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Interview mit Bürgermeister Manfred Baumberger: Stadt, Land und viel Verkehr in Ansfelden

Laura Voggeneder, 06.07.2018 15:14

ANSFELDEN. Manfred Baumberger befindet sich in seinem neunten Jahr als Bürgermeister. Im Jahr des dreißigjährigen Stadtjubiläums herrscht aber nicht immer Feierlaune in der siebtgrößten Kommune Oberösterreichs.

  1 / 4   "Ich bin gerne Bürgermeister", sagt Manfred Baumberger. Foto: Stadtgemeinde Ansfelden/ Gregor Kraftschik

Tips: Wie haben Sie die Stadterhebung vor 30 Jahren erlebt?

Manfred Baumberger: Das war ein riesiges Remmidemmi. Es wurden auch 1200 Jahre Siedlungsgeschichte gefeiert. Damals war ich 25 Jahre alt und spielte bei der Union Traun Fußball. Wir mussten uns als Römer verkleiden.

Tips: Die Umfahrung Haid an der B139 ist seit Jahren ein Thema. Gibt es dazu Neuigkeiten?

Manfred Baumberger: Die B139 ist natürlich das wichtigste straßenbauliche Projekt für die Stadt und für die Region. Mir fehlt die Geschwindigkeit beim Land Oberösterreich. Damals hat es geheißen, dass die Abfahrt Traun, die ja mitten durch Haid führt, ein Provisorium ist. Heuer sind es bereits 60 Jahre, dass es die Abfahrt gibt. Das ist im Gegensatz zum Stadtjubiläum ein trauriges Jubiläum. Das Umfahrungsprojekt liegt jetzt beim Land und bei der Asfinag. Jetzt geht's ans Umweltverfahren. Die Trasse für die Anschlüsse ist ohnehin fixiert, doch die Kreisverkehre sind zu klein. Davor haben wir schon vor mehr als zehn Jahren gewarnt.

Tips: Wurde da nicht langfristig genug gedacht?

Manfred Baumberger: Die Leute haben damals eben nicht 30 oder 40 Jahre vorgedacht – das ist einfach zu wenig für Straßenbauprojekte. Man muss da Mut zur Lücke haben. Ich verstehe auch nicht, warum man beim Land nicht Prioritäten setzt und die volle Kraft in die Verlängerung der Straßenbahn als StadtRegioTram bis nach Kremsdorf reinsteckt. Es gibt 8000 Arbeitsplätze in Ansfelden, viele Pendler, die aus- und einpenlden, viele Ausbildungsplätze auch in Richtung Traun und Leonding. Wichtig wird auch der Park-and-Ride-Parkplatz für 400 bis 500 Autos, der kommen soll, um die Autos aus dem Kremstal abzufangen. Je länger man wartet, desto teurer wird es.

Tips: Hat das politische Hintergründe?

Manfred Baumberger: Ja, auf jeden Fall. Wenn man sich ansieht, wie die Landesregierung aufgestellt ist. Wir roten Gemeinden sind ja Nettozahler und das Geld landet dann in ihren Gemeinden. Bei unseren Projekten wird gebremst. Das soll aber nicht so sein.

Tips: Andere rote Bürgermeister beklagen, dass Vorhaben zu genau geprüft werden...

Manfred Baumberger: Das ist eine Katastrophe. Das wird nicht genau geprüft, das wird bewusst geschoben. Wir roten Gemeinden sind ja auch Nettozahler. Wir halten das Land aufrecht. Wir liefern das Geld an das Land, das kommt nicht mehr zurück.

Tips: Wie sieht es mit den Finanzen in Ansfelden aus? Als Sie das Bürgermeisteramt nach dem Tod von Walter Ernhard übernommen haben, stand ja einiges im Argen.

Manfred Baumberger: Das stimmt so nicht, es ist nicht vieles im Argen gelegen .Das haben die Medien und die Opposition so kommuniziert. Das war gelogen. Der Vorgänger hat der Bevölkerung viele Leistungen gegeben bei geringen Gebühren. Man kann da nichts drehen, es wird ja alles dokumentiert. Da wird in vielen anderen Gemeinden Schindluder getrieben. Er waren halt gute Zeiten. Dann kam die Finanzkrise. Das wird ja nicht kommuniziert. Damals hatten wir 30 Millionen Euro Budget, heute haben wir 38 oder 39 Millionen Euro. Da sind wir um ein Viertel gewachsen. Wir haben mehr Betriebe, mehr Arbeitsplätze, mehr Kommunalsteuern. Bei der Finankrise hat es ja 300 Gemeinden gegeben, die betroffen waren.  Bundesertragsanteile waren dann zum Beispiel um eine Million Euro geringer. Da war auch Ansfelden betroffen. Das hat die Opposition genutzt! Dann kann die Umfärbungsaktion seitens des Landes – es war auch klar, dass man die Chance nutzt.

Tips: Wie hat es Ansfelden aus der Krise geschafft?

