Ein hübsches und technisch fortschrittliches Premium-SUV Coupé mit 544 PS – und alle reden nur über die fehlende Heckscheibe. Das wollen wir ändern. Zugegeben, Polestar ist daran eh selber schuld. Schon als die ersten Bilder durch die Medien geisterten, ging es weniger darum was der Polestar alles hat als um was er nicht hat. Eh nachvollziehbar, ein blickdichtes Heck wirft erstmal mehr Fragen auf als es beantwortet. Und eine davon auch gleich hier zu beantworten: Es gibt einen digitalen Rückspiegel. Der kann es wie zu erwarten mit seinem klassischen Pendant nicht aufnehmen, aber immerhin, es gibt ihn.
Überhaupt setzt Polestar auf ein Maximum an Digitalisierung, analoges scheint der edlen Volvo-Tochter zu wider. Es gibt de facto keine Tasten, folglich erfolgt die Bedienung abseits der Sprachsteuerung via dem 15,4“ großen Touchscreen. Dazu gehören auch ungewohnte Schritte wie Einstellung der Lüftungsströme, Verstellung der Spiegel und des Lenkrades oder öffnen des Handschuhfaches. Das macht weder Spaß noch erleichtert es irgendwas, setzt man seine Unterschrift unter den Kaufvertrag, wird man aber eh wissen worauf man sich einlässt.
Und man bekommt ja auch etwas dafür. Das Interieur ist eine Wucht von reduzierter und leicht unterkühlter Eleganz. Neben dem zentralen Screen als Blickfänger ist die freischwebende Mittelkonsole mit dem darunter liegenden großen Ablagefach ein weiteres High-light. In Sachen Verarbeitung und Materialien lässt Polestar keinen Zweifel am Premium-Anspruch. Dass letztere auch noch zu einem wesentlichen Teil aus recycelten Materialien besteht, erfreut dann auch noch das Gewissen.
Sollte bei einem elektrischen Auto sowieso ein reines sein, bei mehr als 2,3 Tonnen Leergewicht ist eine leichte Trübung aber nicht ausgeschlossen. Sagen wir so, die CO2-Bilanz des Polestar 4 ist wahrscheinlich nicht hitverdächtig, aber unterm Strich dann doch grün. So wie das Gesicht des aus Spaß an der Freude bewusst im Unwissen gelassenen Beifahrers, wenn das rechte Pedal betätigt wird. In 3,8 Sekunden katapultieren 686 Newtonmeter und 544 PS den Polestar auf 100 km/h.
Spätestens jetzt ergibt das dynamische Design Sinn. Der Polestar 4 sieht nicht nur aus wie ein SUV-Sportler, er beschleunigt auch wie einer. Und das egal wann, egal wo. Die Krönung freilich ist seine Agilität und souveräne Straßenlage. 2,3 Tonnen? Mir doch egal. Na ja, nicht ganz. Der Verbrauch kann schon mal Richtung 30 kWh tendieren, das geht auch am mit netto 94 kWh eh großen Akku nicht ganz spurlos vorüber. Wie gut, dass es auch den Alltag gibt, wo sogar der Normverbrauch in Reichweite kommt und von 590 WLTP-Kilometern knapp 500 überleben.
Den Rest am Wohlfühlfaktor übernehmen die maximal mögliche Ladeleistung von 200 kW und eine perfekt durchkomponierte Routenplanung via Google Maps. Damit spricht auch nichts gegen eine große Reise, Platz ist jedenfalls genug vorhanden. Auch fünf Erwachsene sitzen kommod, der Kofferraum fasst 526 Liter und am Heck dürfen sich auch noch bis zu zwei Tonnen anhängen.
Als Long Range Dual Motor startet der Polestar 4 bei attraktiven 67.990,00 EUR, wobei das richtig coole Zeug (22“ Räder, Brembo-Bremsen, Pixel-LED) in fair geschnürten Paketen wartet.
Echt lässig: Ein sportliches E-SUV, dass auch zum Cruisen einlädt.
Echt stressig: Die Bedienung.
Echt fett: Masse x Beschleunigung.
Echt schade: Dass manch zusätzliches Paket eigentlich unverzichtbar ist.
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Daten Polestar 4 Long Range Dual Motor
Motor: 94,0 kWh Lithium-Ionen-Batterie (Netto)
Leistung: 544 PS
Max. Drehmoment: 686 Nm
Reichweite: ca. 480 km
Vmax: 200 km/h
0 auf 100 km/h: 3,8 Sek
Preis ab 67.990,00 EUR
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