Borkenkäfer: „Waldbesitzer sollten die Bäume wöchentlich auf Befall untersuchen“
BRAUNAU. Die Borkenkäfer halten Einzug im Bezirk Braunau. Jörg Eiblhuber ist Forstberater der Bezirksbauernkammer Braunau und selbst von der Plage betroffen. Er weiß, wie wichtig eine rasche Beseitigung des befallenen Holzes ist und im Interview erklärt er die Ursachen für die schnelle Verbreitung des heimischen Käfers.
Tips: Seit wann hat sich die Borkenkäfer-Lage im Bezirk zugespitzt?
Eiblhuber: Bis vor zwei oder drei Wochen war die Lage noch relativ ruhig. Ich fand das sehr erstaunlich, da ich aufgrund der Trockenheit im Frühjahr schon mit einem früheren Käferbefall gerechnet habe.
Tips: Wie ist der derzeitige Stand der Dinge im Bezirk?
Eiblhuber: Die ersten Nachkommen sind ausgeflogen und haben sich schon wieder für eine neue Brut eingebohrt. Bei günstigen Bedingungen sind bis zu drei Generationen pro Jahr möglich. Die Jungkäfer sind sofort geschlechtsreif, die Mutterkäfer legen parallel eine neue Brut an. Daher können 200 Borkenkäferweibchen bis zu 3,2 Millionen Nachkommen erzeugen.
Tips: Wie ist eine so rasche Vermehrung möglich?
Eiblhuber: Den Borkenkäfer kann man als Polizei des Waldes verstehen. Er befällt nur geschwächte Bäume. Für gewöhnlich verharzen die Bäume befallene Teile von selbst, sofern ein ausreichender Wasserhaushalt gegeben ist. Heuer haben wir aber ein starkes Zapfenjahr und hatten ein trockenes Frühjahr. Den Bäumen fehlt einfach das Wasser und die Kraft, um den Käfern den Kampf anzusagen.
Tips: Wie kann man erkennen, dass ein Baum befallen ist?
Eiblhuber: Früher haben sich die Baumkronen gelb verfärbt, bevor die Baumrinde abgefallen ist. Nun ist es verstärkt andersrum, der Befall ist zuerst an der Rinde sichtbar, die Kronen sind aber immer noch grün. Dieses Phänomen hat sich in den letzten Jahren entwickelt.
Tips: Wie müssen Waldbesitzer dann vorgehen, um Käferbefall möglichst schnell zu erkennen?
Eiblhuber: Die sogenannte Waldhygiene ist der beste Weg. Flugbeginn ist Mitte April und ab da sollten Waldbesitzer einmal wöchentlich die Bäume auf Befall untersuchen. Da die Kronen der Käferbäume heutzutage aber so lange grün sind, ist dafür eine Kontrolle aus der Nähe notwendig.
Tips: Auf welche Merkmale sollte man dabei speziell achten?
Eiblhuber: In den Rindenritzen sammelt sich das Bohrmehl an, das die Käfer auswerfen. Das Material verfängt sich auch oft an Spinnennetzen am Wurzelstock. Ihre Eier legen die Borkenkäfer im Bastteil zwischen Holz und Rinde ab. Die Kontrolle soll vor Regen erfolgen, sonst wird das Bohrmehl vom Stamm gewaschen. Unter der Rinde ist das für jeden Borkenkäfer typische Fraßbild gut zu erkennen.
Tips: Wie viel Zeit bleibt dann, um den Baum zu entfernen?
Eiblhuber: Drei Wochen nach der Eiablage schlüpfen die weißen Larven und nach weiteren zwei Wochen bohrt sich der fertige Käfer an die Oberfläche. Die Entfernung des befallenen Baumes muss also im weißen Larvenstadium erfolgen. Befallene Wipfelstücke müssen gehackt werden und wenn das Hackgut in den Wald zurückgeblasen wird, gibt es eine Förderung von 80 Prozent der Kosten.
Tips: Ist es möglich, den Borkenkäfer auszurotten?
Eiblhuber: Nein, das ist unmöglich. Wenn die Wetterlage passt, gibt es ja ein Gleichgewicht. Das Ziel ist es, eine Massenvermehrung im Bezirk zu verhindern. Laut Forstgesetz ist jeder Waldbesitzer ohnehin dazu verpflichtet, bei Befall die Bekämpfungsmaßnahmen einzuleiten.
Tips: Was wäre dann ein Lösungsansatz für die Zukunft?
Eiblhuber: Im Bezirk liegt der Fokus darauf, sich langfristig auf die natürlichen Waldgesellschaften einzupendeln. Dafür wir die Fichte reduziert und Tanne, Eiche und Buche verstärkt gefördert. Zusätzlich ist ein regelmäßiges Durchforsten ratsam, da Lichteinfall am Boden eine Verjüngung der Natur ermöglicht. Zusammenarbeit mit der Jägerschaft ist notwendig, damit die Mischbaumarten unverbissen aufkommen können.
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