Tierschützer: „Man fühlt sich oft wie im Mittelalter“
LOCHEN/BEZIRK RIED. Laut Pfotenhilfe-Chefin Johanna Stadler ist die Tierschutzarbeit oft zum Verzweifeln. Anlässlich des Welttierschutztages appelliert sie an die Bevölkerung, Zivilcourage zu zeigen. Von der Politik erwartet sie sich mehr Engagement im Tierschutz.
In den letzten Jahren ist das Tierschutzbewusstsein zwar gestiegen. Dennoch ist der Verein Pfotenhilfe, dessen Tierschutzhof sich in Lochen befindet, täglich mit ernüchternden und teils schockierenden Fällen konfrontiert. „Es ist für mich immer wieder überraschend, wie sorglos und teilweise herzlos und brutal Menschen mit unseren Mitgeschöpfen umgehen“, sagt Pfotenhilfe-Geschäftsführerin Johanna Stadler anlässlich des Welttierschutztages am Freitag, 4. Oktober. „Man fühlt sich oft wie im Mittelalter, wenn man mit den Fällen konfrontiert ist.“
Turmfalke angeschossen
Ein Beispiel ist ein schwer verletzter Turmfalke, der bei einem Pferdehof in Hohenzell (Bezirk Ried) gefunden wurde. Er wurde offenbar angeschossen und konnte trotz Behandlung nicht mehr gerettet werden. „Wie kann man nur auf streng geschützte Tiere schießen oder sie vergiften?“, fragt sich die Pfotenhilfe-Chefin. Sie will den Fall bei der Kriminalpolizei anzeigen und sucht jetzt nach Zeugen.
Aktuell machen auch mehrere Fälle, die vor Gericht landen, Schlagzeilen. So wird einem Mann vorgeworfen, dass er Französische Bulldoggen zu Tode gequält haben soll. Am Landesgericht Ried wird am Dienstag, 8. Oktober, ein Fall verhandelt, bei dem ein Paar aus dem Bezirk Ried ihren schwerkranken Hund nicht versorgt haben soll. Sie stehen laut Pfotenhilfe wegen „Tierquälerei durch Unterlassung“ vor Gericht. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Appell an Justiz und Politik
Die Pfotenhilfe hofft, dass die Justiz und die Regierung das Thema Tierquälerei künftig ernster nehmen. „Wir fordern auch von der nächsten Regierung, den Strafrahmen auf fünf Jahre anzuheben, mit einem halben Jahr Mindeststrafe. Denn unbedingte Haftstrafen setzt es bisher so gut wie nie.“
Zivilcourage erforderlich
Auch vom Umfeld der Täter wünscht sich die Tierschutzorganisation ein schnelleres Eingreifen. Aus Angst vor Schwierigkeiten werde oft zu lange gewartet. Das sei zwar teils nachvollziehbar, meint Stadler. Sie weist aber darauf hin, dass man jederzeit anonyme Hinweise an Behörden schicken oder sich an die Pfotenhilfe wenden kann. „Wir leiten solche Meldungen anonymisiert an die Behörden weiter.“
Sie appelliert: „Bitte schauen Sie nicht weg, wenn es um Tierleid geht! Die Tiere können nicht für sich selbst sprechen und sind auf unser aller Zivilcourage angewiesen.“
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