Imker im Interview: „Wir freuen uns über jeden Quadratmeter Blumenwiese“
BEZIRK. Qualitativ hochwertiger Honig aus der Region ist ein wahrer Genuss – und gesund ist er obendrein. Für das „flüssige Gold“ auf den Tischen der Mostviertler sorgen die rund 700 Imker des Imkerverbandes Bezirksgruppe Amstetten. Tips bat Bezirksobmann Johannes Pöcksteiner und seinen Stellvertreter Alfred Köstler zum Gespräch.
Betritt man das 1.000 Quadratmeter große Gelände des Amstettner Vereinsbienenstandes in der Nähe des Ybbsuferweges, spürt man sofort: Hier sind Imker aus Leidenschaft am Werk. Einer von ihnen ist der Amstettner Alfred Köstler, seines Zeichens Bezirksobmann-Stellvertreter und vor allem: einer von etwa 30 zertifizierten Bio-Imkern im Bezirk.
Was ist am Honig bio?
„Als Imker kann ich den Bienen natürlich nicht sagen, sie sollen nur zu Biopflanzen fliegen. Aber als Imker habe ich es in der Hand, was ich mit den Bienen mache und was ich selber in die Bienenstöcke reingebe“, erklärt Köstler den Unterschied der biologischen zur konventionellen Imkerei und verweist auf fünf Kriterien, die beim Bio-Imkern unerlässlich sind: So müsse man etwa als Bio-Imker bei der Verwendung der Behausungen auf Holz oder Stroh zurückgreifen.
„Bio-Honig braucht reinstes Wachs“
„Außerdem braucht Bio-Honig reinstes Wachs – frei von Rückständen. Eine Zertifizierungsstelle entnimmt Wachsproben. Vorher gibt es keine Freigabe“, so Köstler. Weiters werde der Honig statt in Plastikkübeln in Edelstahltanks gelagert. Zur Fütterung der Bienen im Winter wird Zucker verwendet. Hier müssen Bio-Imker Bio-Zucker verfüttern. Ein letzter Punkt sei die Art und Weise der Bienenhaltung: „Meine Bienen können ihren Wohnbau zu 80 Prozent ihrem inneren Bedürfnis nach bauen. Das erleichtert ihnen den Wärmehaushalt und erhöht die Vitalität in den Bienenvölkern“, betont Köstler. Im Kampf gegen Schädlinge wie die berüchtigte Varroamilbe würden zudem ausschließlich organische Säuren wie die Ameisensäure zum Einsatz kommen.
„Blütenhonig wird heuer nicht stark ausfallen“
Fragt man den Amstettner Imkermeister nach den derzeit größten Herausforderungen bei der Imkerei, so nennt er das Wetter. „Aber da kann man ja immer jammern“, schmunzelt Köstler. Bezirksobmann Johannes Pöcksteiner aus St. Georgen/Ybbsfelde ergänzt: „Wir hatten schon 2020 eine miese Ernte und auch heuer hat uns das Wetter die Blüte verregnet. Der Blütenhonig wird heuer daher nicht stark ausfallen. Wir hoffen auf Waldhonig. Aber aufgrund der starken Trockenheit der letzten Jahre ist auch hier die Ernte schwierig.“
„Guten Markt schaffen“
Wichtig sei es, einen guten Markt für Imker zu schaffen: „Jedes Glas Honig, das man von einem lokalen Imker kauft, unterstützt die Regionalität“, so Köstler, der darauf verweist, dass 60 Prozent des Honigs in Österreich aus Eigenproduktion stammen. Die restlichen 40 Prozent müssten importiert werden. Bezirksobmann Pöcksteiner: „Wichtig ist auch der Honigpreis. Für mich gibt es einen Mindestverkaufspreis für guten Honig vom Imker aus der Region, der bei zwölf Euro liegt.“
Wie man Bienen fördert
Übrigens kann jeder Einzelne viel für Förderung und Erhalt der Bienen, die als wahres Wunderwerk der Natur gelten, tun: „Alles, was Insekten gut tut, tut auch den Bienen gut. Wir freuen uns über jeden Quadratmeter Blumenwiese. Noch mehr freuen wir uns über das Setzen von Bäumen wie Linde, Ahorn und Kastanie“, so Pöcksteiner. Als „Katastrophe für alle Kleinlebewesen und Insekten“ bezeichnet Imker-Kollege Köstler übrigens die Rasenmäher-Roboter, die auf zahlreichen Wiesen dafür sorgen, dass keine Blume, und damit keine Bienen-Nahrung, mehr zu finden ist. Dabei sollte man sich die Bedeutung der emsigen Tiere vor Augen halten: „Honig ist ein schönes Nebenprodukt. Der Hauptnutzen der Biene ist aber die Bestäubungsleistung, nicht die Honigproduktion. Es ist belegt, dass man bei Obstkulturen durch das Aufstellen eines Bienenstockes durch die bessere Bestäubung bis zu 80 Prozent Ertragssteigerung erreichen kann“, erklärt Pöcksteiner.
- Bienen gibt es seit über 90 Millionen Jahren
- Es gibt etwa 30.000 bis 40.000 verschiedene Bienenarten
- 1 Kilogramm Honig ist die Lebensarbeit von 350–400 Bienen
- Ein Bienenvolk benötigt etwa 50 bis 80 Kilogramm Honig zur eigenen Ernährung
- Die höchste Fluggeschwindigkeit von Bienen beträgt „leer“ etwa 70 km/h und „beladen“ etwa 20 km/h
- In zwei Minuten fliegt eine Biene einen Kilometer
- Eine Biene legt in ihrem Leben etwa 8.000 Kilometer zurück
- Die Bienenkönigin wird etwa fünf Jahre alt
- Die Bienenkönigin kann im Mai/Juni bis zu 3.000 Eier am Tag legen
- 5.000 Eier wiegen ein Gramm
- Die Bienenkönigin legt in ihrem Leben etwa 500.000 Eier
- Der Flugkreis einer Biene beträgt etwa drei Kilometer im Radius
Interesse an der Imkerei?Infos: www.imker-amstetten.at
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