Braunauer beweist mit 94 Jahren viel Kreativität und eine ruhige Hand
BRAUNAU. Im Sommer feiert Heinz Neuwirth seinen 95. Geburtstag. Sein Alter kennt man ihm jedoch nicht an, denn der Braunauer hält sich mit vielen Hobbies und Aktivitäten fit. Unter anderem bemalt er Seidentücher und Glaskugeln. Dabei beweist er ein hohes Maß an Kreativität und viel Liebe zum Detail.
„Andere gehen zum Stammtisch ins Wirtshaus, trinken und rauchen, ich bleibe zuhause und investiere mein Geld lieber in meine Seidentücher und Glaskugeln“, erzählt Heinz Neuwirth von seinem Hobby. Über 60 Seidentücher und zahlreiche Glaskugeln hat der 94-Jährige schon bemalt – und das mit freier Hand, ohne zu zittern, ist der Pensionist stolz. Die vielfältigen Motive fallen ihm meist ein, wenn er nachts nicht schlafen kann, erzählt er. Die Ideen werden dann sofort in einem Block festgehalten. Dabei probiert er immer neue Techniken und Muster aus. Mal sind es florale Motive, mal geometrische Formen, mal Abstraktes. Auch Märchenmotive für Kinder hat er schon auf Glaskugeln festgehalten. Aber eines ist sicher: Jedes seiner Werke ist einzigartig. Ob sie jemand braucht oder nicht, ist Neuwirth „wurscht“, wie er sagt. Schließlich mache er das ja für sich selbst als Freizeitbeschäftigung. Doch seine Arbeiten kommen gut an, denn er muss auch schon die eine oder andere Auftragsarbeit machen. Bei ihm gibt es für jede Gelegenheit ein Tuch, wie er selbst sagt.
Künstlerische Ader
Obwohl er schon in jungen Jahren gerne malte und künstlerisches Talent zeigte, fand er erst im fortgeschrittenen Alter den Weg zurück zur Kunst. Beruf, Familie und andere Hobbys ließen dem ehemaligen Finanzamtsdirektor zuvor kaum Zeit dazu. Auch der Tod seiner Frau vor gut zwei Jahren – die beiden waren ganze 68 Jahre verheiratet – warf ihn in ein tiefes Loch. Seit einem Jahr betreibt er die Malerei jedoch wieder intensiv und er fand seine Kreativität wieder. Die freiberufliche Gesundheitspflegerin Ingrid Bohusch begleitet ihn seither. Für sie ist der 94-Jährige ein großes Vorbild: „Herr Neuwirth kann anderen Mut machen, dass sie auch noch bis ins hohe Alter viel machen können. Auch zeigt er, dass man auch aus schlechten Zeiten wieder rausfinden und neue Lebensfreude gewinnen kann.“ Bohusch besucht den rüstigen Pensionisten einmal pro Woche, meist zum Plaudern und Spazierengehen. Für Neuwirth eine willkommene Abwechslung, denn „manchmal ist das Alleinsein schon fad“, erklärt die selbsternannte Plaudertasche.
Hobbies halten jung
Die Glas- und Seidenmalerei ist aber nicht das einzige Hobby von Heinz Neuwirth, er hält sich auch mit Gartenarbeit und Lesen geistig und körperlich fit. Rund 50 Rosenstauden pflegt er im Garten seines kleinen Häuschens. Außerdem kauft er sich pro Monat ein bis zwei neue Bücher. Insgesamt 1.200 Bücher nennt der 94-Jährige bereits sein eigen. Er ist vielfältig interessiert, liest viel über Religion und Geschichte. Aber auch der ein oder andere Thriller ist dabei. Zudem engagiert sich Neuwirth noch aktiv in zahlreichen Vereinen wie dem Siedlerverein, den Lions oder der Schützengesellschaft. Für Neuwirth, der seit 33 Jahren in Pension ist, ist es wichtig, etwas für die Allgemeinheit zu tun. Was ihn außerdem jung hält: seine stets positive Lebenseinstellung – trotz negativer Ereignisse in seinem Leben wie die Vertreibung als Sudetendeutscher aus Tschechien nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch genau dies habe seine Generation heutigen Generationen voraus: „Wir haben auch schlimme Zeiten erlebt. Dafür haben wir umso mehr gelernt, uns auch über Kleinigkeiten zu freuen.“
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