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"Gesund aus der Krise": Wenn die junge Psyche leidet

Michaela Aichinger, 25.03.2024 19:03

BEZIRK. Psychische Belastungen haben bei jungen Menschen überhandgenommen. Eine kostenlose, rasche Unterstützung bis 21 Jahre bietet das Projekt „Gesund aus der Krise“.

Jugendliche leiden unter verschiedensten Ängsten (Foto: Antonioguillem/stock.adobe.com)
  1 / 3   Jugendliche leiden unter verschiedensten Ängsten (Foto: Antonioguillem/stock.adobe.com)

Über „Gesund aus der Krise“ erhalten Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von 0 bis 21 Jahren österreichweit, kostenlos, niederschwellig, rasch und qualitätsgesichert 15 Einheiten bei einem Klinischen Psychologen, einem Gesundheitspsychologen oder bei einem Psychotherapeuten.

Projektstart 2022

Das Projekt startete 2022 aufgrund der Corona-Pandemie und den daraus resultierenden psychischen Belastungen, insbesondere bei jungen Personen. Anmelden kann man sich über die Website www.gesundausderkrise.at/anmeldung/, per Mail an info@gesundausderkrise.at oder unter Tel. 0800 800122 (Montag bis Freitag, 8 – 18 Uhr).

Im Schnitt erfolgt die Vermittlung eines Klienten binnen zwei bis drei Wochen. Pro Klient sind 15 Einheiten möglich.

„Es gibt zudem die Möglichkeit auf einmalige Verlängerung um fünf weitere Einheiten; hier muss der jeweilige Behandler einen Antrag stellen“, erklärt Projektleiterin Fabienne Patek.

Keine Überweisung oder Diagnose nötig

Zu den Vorteilen des Programms zählt der niederschwellige Zugang: es bedarf keiner Überweisung oder Diagnostik. Zudem ist es anonym und unabhängig von der Krankenkasse. Es entstehen also keine Kosten. Auch Elterngespräche sind möglich.

Österreichweit sind derzeit 1.419 Behandler für etwa 10.700 Klienten im Einsatz – davon 204 Behandler in Niederösterreich. Im Bezirk gibt es aktuell drei Behandlerinnen.

Die Amstettner Psychologin Martha Tiefenbacher ist erst vor kurzem auf das Programm gestoßen: „Ich arbeite bereits in der Familienberatungsstelle des Hilfswerks und habe immer wieder mit Jugendlichen, die unter psychischen Problemen leiden, zu tun. Als ich von dem Programm und insbesondere von dem niederschwelligen Zugang für Jugendliche gehört habe, war ich gleich dabei.“ Tiefenbacher behandelt junge Menschen von 14 bis 21 Jahren.

Die Nachfrage sei sehr groß. Derzeit seien vier Jugendliche über „Gesund aus der Krise“ bei ihr.

Angst als ganz starkes Thema

„Bei vielen Jugendlichen ist Angst ein ganz starkes Thema. Hier geht es um Zukunftsängste, soziale Ängste, Panikattacken, Depressionen und auch Vereinsamung. Viele Eltern sind sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt; Kinder und Jugendliche bleiben oft auf der Strecke. Sie teilen mir in den Einheiten oft sehr viel mit, arbeiten gut mit und wollen sich wirklich helfen lassen. Hier mache ich sehr positive Erfahrungen“, berichtet Tiefenbacher.

Die Psychologin hat auch festgestellt, dass sich seit der Corona-Pandemie auch das Thema „Cocooning“ sehr verstärkt habe. Tiefenbacher: „Manche Jugendliche ziehen sich zurück; viel passiert zu Hause oder online; ein realer physischer Kontakt ist nicht mehr selbstverständlich. Ich habe ein paar Klienten, die sich nicht mehr außer Haus trauen.“

Auch persönliche Krisen wie Scheidung beziehungsweise Trennung der Eltern seien ein Thema. „Es gibt jedenfalls thematisch keine Ausschluss-Kriterien“, so Tiefenbacher.

Bei unentschuldigtem Fehlen hält die Psychologin den Therapieplatz noch 14 Tage frei, dann wird storniert und der Klient ist zukünftig für das Programm gesperrt.

„Kindern und Jugendlichen adäquate Unterstützung bieten“

Seit Anfang an als Behandlerin bei „Gesund aus der Krise“ ist auch die Amstettner Psychologin Sylvia Hintersteiner. Derzeit kommen wöchentlich etwa zwölf Kinder und Jugendliche über das Programm zu ihr. Größtes Thema sind ebenfalls verschiedenste Ängste – besonders soziale und Versagensängste.

„Ich habe mich für eine Mitarbeit bei 'Gesund aus der Krise' entschieden, weil ich seit jeher im Kinder- und Jugendbereich tätig bin, dort auch einen Versorgungsengpass wahrgenommen habe beziehungsweise wahrnehme und ich es für wichtig finde, den Kindern und Jugendlichen adäquate Unterstützung anbieten zu können“, betont Hintersteiner.

Elterngespräche bei Bedarf

Bei jüngeren Kindern und Jugendlichen lädt Hintersteiner zunächst die Eltern allein ein, um ihre Anliegen und Sorgen zu besprechen, ein Therapieziel zu formulieren. „Im weiteren Verlauf arbeite ich nach Möglichkeit mit den Kindern und Jugendlichen im Einzelsetting. Elterngespräche finden bei Bedarf statt oder es erfolgt am Ende der Stunde, wenn sie abgeholt werden ein kurzer Austausch. Das Abschlussgespräch findet meist mit Kindern/Jugendlichen und Eltern statt“, so die Psychologin.

Es gibt auch Jugendliche, die sich die Therapie selbst organisieren und nicht möchten, dass die Eltern eingebunden werden. „Auch diesem Wunsch komme ich nach, sofern nicht Gefahr in Verzug ist“, erklärt Hintersteiner.

 

„Gesund aus der Krise“ wird vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz gefördert und vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen in Kooperation mit dem Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie umgesetzt. Mehr: gesundausderkrise.at

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