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Der Anerkennungspreis für Bühnenkunst des Landes OÖ geht an den Andorfer Simon Mayer

Alexandra Dick, 07.05.2018 12:16

ANDORF. 2017 hat Simon Mayer den Outstanding Artist Award für darstellende Kunst des Bundeskanzleramtes gewonnen. Nun folgt der Anerkennungspreis für Bühnenkunst des Landes Oberösterreich für seine Produktion „Sons of Sissy“. Im Interview erklärt der 33-jährige Tänzer aus Andorf, warum er sich über den Preis freut und dennoch erst überlegen musste, ob er ihn annehmen will.

Simon Mayer (l.) als einer der Sons of Sissy
Foto: Franzi Kreis
Simon Mayer (l.) als einer der Sons of Sissy Foto: Franzi Kreis

Tips: Wie fühlt es sich an, für die jahrelange, zeitintensive Arbeit endlich Anerkennung zu erfahren?

Simon Mayer: Es fühlt sich super an. Die Anerkennung durch das Publikum ist in den letzten Jahren mehr geworden und wir spielen auf Tournee fast immer vor ausverkauften Auditorien. Der Anerkennungspreis des Landes OÖ ist für mich eine Überraschung und ein Preis, der mir sehr viel bedeutet.

Tips: Warum bedeutet Ihnen dieser Preis so viel?

Mayer: Weil es bisher sehr schwierig war, in Oberösterreich und vor allem in Linz aufzutreten. Man tourt in ganz Europa und darüber hinaus, aber in der eigenen Heimat kommt nichts zustande. Ein sehr schöner Moment war es, als wir es nach langer Verhandlung mit dem Musiktheater endlich geschafft hatten, mit Hilfe und im Rahmen des Tanzhafenfestivals endlich auch in Linz zu spielen. Ich hoffe, dass dies das Vertrauen der Musiktheaterkuratoren gestärkt hat, um in Zukunft Performance und zeitgenössischem Tanz noch mehr eine Bühne zu bieten.

Tips: Ein weiterer Höhepunkt war die Einladung zum Festival der Regionen in Marchtrenk.

Mayer: Das tat echt gut, endlich vor oberösterreichischem Publikum zu spielen und das Stück „Sons of Sissy“, das sehr viel von oberösterreichischen Traditionen inspiriert ist, meiner Heimat näherzubringen. Und nun der Anerkennungspreis. Es freut mich wirklich, dass die Arbeit – auch wenn sie kaum gezeigt wird – vom Land anerkannt wird.

Tips: Die Freude über den Preis ist also groß?

Mayer: Ich freu' mich über den Preis, weil wir in einer Zeit und an einem Ort leben, wo die Angst vor Fremden wieder größer wird. In dem Kontext finde ich es schön, wenn meine Arbeit und „Sons of Sissy“ Anerkennung bekommen, denn ein neuer Blick auf Dinge und das Vereinende vor das Trennende zu stellen, ist die Essenz meines Schaffens. Und da freu' ich mich, wenn das Land das wertschätzt.

Tips: Sind Ihnen Auszeichnungen wichtig?

Mayer: Das kommt immer auf den Kontext an. Ich bin nicht so der Typ, der sich Orden an die Brust heftet. In dem Fall ist es natürlich schon schön zu wissen, dass die Arbeit auch hierzulande was bedeutet.

Tips: Gab es einen Moment, in dem Sie daran gedacht haben, den Preis nicht anzunehmen?

Mayer: Ich hab' überlegt, ob ich den Preis annehmen kann oder soll. Wenn ich auf der einen Seite sehe, dass Förderungen gekürzt werden, andere Künstler darunter leiden und ich einen Preis bekomme, ist das fürs Gewissen etwas schwierig. Daher werde ich das Preisgeld auch für ein Projekt verwenden, das die Kulturlandschaft in Oberösterreich und Oberösterreichs Künstler unterstützen soll.

Tips: Mit „Sons of Sissy“ begeistern Sie Publikum und Preisrichter gleichermaßen. Woran liegt das?

Mayer: Ich denke, es ist die Kombination aus Heimat und Fremde. Das eine kann nicht ohne das andere. In „Sons of Sissy“ bringen wir traditionellen österreichischen Volkstanz und Volksmusik zu ihren rituellen und spirituellen Wurzeln zurück. Durch die Recherche über Volkstanz und -musik bin ich auf so viele Parallelen in anderen Kulturen und Ländern gestoßen. Wir sind nicht die ersten, die auf den Boden stampfen, sich auf die Oberschenkel schlagen und dazu laut schreien. Kreistänze, Drehröcke, Jodeln – alles universelle Volkskunstformen. Jeder macht“s ein bisschen anders, aber in der Essenz machen's alle gleich und aus derselben Motivation heraus: weil“s Spaß macht.

Tips: Welche Rolle spielen Volksmusik und Volkstanz in Ihren Stücken?

Mayer: Sie spielen eine große Rolle. Vor allem die Idee des universellen Volkstanzes und der universellen Volksmusik – also einen Volkstanz und Volksmusik zu kreieren, die alle Menschen verbinden. Es ist die Natur des Volkstanzes Menschen zu vereinen.

Tips: Arbeiten Sie schon an einem neuen Projekt?

Mayer: Ja. Eines nennt sich „Requiem“. Hierin beschäftigen sich Matteo Haitzmann und ich mit dem Thema Tod und unserer Version eines Sterberituals und eines Requiems. Das andere heißt „Volxfest“ – eine Volks-tranceparty wie sie in zehn Jahren im Bilderbuch stehen wird.

Tips: Tänzer, Choreograf, Musiker, Intendant, Dozent – Sie haben sich für ein Leben für die Kunst entschieden. Was treibt Sie an?

Mayer: Die Liebe zur Freiheit, die Freiheit zu lieben und die transformative und heilende Kraft von Kunst. Dass ich mir die Haare komisch schneiden kann und es dahoam eigentlich jeder akzeptiert, weil ich Künstler bin. Dass ich Zeit damit verbringen kann, Menschen zu beobachten und dahinterzukommen, warum die Dinge so laufen, wie sie laufen – oder eben nicht laufen. Dass ich neue Perspektiven eröffnen und den Blick auf Dinge lenken kann, die übersehen werden.

Tips: Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Mayer: Im Spiegel, lachend und mich freuend übers Leben.


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