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„Nicht Ideologie, sondern Pragmatismus ist nun angesagt“

Omer Tarabic, 05.11.2018 07:52

BEZIRK SCHÄRDING. Zahlreiche Betriebe aus dem Bezirk Schärding haben nach wie vor Probleme, ihre offenen Lehrstellen zu besetzen. Somit könnten die Fachkräfte der Zukunft langsam rar werden.
 

Claus Grübl (Comak-Beratung), Franz Baumann (Baumann Glas), Landesrat Rudi Anschober, Doris Minich (Minich’s Gärten) und Thomas König (Agentur Reichl und Partner) (v. l.) (Foto: Land OÖ)

Mit Oktober sind 68 Lehrstellen im Bezirk Schärding als sofort verfügbar gemeldet. Das sind gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr 45 mehr offene Lehrstellen. Der Mangel an Lehrlingen nimmt folglich massiv zu. Viele Betriebe beziehungsweise Branchen finden immer schwieriger Lehrlinge, dies zeigt die Auswertung des Arbeitsmarktservice zu den offenen Lehrstellen. Vor allem in Mangelbranchen wie etwa Installations-/GebäudetechnikerIn, ElektrotechnikerIn, KFZ-TechnikerIn oder SpenglerIn ist die Situation prekär. Die Möglichkeit, offene Lehrstellen mit Asylwerbern unter 25 Jahre zu besetzen, haben immer mehr Betriebe genützt.

Beschluss des Ministerrats sorgt für Wirbel

Doch nach einem Beschluss des Ministerrats der österreichischen Regierung vom 12. September wird der bisher einzige mögliche Arbeitsmarktzugang (neben kurzzeitigen Arbeitsmarktzugängen), die Lehre für Asylwerber bis 25 Jahren in Mangelberufen gestrichen. Jugendliche Asylwerber konnten bis zum Beschluss seit dem Jahr 2012 eine Bewilligung für eine Lehre in einem Beruf erhalten, in dem das Arbeitsmarktservice einen Lehrlingsmangel verzeichnet. Mit einem Erlass des Arbeitsministers aus dem Jahr 2012 wurden die Beschäftigungsmöglichkeiten für jugendliche Asylwerber bis 18 Jahre festgelegt und in einem weiteren Erlass aus dem Jahr 2013 auf Jugendliche bis 25 Jahre erweitert. Mehrere betroffene Unternehmer haben mittlerweile Rechtsschritte gegen die Verweigerung des Genehmigungsbescheids für die Ausübung einer Lehrstelle durch Asylwerbende in ihrem Betrieb eingereicht. „Einige unter Berufung auf die EU-AufnahmeRL, einige aufgrund der Tatsache, dass ihnen die Genehmigung verweigert wurde, obwohl sie mehrere Wochen vor dem Erlass vom 12. September – also bei offenem Zugang zur Lehrstelle für Asylwerbende – den Antrag eingebracht haben“, berichtet Landesrat Rudi Anschober im Zuge einer Pressekonferenz.

Kampagne findet großen Zuspruch

Mit der Aktion „Ausbildung statt Abschiebung“ – der Aufstand der Wirtschaft für eine Lösung der Vernunft“ soll der Lehrlingsmangel gestoppt werden. Bereits rund 1.000 Unternehmen und viele Promis aus der Wirtschaft unterstützen diese Kampagne. So auch der Innviertler Traditionsbetrieb Josko Fenster und Türen.

Auch Josko betroffen

„Gerade bei uns im Bau-Nebengewerbe ist die Facharbeiter-Situation sehr angespannt – besonders draußen auf der Baustelle, aber auch in unseren Betrieben“, berichtet Johann Scheuringer, Geschäftsführer von Josko Fenster und Türen, welcher hinzufügt: „Wir bilden seit über 60 Jahren Lehrlinge aus. Jeder einzelne ist sehr wichtig und hat sehr spezifisches Know-how. Von den aktuell 40 Lehrlingen sind drei Asylwerber, zwei mit positivem Bescheid, einer hat einen negativen Bescheid bekommen. Grundsätzlich sollten wir die dreifache Zahl an Lehrlingen aufnehmen, um auch unsere zukünftigen Pensionisten zu ersetzen. Davon sind wir zurzeit weit entfernt. Dieses Thema ist für die Zukunftsfähigkeit von Josko und unserer Gesellschaft zu wichtig. Nicht Ideologie, sondern Pragmatismus ist hier angesagt.“ InformationMehr Informationen zum Thema „Lehre im Bezirk Schärding“ gibt es in der kommenden Ausgabe der Tips Schärding.


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