Trotz Pleite: Gruppe rund um Pierer will Mehrheit von Rosenbauer
MATTIGHOFEN/LEONDING. Ein Konsortium namens Robau rund um KTM-Chef Stefan Pierer und Red Bull-Erbe Mark Mateschitz will sich die Mehrheit am Feuerwehrausrüster Rosenbauer mit Sitz in Leonding sichern – und das trotz der KTM-Insolvenz.
Der mehrheitliche Einstieg der aus Stefan Pierer, Mark Mateschitz und zwei Gesellschaften der Raiffeisenlandesbank OÖ bestehenden Gruppe hätte ursprünglich bis Ende des Jahres über die Bühne gehen sollen. Daraus wird nun jedoch nichts. Grund dafür seien allerdings nicht die finanziellen Probleme der Pierer-Gruppe, sondern ausständige Genehmigungen von Wettbewerbsbehörden, heißt es in Medienberichten. Aus den USA und Europa lägen diese bereits vor, es fehlen aber noch Genehmigungen von arabischen Ländern. Diese dürften voraussichtlich im ersten Quartal 2025 vorliegen, hieße es aus dem Robau-Konsortium.
Übernahme trotz Pleite?
Wie kann es jedoch sein, dass Pierers KTM-Mitarbeiter keine Gehälter, Löhne und auch kein Weihnachtsgeld erhalten, der CEO aber einen weiteren börsennotierten Konzern übernehmen will? Einerseits könne Pierer aus juristischer Sicht mit seinem privaten Vermögen machen, was er will. Andererseits könne der Rosenbauer-Deal, der sich schon im Sommer anbahnte, nicht so leicht rückgängig gemacht werden. Die Gruppe rund um Pierer hätte sich bereits vertraglich dazu verpflichtet. Das österreichische Übernahmegesetz besagt außerdem, dass ab dem Erreichen von 30 Prozent der Anteile an einem Unternehmen den restlichen Aktionären ein Angebot für ihre Aktien gemacht werden müsste – was angesichts der KTM-Pleite fragwürdig erscheint.
Stimmen aus der Politik
Die Insolvenz des Motorradherstellers KTM und der Verlust von hunderten Arbeitsplätzen sorgen für massive Turbulenzen in der Region Mattighofen, heißt es in einer Presseaussendung der Grünen. Landesprecher Stefan Kaineder kritisiert scharf: „Während die betroffenen Mitarbeiter in eine unsichere Zukunft blicken, bleibt KTM-Chef Stefan Pierer scheinbar unberührt und kann sich Millioneninvestitionen in andere Projekte leisten.“ Dabei spielt er auf die Übernahme von Rosenbauer an.
Bereits vor fünf Jahren geriet KTM aufgrund eines Förderskandals in die Schlagzeilen: Damals flossen Millionen aus Mitteln der Kulturförderung in ein „Motorradmuseum“ in Mattighofen – ein Prestigeprojekt von Pierer. Heute ist es die Insolvenz des Unternehmens, die die Region in ein wirtschaftliches und soziales Loch stürzt, heißt es von den Grünen.
Kaineder wirft dazu kritische Fragen auf: „Wie kann es sein, dass Herr Pierer, als Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich, Milliardär und ÖVP-Großspender, die Verantwortung für diese Krise von sich weist und sich versteckt? Und wie ist es möglich, dass er sich auf der einen Seite ein Millioneninvestment für den Kauf eines Feuerwehrausstatters leisten kann, während er auf der anderen Seite hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Stich lässt?“
Für die Grünen Oberösterreich steht fest: Es braucht dringend eine politische und wirtschaftliche Neuausrichtung, die das Wohl der Menschen in den Mittelpunkt stellt und wirtschaftliche Verantwortungsträger wie Stefan Pierer stärker in die Pflicht nimmt. „Hier sehe ich auch die „Wirtschaftspartei“ ÖVP gefordert, die in den vergangenen Jahren auch direkt von den Parteispenden des Unternehmers profitiert haben! Die Menschen in der Region verdienen Antworten und Perspektiven, keine Lippenbekenntnisse oder Schönfärberei“, so Kaineder abschließend.
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