Wasserrettung fordert zu Badegenuss mit Vorsicht auf
BEZIRK. Immer mehr Kinder können nicht schwimmen. Auch die Corona-Pandemie hat ihren Teil zu dieser Problematik beigetragen: Lange Zeit war keine Schwimmausbildung möglich. Tips bat Arnold Wagner von der Wasserrettung Waidhofen/Ybbs zum Gespräch.
Landesweit können laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) rund 160.000 Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre nicht schwimmen – davon mehr als 130.000 im Alter bis neun Jahre. Betrachtet man die gesamte österreichische Bevölkerung, so verfügen sieben, acht Prozent im Alter über fünf Jahre – das sind zwischen 600.000 und 700.000 Personen – über keinerlei Schwimmkenntnisse.
Schwimmausbildungen
„Das ist ein Problem. Wir legen ein großes Augenmerk darauf, viele Schwimmausbildungen für Kinder, aber auch für Erwachsene anzubieten. Wir wollen möglichst viele Nichtschwimmer zu Schwimmern machen und dann möglichst viele Schwimmer zu Rettungsschwimmern ausbilden“, erklärt Arnold Wagner von der Wasserrettung Waidhofen/Ybbs, die für den Bezirk Amstetten zuständig ist.
Element Wasser: Spaßfaktor und Gefahr zugleich
Dass das Element Wasser auf die meisten Menschen eine ungeheure Anziehungskraft hat, liegt auf der Hand: „Es bietet Abkühlung und der Spaßfaktor im Wasser ist auch sehr groß. Wasser ist aber auch ein Element, das ganz plötzlich sehr gefährlich werden kann – vor allem für Nichtschwimmer“, betont Wagner, der vor knapp 40 Jahren die Wasserrettung in Waidhofen/Ybbs gegründet hat und auf viele – meist sehr tragische – Einsätze zurückblickt.
„Es geht oft um Minuten“
„Bei unseren Einsätzen geht es oft um Minuten. Jeder einzelne Fall ist sehr dramatisch“, so Wagner. Abgesehen von Autounfällen, Suchbergungen nach Suiziden oder etwa Stürzen in Löschteiche seien auch die zahlreichen Privatpools für die Wasserrettung ein großes Thema: „Hier gibt es leider sehr viele Unfälle und durch Corona sind noch mehr Pools dazugekommen. Sie werden zum Teil zu wenig gesichert. Sind Kinder in Pools nur eine oder zwei Minuten unbeaufsichtigt, können ganz gefährliche Situationen entstehen“, macht Wagner aufmerksam.
Gefährliche Untiefen
Zudem habe Corona auch das Freibaden an Seen oder an Flüssen verstärkt. „Viele Menschen – auch Nichtschwimmer – halten sich an heißen Tagen an der Ybbs auf und gehen dort baden. Vor allem nach Hochwässern ändert sich die Flusslandschaft und es entstehen Untiefen, die es zuvor nicht gegeben hat. Das ist sehr gefährlich“, erklärt Wagner. Hier sei es unerlässlich, sehr gut aufzupassen, die Kinder nicht unbeaufsichtigt zu lassen und die eigenen Grenzen nicht zu überschreiten. Bei großer Hitze sei es auch wichtig, sich langsam abzukühlen und nicht ins kalte Fluss-Wasser zu springen, um einem Kollaps vorzubeugen.
Steigende Einsätze an Flüssen und Seen
„An Flüssen und Seen wird die ‚3G-Regel‘ nicht angewandt, es gibt keinen Eintritt – daher werden viele Menschen im Sommer dorthin ausweichen. Wir erwarten hier steigende Einsätze. Ich kann nur an die Menschen zu einem Badegenuss mit Vorsicht appellieren. Es ist wichtig, seine Grenzen richtig einzuschätzen. Wir von der Wasserrettung werden daran arbeiten, die Leute wieder zum Schwimmen zu bringen“, so Wagner.
Infos für Hundebesitzer
Besonders tragisch für den Waidhofner seien auch Einsätze, deren Ursachen mit Tieren in Verbindung stehen. „Es passiert immer wieder, dass zum Beispiel ein Hund beim Spaziergang am Fluss ins Wasser abrutscht und nicht mehr alleine ans Ufer kommt. Wir hatten schon Fälle, da sind die Besitzer ins Wasser gesprungen und ertrunken. Der Hund hat überlebt“, so Wagner. Wichtig sei es hier, sich vom Tier zu entfernen, auch wenn das schwer fällt. „Wenn der Hund seinen Besitzer nicht mehr sieht, lässt er sich bis zu einer Stelle abtreiben, an der er wieder besser ans Ufer kommt“, erklärt Wagner, der auf eine weitere Problematik verweist: „Bei Hochwässern kommt es immer wieder vor, dass Leute aus Neugierde am Ufer entlanggehen und sich so unbewusst in große Gefahr begeben. Hier wäre eine sensiblere Reaktion auf das Element Wasser ganz wichtig.“
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