STADT HAAG. Im Österreichischen Luftfahrtmuseum Graz hat eine Haager Luftfahrtgeschichte der Familie Grabner nach 87 Jahren ein glückliches Ende gefunden. Das einzige Original Motorflugzeug der Marke Klemm KL 20 bleibt der Nachwelt erhalten.
Dem Haager Abenteuerpilot und Unternehmer Wolfgang Grabner wurde die Freude am Fliegen definitiv in die Wiege gelegt: In den 1930er-Jahren machte Wolfgang Grabners Vater, der Haager Franz Grabner, mit seinen Flugaktivitäten von sich reden. Das kam so: Den ersten Kontakt zur Fliegerei hatte Franz Grabner als Zehnjähriger, als ein Berliner Sommergast ein Modellflugzeug vorführte.
1914 erlebte er am Flughafen Aspern einen Flugtag, der große Begeisterung in ihm hervorrief. Mit 18 Jahren musste Franz Grabner zum K.u.K.-Militär einrücken und am Feldflugplatz Udine Wachdienst ausführen. Dabei war er von den startenden und landenden Flugzeugen derart begeistert, dass sein Entschluss endgültig feststand, selbst aktiver Flieger zu werden.
Gleitflugzeuge gebaut
Nach dem 1. Weltkrieg lernte Grabner die Linzer Brüder Waneck kennen, die 1925 in Linz eine Fliegergruppe gründeten und gemeinsam ein Vereins-Gleitflugzeug bastelten. Dann begann er in Eigenregie den Bau eines eigenen Gleitflugzeuges. Dieses verkaufte er später und baute in der Folge drei weitere, immer bessere Gleitflugzeuge.
In der Röhn (Deutschland) machte Grabner die A, B und C Prüfungen. Dann war er sehr aktiv am Rohrberg in St. Valentin als Fluglehrer tätig und begeisterte viele Jugendliche für den Flugsport.
Nach intensiver Segelflugerfahrung machte er bei der deutschen Luftfahrts-GmbH in Böblingen bei Stuttgart den Motorflugschein. Als Schulflugzeug wurde eine „Klemm“ verwendet. Mit dem Motorflugschein ausgestattet, war es nun Grabners absolutes Ziel, ein eigenes Motorflugzeug zu besitzen und zu fliegen.
Zweisitzige Klemm KL 20
Da er in Böblingen sowohl den Flugzeugkonstrukteur Hanns Klemm als auch den Motorkonstrukteur Ferdinand Porsche persönlich kennengelernt hatte, wollte er unbedingt ein Flugzeug, deren Väter die beiden waren. Über Umwege kam er zu einer gebrauchten zweisitzigen Klemm KL 20. Als Start- und Landebahn diente die abgemähte Grothe-Wiese in Haag.
Bei all diesen Flügen waren immer unzählige Schaulustige auf den Beinen und bestaunten das für damalige Zeiten einmalige Spektakel.
Flugzeugteile in Heustadel versteckt
Nach dem Einmarsch von Hitler und Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde 1938 das private Fliegen verboten. Die Klemm wurde abgebaut und die Teile bei verschiedenen Bauern versteckt. Im Jahr 1945 wurde Haag von der russischen Armee besetzt. Anlässlich einer Razzia wurden die Flugzeugteile im Heustadel entdeckt.
Um einer Bestrafung zu entgehen, wurden die Teile als „Boot“ deklariert. Die Russen warfen den Rumpf in einen Teich und benutzten ihn als Boot. Dadurch wurde er so beschädigt, dass er nach Abzug der Russen und Freigabe der Zivilluftfahrt 1955 nur mehr schwer zu reparieren gewesen wäre.
Der Motor wurde gegen einen gebrauchten VW-Käfer eingetauscht, die Zelle in der Holzhütte in Salaberg gelagert.
Flugzeug im Grazer Flugzeugmuseum
1987 schenkte Franz Grabner das Flugzeug dem Grazer Flugzeugmuseum. Dort verblieb es mit Zwischenstationen in Eisenstadt und Langenlebarn bis 2023. Inzwischen kaufte Sohn Wolfgang Grabner den Motor wieder zurück. Da die Zelle von der Firma Craftlab auf Neuzustand restauriert wurde, stellte Grabner den Motor dem Museum ebenfalls zur Verfügung. Damit fand die unendliche Geschichte ein glückliches Ende und die einzige Original Klemm KL 20 bleibt der Nachwelt erhalten.
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