Angelika Weinberger ist die neue, starke Frau im Gugg-Kulturhaus
BRAUNAU. Anfang August geht eine Ära zu Ende: Der Gründervater des Braunauer Gugg, Alois Mandl, übergibt nach über 30 Jahren die Leitung an Angelika Weinberger. Im großen Tips-Interview spricht sie über ihre neue, spannende Aufgabe als Geschäftsführerin des Kulturhauses.
Tips: Frau Weinberger, wie sehr freuen Sie sich auf Ihre neue Aufgabe als Geschäftsführerin im Gugg?
Angelika Weinberger: Ich freue mich natürlich wahnsinnig auf diese einmalige Chance, ein Haus wie das Gugg leiten zu dürfen. Zugleich weiß ich jetzt schon, dass es mich viele schlaflose Nächte kosten wird. Ich bin mir der großen Verantwortung bewusst, die hier auf mich zukommt. Das Gugg gibt es seit über 30 Jahren und nun ist es an mir dafür zu sorgen, dass es auch die nächsten 30 Jahre besteht und das auf dem gewohnt hohen Niveau. Wir, die Vereinsmitglieder, investieren alle viel Zeit, Energie und Liebe in diesen Ort und das sollen unsere Gäste und unsere Künstler auch spüren.
Tips: Was sind Ihre Ziele, die Sie in der Zukunft verfolgen wollen?
Weinberger: Ein ganz großes Ziel ist für mich wieder vermehrt Kinder und Jugendliche für die Bühnenkunst zu begeistern. Es ist eine unfassbar große Herausforderung, junge Menschen ins Theater zu locken. Wir arbeiten mit den höheren Schulen in Braunau und mit dem Gymnasium in Simbach zusammen und bieten den Schulen immer wieder Schülervorstellungen an, wenn wir denken, dass ein Programm oder ein Künstler die Jugendlichen begeistern könnte. Außerdem schicken wir Künstler in die Schulen, um dort mit den Schülern zu arbeiten und zu diskutieren. Konzerte für die Kleinsten sind in Zukunft auch ein fixer Bestandteil unseres Programms. Mir persönlich liegt außerdem das Sprechtheater sehr am Herzen. Ich würde gerne wieder vermehrt Theaterproduktionen ins Programm aufnehmen, doch auch das gestaltet sich schwierig. Einerseits weil viele Produktionen für ein kleines Haus wie das Gugg unleistbar sind, andererseits weil die Menschen oft eine falsche Vorstellung vom Sprechtheater haben. Viele denken an antiquierte, dreistündige Monologe, dabei gibt es wahnsinnig geniale, spritzige, intelligente Bühnenstücke. Hier muss man die Leute zum Umdenken bewegen. Es gibt einige Pläne und Projekte, an denen wir arbeiten. Man darf gespannt sein.
Tips: Gibt es etwas das Sie anders machen wollen als Ihr Vorgänger Alois Mandl?
Weinberger: Natürlich. Es gibt jetzt schon Sachen, bei denen wir unterschiedlicher Meinung sind und die wir, mehr oder weniger intensiv, ausdiskutieren. Es wäre auch seltsam, wenn wir uns immer einig wären. Am Ende kommen wir aber immer auf einen grünen Zweig, denn unser Ziel ist ja das gleiche: Wir wollen die bestmögliche Entscheidung für das Gugg treffen. Alois ist mein Mentor, ich habe in den letzten vier Jahren unfassbar viel von ihm gelernt, und das werde ich weiterhin. Ich bewundere, was er hier geschaffen hat. Aus einer leerstehenden Feuerlöschfabrik dieses Kulturhaus wachsen zu lassen, über 30 Jahre kämpfen, sich nicht unterkriegen lassen, da gehört einiges an Courage dazu. Ich lege sehr viel Wert auf seine Meinung, werde aber meinen eigenen Weg gehen und eigene Entscheidungen treffen. Das ist Teil meines Jobs, sonst wäre ich hier fehl am Platz.
Tips: Wo liegen coronabedingt aktuell die größten Herausforderungen, um für die nächsten Monate richtig planen zu können?
Weinberger: Die größte Herausforderung ist, dass wir nicht planen können. Es kann jeden Tag alles anders werden. Wir wissen nicht, welche Auflagen wir im September erfüllen müssen, wir wissen nicht mal, ob überhaupt Veranstaltungen stattfinden werden, niemand weiß das. Wir müssen aber planen, nach den derzeit geltenden Auflagen und in der Hoffnung, dass diese dann noch gültig sein werden. Organisatorisch ist das alles ein unglaublicher Mehraufwand. Derzeit ist der Mindestabstand im Guggsaal die größte Hürde. Dadurch fallen uns sehr viele Sitzplätze weg und wir können die Karten nicht online verkaufen, sondern müssen alle Besucher einzeln setzen und auf die Einhaltung der Vorschriften achten.
Tips: Können Sie noch ein bisschen was zur diesjährigen Eigenproduktion erzählen?
Weinberger: Die Gugg-Eigenproduktionen sind ein ganz zentraler Bestandteil unserer Identität als Kulturverein. Aus ihnen ist Kultur im Gugg entstanden, die Gastspiele kamen erst später dazu. Im Herbst steht das Stück „Endspiel“ von Samuel Beckett am Programm. Das stand schon letztes Jahr fest, aber das Stück ist gerade wieder sehr aktuell. Es geht um ein sehr clowneskes Duo, sie sind gefangen in ihrem Unterschlupf und in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit und führen miteinander dieses endlose Spiel aus Witz und Boshaftigkeit, mit dem sie gegen ihre absurde, aussichtslose Situation ankämpfen. Ich mag das Stück sehr, denn es ist wahnsinnig vielschichtig: absurd, witzig, tragisch, wie das echte Leben eben auch. Am 29. Oktober ist Premiere, insgesamt sechs Termine sind geplant.
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