Corona-Krise legt auch Tourismus im Bezirk lahm
BEZIRK BRAUNAU. Geschlossene Grenzen, Ausgangsbeschränkungen, abgesagte Veranstaltungen. An Reisen oder Urlaub ist in der Corona-Krise nicht zu denken. Dies bekommen auch die Tourismusgemeinden des Bezirks deutlich zu spüren.
Durch die Corona-Krise ist der Tourismus derzeit lahm gelegt, die Zahl der Nächtigungen quasi auf null gesunken. Ein Hilfspaket des Landes kommt hier gerade recht. Das am Sonntag präsentierte Oberösterreichische Tourismuspaket sieht vor, dass in den 215 Tourismusgemeinden Oberösterreichs rund 29.000 Betrieben für heuer die Bezahlung der Tourismusbeiträge erlassen wird. Davon sollen nicht nur rund 6.850 Unternehmen aus dem Bereich Tourismus profitieren, sondern zahlreiche weitere Betriebe sowie Freiberufler aus den verschiedensten Branchen, vom Bäcker und Fleischer über den Handel bis hin zu Friseuren, Tankstellen oder Taxiunternehmen. Die Entlastung soll insgesamt 10,5 Millionen Euro betragen. Die 19 oberösterreichischen Tourismusverbände, für die die Tourismusbeiträge eingehoben werden, erhalten diesen Betrag vom Land Oberösterreich ersetzt.
Situation im Bezirk
Wie sehr die Betriebe in der Tourismusbranche derzeit von der Krise gebeutelt werden, weiß etwa der Moosdorfer Marketing-Experte Wolfgang Reindl, der unter anderem für die Tourismusregion Seelentium tätig ist. „Spricht man von Tourismus beziehungsweise der Tourismusbranche, so betrifft das sowohl den sogenannten „Incoming-Tourismus“, also alles was mit Gästen im Bezirk zu tun hat, als auch den „Outgoing-Tourismus“, also Reisebüros und Reiseveranstalter, die Urlaube anderswo vermitteln beziehungsweise organisieren. Die Auswirkungen auf diese beiden Teilbereiche sind höchst unterschiedlich. Während es bei den lokalen Beherbergern und Gastronomen „nur“ zu einem zeitlich überschaubaren Totalausfall kommt, sind die Auswirkungen auf Reisebüros, Busunternehmer und Reiseveranstalter wesentlich langwieriger und existenzbedrohender“, erklärt Reindl.
Vorteil für familiär geführte Unternehmen
Da der Tourismus im Bezirk Braunau noch keine tragende Wirtschaftssäule darstelle, habe der Shutdown in der Branche noch keine allzu großen Auswirkungen auf die Gesamtlage, wie es etwa im Salzkammergut der Fall ist. Für die betroffenen Betriebe ändere dies natürlich nichts. Mit Hilfsfonds, Kurzarbeit und temporärer Arbeitslosigkeit sollten die Folgen aber in den meisten Fällen abgefedert werden. „Die eher kleine und vielfach familiär geführte Unternehmensstruktur der Tourismusbetriebe im Bezirk sehe ich dabei als großen Vorteil bei der Bewältigung der Krise“, betont Reindl.
Regionalität als Chance
Dramatischer stelle sich die Situation für Reisebüros und Reiseveranstalter derzeit dar. Sie seien nicht nur von der Geschäftsschließung betroffen, sondern durch die Rückabwicklung abgesagter Reisen gehe ihnen auch noch jeglicher Ertrag der letzten Monate verloren. Reindl hofft, dass sich der Trend zur Regionalität auch in diese Segment niederschlägt und etwa regionale Busunternehmen künftig mehr unterstützt werden.
Entschleunigung als Potential
Auf diesen Trend hofft auch Georg Bachleitner, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Entdeckerviertel. Auch wenn die Urlauber aus Österreich wohl nur einen kleinen Teil abdecken können, so sieht er für die Betriebe in der Region mit seinem vielfältigen Angebot im Bereich der Entschleunigung hier doch großes Potential.
Rund 5.000 bis 7.000 Nächtigungen pro Monat entgehen der Region durch die Krise derzeit. Dabei habe man noch im Februar starke Zuwächse verzeichnen können, erklärt Bachleitner. Er weiß, neben den Beherberungsbetrieben und der Gastronomie sind aber auch Freizeiteinrichtungen stark betroffen
Geschlossene Grenzen
„Besonders die geschlossen Grenzen tun uns weh, denn der grenzüberschreitende Charakter des Tourismusverbandes macht ihn einzigartig.“ Derzeit liege ein Augenmerk des noch jungen Tourismusverbandes auf der umfassenden Informationen seiner Mitgliedsbetriebe. Die Zeit soll aber auch für eine Qualitätsoffensive im Online-Bereich genutzt werden. Dieser werde vor allem mangels Messen künftig noch wichtiger werden, weiß Bachleitner.
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