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Pierer Mobility gibt erste vorläufige Kennzahlen zum Geschäftsjahr 2024 bekannt

Online Redaktion, 29.04.2025 12:26

MATTIGHOFEN. Die Pierer Mobility AG, Mutterkonzern des Motorradherstellers KTM mit Sitz in Mattighofen, blickt auf ein äußerst herausforderndes Geschäftsjahr 2024 zurück. Umsatzrückgänge, hohe Verluste und umfangreiche Sanierungsbemühungen prägten das vergangene Jahr.

Symbolfoto (Foto: Tips)
Symbolfoto (Foto: Tips)

Wie Pierer Mobility in einer Ad Hoc-Meldung bekanntgab, wird sich die Veröffentlichung des offiziellen Jahresfinanzberichts 2024 noch weiter verzögern. Grund dafür seien laufende Verhandlungen mit Investoren zur Finanzierung von Sanierungsplänen, die für das Überleben des Konzerns entscheidend sind. Die SIX Exchange Regulation AG hat Pierer Mobility dafür eine Ausnahmegenehmigung erteilt: Der Geschäftsbericht muss nun spätestens bis zum 31. Mai vorgelegt werden. Andernfalls droht eine kurzfristige Aussetzung des Aktienhandels.

Hohe Verluste und schrumpfendes Eigenkapital

Die vorläufigen, ungeprüften Zahlen: Der Konzernumsatz sank um 29 Prozent auf rund 1,88 Milliarden Euro (Vorjahr: 2,7 Milliarden). Noch dramatischer fallen die Verluste aus: Das operative Ergebnis (EBIT) lag bei rund minus 1,19 Milliarden Euro, das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) bei minus 484 Millionen Euro. Besonders alarmierend: Das Nettoverschulden lag zum 31. Dezember 2024 bei 1,64 Milliarden Euro und das Eigenkapital ist mit knapp 200 Millionen Euro negativ.

Rückgang bei Beschäftigten

Der starke Ergebnisrückgang ist vor allem auf massive Wertberichtigungen und einmalige Restrukturierungskosten im Zuge der Sanierung zurückzuführen. Der Personalstand verringerte sich von 6.184 auf 5.310 Beschäftigte – allein in Österreich verloren mehr als 800 Mitarbeiter ihren Job.

Sanierungspläne laufen auf Hochtouren

Den Grund für die Verzögerung des Geschäftsberichts nennt Pierer Mobility klar: Die Finanzierung von Sanierungsplänen der Tochterunternehmen KTM AG, KTM Components GmbH und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH in Höhe von etwa 600 Millionen Euro muss erst gesichert werden. Ein erfolgreicher Abschluss des Investorenprozesses würde der Gruppe nicht nur das Überleben sichern, sondern könnte auch zu einem Sanierungsgewinn von rund 1,3 Milliarden Euro führen und das Eigenkapital wieder deutlich ins Plus drehen.

Produktion im Werk Mattighofen

Die ersten Anzeichen einer Stabilisierung waren bereits sichtbar: Dank einer Finanzspritze des strategischen Partners Bajaj in Höhe von 150 Millionen Euro wurde der Produktionsbetrieb in Mattighofen Mitte März wieder schrittweise aufgenommen. Nachdem nun sechs Wochen später die Fertigung erneut für voraussichtlich drei Monate stillsteht, sollen bis Sommer wieder alle vier Fertigungslinien laufen. Bis dahin soll auch die globale Lieferkette schrittweise reaktiviert werden, sodass ab dann ein flüssiger Produktionsablauf mit effizienten Durchlaufzeiten und ohne weitere Produktionsunterbrechungen gewährleistet ist.

Annahme einer erfolgreichen Sanierung

Diese vorläufigen und provisorischen Zahlen beruhen auf einer grundsätzlichen Annahme der Unternehmensfortführung und gehen somit davon aus, dass die Finanzierung der Sanierungsverfahren der KTM-Gruppe rechtzeitig sichergestellt werden kann. Sollte die Sanierung der KTM AG und ihrer Tochtergesellschaften nicht erfolgreich sein, hat dies signifikante negative Auswirkungen auf die veröffentlichten Zahlen, da dann unter anderem die Beteiligungen an den insolventen Beteiligungsgesellschaften wie insbesondere der KTM AG stark abzuwerten wären und die Gesellschaft für das Geschäftsjahr 2024 ein neues Ergebnis und einen neuen Jahresfinanzbericht erstellen müsste.

Absatz und Lagerabbau auf Kurs

Im Geschäftsjahr 2024 verkaufte die Pierer Mobility-Gruppe weltweit rund 292.500 Motorräder – ein Rückgang von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders stark war die Nachfrage in Europa, das mit rund 110.000 verkauften Einheiten den größten Marktanteil stellte. Trotz des geringeren Absatzes gelang es dem Unternehmen, seine Lagerbestände gezielt zu reduzieren: Rund 40.000 Motorräder weniger als im Vorjahr befinden sich derzeit im Bestand. Dieser Lagerabbau ist ein wichtiger Bestandteil der laufenden Sanierungsstrategie und trägt dazu bei, die Liquidität der Gruppe zu verbessern.

Rückzug aus dem Fahrradgeschäft

Auch im Produktbereich gibt es grundlegende Änderungen. Nachdem der Absatz von E-Bikes und Fahrrädern im vergangenen Jahr um 32 Prozent eingebrochen ist, plant der Mutterkonzern, sich vorzeitig aus dem Fahrradgeschäft zurückzuziehen. Die Marken Husqvarna und GASGAS sollen abverkauft und für die Beteiligung an Felt neue strategische Optionen geprüft werden.

Blick nach vorne: 2025 bleibt herausfordernd

Trotz aller Sanierungsbemühungen rechnet das Unternehmen auch für 2025 mit einem operativen Verlust, da die Restrukturierung sowie der Wiederaufbau der Produktion Zeit und erhebliche Mittel erfordern. Die Sicherung der langfristigen Finanzierung bleibt daher das wichtigste Ziel für die kommenden Monate.

Alle vorläufigen Kennzahlen sowie den Bericht gibt es auf der Homepage von Pierer Mobility nachzulesen.


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