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Wider das Vergessen: Kriegsende im Mai 1945 in Asten

Rafael Haslauer, 20.06.2017 12:46

ASTEN. Der zweite Teil der Tips-Serie „Wider das Vergessen“ beschäftigt sich mit dem Ende des zweiten Weltkriegs in Asten und der Region. Mit Geschichte also, die sich direkt auf unserem Boden abgespielt hat.

Symbolfoto: Weihbold
Symbolfoto: Weihbold

Wolfgang Neuwirth, Vorstandsmitglied des Musealvereins Lauriacum Enns, hat tief geschürft, um an Originalquellen zum Thema „Kriegsende in der Region“ zu gelangen. Die Geschichte beginnt, als sie eigentlich schon geschrieben war: am 5. Mai 1945; Austragungsort: Asten.

An die Offiziere und Männer der 65. Infanterie Division

„Heute ist ein glücklicher Tag für uns. Und für mich ist es auch ein Tag, an den ich mit Stolz zurückdenken werde.“ So beginnt ein Brief an die Offiziere der 65. Infanterie Division von S.E. Reinhardt, Major General der U.S. Army am 7. Mai 1945. Und mit den Worten: „Unsere Arbeit ist nicht getan und kann nicht getan sein, bis auch Japan die gleiche Bestrafung wie Deutschland und Italien für die gleichen Verbrechen erhalten hat“, endet er. Was war geschehen?

Ein Tag zuvor

Zwei Panzer- und vier Infanteriedivisionen (der dritten US-Armee angehörig), deren Stärke etwa 75.000 Mann zählte, stand nur die 487. Ergänzungs- und Ausbildungsdivision mit etwa 10.000 Mann gegenüber, um Oberdonau, wie Oberösterreich damals genannt wurde, zu verteidigen. Es war das erste Bataillon, das am 5. Mai 1945 gegen 22 Uhr Asten besetzte, dann weiterfuhr und etwa 15 Minuten später auch Enns besetzte.

Besetzung

„Das Bataillon sicherte sofort seine Position, Kriegsgefangene wurden umzingelt und zurückgeführt. Um zirka 22.30 Uhr überquerte die C-Kompanie die Brücke der Hauptstraße und setzte den Weg entlang der Straße fort, als sie von etwa 200 bewaffneten SS-Leuten gefangengenommen wurden“, erzählt Neuwirth. Dem SS-Kommandeur sei es erlaubt worden sich zurückzuziehen, eine Verhandlung wurde vereinbart und die SS-Bedingungen zurückgewiesen. Das zweite Bataillon brachte Truppen nach Enns und besetzte den zugewiesenen Abschnitt.

Panzerdivisionen um Enns

Bei Kriegsende lagen drei SS-Panzerdivisionen rund um Enns. Die zweite SS-Panzerdivision „Das Reich“ hatte eine Panzerwerkstätte in Raffelstetten. Die zwölfte SS-Panzerdivision „Hitlerjugend“ ging am 8. Mai 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Teile davon waren in den provisorischen Lagern in Asten.

Rückführung von Russen aus dem Lager in Asten

Bei der Konferenz in Yalta/Ukraine wurde am 28. Februar 1945 ein Vertrag geschlossen, dass die Alliierten fremde Staatsbürger aus ihren Besatzungszonen an Vertreter ihrer jeweiligen Herkunftsländer übergeben. Nach Kriegsende wurden am 23. Mai 1945 in Leipzig/ Deutschland die Bedingungen für diese Rückführungen präzisiert. „Insgesamt waren mehr als 5,5 Millionen Staatsbürger der Sowjetunion betroffen, die von den Besatzungszonen der Westmächte an die Russen übergeben wurden. Auch vom Lager in Asten aus gab es solche Rückführungen“, so Neuwirth.

Russen, die auf deutscher Seite gekämpft haben

Besonders schlimm sei die Situation für jene Russen gewesen, die auf deutscher Seite gegen die Rote Armee gekämpft hatten. „Man kann davon ausgehen, dass die russischen „Hiwis“ (Hilfswillige), die sich in den provisorischen Lagern in Asten befunden hatten, später ebenfalls von den Amerikanern an die Russen übergeben wurden“, so Neuwirth abschließend.


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