Manfred Baumberger: Wir haben Leistungen zurückgenommen. Wir haben Personal reduziert. Wir haben das wieder so gemacht, wie es gehört. Wir sind jetzt gut aufgestellt, aber passieren darf auch nichts. Wir können die Erwartungen der Bevölkerung erfüllen was etwa Müll/Grünschnitt/Müllcontainer/Schneeräumung und so weiter betrifft. Derzeit haben wir bei den städtischen Mitarbeitern 260 Vollzeitäquivalente. Wir müssen trotzdem jeden Cent zweimal umdrehen, so wie jede andere Kommune auch.

Tips: Welche größeren Projekte stehen in Ansfelden an?

Manfred Baumberger: Jährlich werden rund 200 Wohneinheiten gebaut, das meiste in den Stadtteilen Ansfelden und Haid, auch in Nettingsdorf. Insgesamt wird es im Haidpark 365 Wohnungen geben, pro Wohnung rechnen wir mit 2,3 bis 2,4 Personen. Im Herbst wollen wir den Motorikpark im Kremspark eröffnen, darauf bin ich stolz. In Freindorf und Ansfelden planen wir auch Verkehrsmaßnahmen, um den Durchzugsverkehr umzuleiten.

Tips: Um beim Geld zu bleiben: Wie beurteilen Sie die Erhöhung der Bezüge für oö. Bürgermeister?

Manfred Baumberger: Denen gehört noch mehr Geld. Was bekomme ich denn? Das ist der nächste Blödsinn. In acht Jahren, in denen in Bürgermeister bin, habe ich einmal eine Lohnerhöhung von 0,6 Prozent bekommen. Hätten Sie damit eine Freude? Die Inflation nicht eingerechnet, verdiene ich 500 oder 600 Euro netto weniger.

Tips: Woran liegt das?

Manfred Baumberger: Das hängt immer vom Bezug des Nationalratsabgeordneten ab. Man bekommt immer nur einen Bezug. Die oö. Bürgermeister sind die am schlechtesten bezahlten. Die glauben, wenn man bei der Politik spart und bei den Bürgermeistern, dann kommt man bei der Bevölkerung gut an. Jeder läuft umher, egal ob gut oder schlecht. Jeder Bürgermeister hat Termine, arbeitet zwölf oder 14 Stunden. Da sagt dann eh keiner mehr etwas. 24/7, das haben wir für das Geld und die Verantwortung. Das sagt ja auch keiner. Im Verhältnis zur Privatwirtschaft, wo man als Unternehmer mit 50 Leuten oder mehr den Bezug hat. Wir haben 250 Beschäftigte. Wenn man das in Verhältnis setzt, sind wir ja weit unterbezahlt. Daas sieht ja keiner. Die Verantwortung hat immer der Bürgermeister. Privatrechtlich haftet man.

Tips: War die Erhöhung der Bezüge überfällig?

Manfred Baumberger: Das war noch zu wenig. Auch dass wir haupt- und nebenberufliche Bürgermeister haben, ist unnötig. Warum wird das nicht gleich abgeschafft? Der kleine Bürgermeister, der etwas nebenbei arbeitet, verdient mehr als ich. Einer Nebenbeschäftigung darf ich nicht nachgehen. Ich hätte eh zu wenig Zeit. Bei 17.000 Einwohnern geht das eh nicht. Dass man jetzt sagt, die bekommen eh mehr, ist Hohn, das ist eine Frechheit.

Tips: Sind Sie gerne Bürgermeister?

Manfred Baumberger: Ja, ich bin gerne Bürgermeister und will das auch noch bleiben.

Tips: Kann man sich das Haus-Bauen in Ansfelden noch leisten?

Manfred Baumberger: Ja, auf jeden Fall, gerade in Ansfelden. Jetzt sind wir in guten Lagen bei Preisen von etwa 250 Euro pro Quadratmeter, in weniger guten sind es 200 Euro. Im Vergleich zu andere Kommunen im Speckgürtel sind wir wohl die günstigsten - und die haben nicht die gute Infrastruktur, die wir haben. Außerdem haben wir im Vergleich zu Kommunen wie Traun oder Leonding noch Potential zu wachsen. Es sind in den nächsten 40 Jahren auf jeden Fall noch genügend Grundstücke vorhanden.

Tips: Wächst Ansfelden zu schnell?

Manfred Baumberger: Wir wachsen absolut nicht schnell. Wir wachsen circa zwei Prozent pro Jahr. Wenn wir uns die letzten 20 oder 10 Jahre anschauen, da sind wir bei einem Prozent. Das ist schwer in Ordnung. Gleichzeitig ist das Vereinsleben intakt. Wir schauen. dass wir wieder einen zusätzlichen Verein bekommen. Wir sind hier nicht untätig.

Tips: Gibt es genug Kinderbetreuungsplätze in Ansfelden?

Manfred Baumberger: Ja, wir denken bei Wohnbauprojekten immer die Kindergärten mit. Die Zahl der Krabbelstubenplätze hat sich in meiner Zeit als Bürgermeister verdoppelt. Wir wollen verhindern, dass es lange Wartezeiten gibt. Wir sind froh, dass wir hier alles im städtischen Bereich haben.


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