent fahren, und zweitens auch eine Anspielung an unsere mittlerweile ergraute Haarpracht. Und wir haben auch vor, ein Buch über unser Abenteuer zu schreiben. Ein Buch mit 20 Autoren, wo jeder im Team seine Sichtweise darbringen wird. Und was das Rennen betrifft: Wir freuen uns wenn ihr uns die Daumen haltet: Der Start erfolgt am 16. Juni 2018 in Oceanside, Kalifornien. Wer uns bei unseren Vorbereitungen und dann unser Rennen virtuell begleiten will, der findet uns auf Facebook unter „The Mad Greyhounds“. ( https://www.facebook.com/themadgreyhounds/?pnref=story )
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