Almvereinsobmann Johann Feßl: „Die Almbauern leisten viel“
EDLBACH. Johann Feßl, Bürgermeister von Edlbach, ist seit zwölf Jahren Almvereinsobmann von Oberösterreich. Als Bergbauer kennt er die Probleme und Herausforderungen.
Seit sechs Jahren hält Familie Feßl Weidegänse, die fünf bis sechs Monate am Hof bleiben. Heuer sind es bereits mehr als 100 Stück. „Im umgebauten Stall sind die Gänse in der Nacht vor Raubtieren wie Fuchs und Mader geschützt“, erklärt Johann Feßl, der mit seiner Frau Gertrud drei Söhne und eine Tochter hat.
Zwölf Kühe sind ebenfalls am Hof. „Zirka 14 Kälber treiben wir gemeinsam mit rund 30 Stück Jungvieh anderer Bauern auf die Hiesl-alm“, erzählt Feßl: „Mein Vater kümmert sich sehr um die Alm. Er ist eine große Unterstützung“, ist der 50-Jährige dankbar.“ Früher waren es zehn Auftreiber, heute nur noch fünf. „Die Zahl der Auftreiber ist in ganz Oberösterreich drastisch zurückgegangen. Das bedeutet, dieselbe Arbeit – viel Handarbeit wie Entsteinung, Zäune errichten, schwenden, das Geröll nach Lawinen entfernen – muss von weniger erfahrenen Arbeitern erledigt werden. Es gehört auch viel Vorbereitung dazu, denn nicht jedes Vieh ist für jede Alm geeignet. Bergbauern haben höhere Aufwände und geringere Erträge durch ungünstige Klima- und Bodenverhältnisse. Deshalb sind sie auf die Bergbauernförderung angewiesen“, erklärt der Oö. Almvereinsobmann.
Almvieh mit Qualität
In Oberösterreich dominieren Jungrinder, aber auch Mutterkühe, Schafe, Pferde und Ziegen sind auf der Alm zu finden. „Wir haben großteils ganz hochwertige Zuchtkalbinnen auf der Alm. Aufgrund der gesunden Jugend bringen diese beste Leistungen“, so Feßl: “Jeder Konsument, der sich Gedanken macht, wird Produkte, die unverfälscht aus der Natur kommen, wie beispielsweise den Honig von meinem Sohn David, bevorzugen.“ Das Nationalpark Kalkalpen Bio-Rind soll in Zukunft stärker beworben und vermarktet werden. „Wir wollen mehr Produzenten einbinden, mehr Konsumenten erreichen und möchten auch Gastronomie und Hotellerie einbinden“, berichtet der 50-Jährige.
Erleichterung der Registrierkassenpflicht für Almbetreiber
Der Ministerrat hat beschlossen, dass die Registrierkassenpflicht für Almhütten entfällt, wenn deren Jahresumsatz 30.000 Euro nicht überschreitet. „Darüber sind wir sehr froh, es ist eine Verbesserung im Sinne der Vernunft und der Ökonomie“, sagt Johann Feßl.
Raubtiere auf der Alm
„“Bergbauern haben ständig mit neuen Herausforderungen zu kämpfen. Derzeit könnte sich ein Problem ergeben, sollten Maßnahmen getroffen werden, um Raubtiere wie Wölfe im Nationalparkgebiet zu beheimaten. Treten diese im Rudel auf, ist das aus Sicht der Almwirtschaft keine mögliche gemeinsame Entwicklung. Es verträgt sich mit dem Lebensraum des Almviehs nicht“, erklärt Johann Feßl.
Als Almvereinsobmann ist sein Ziel, die bestehenden Almflächen zu erhalten und eine zeitgemäße Infrastruktur zu ermöglichen, um die Qualität der Weideflächen zu erhalten aber auch die Hütten zeitgemäß zu gestalten: „Wir haben viele Almgebäude, die erneuert gehören. Die Almwirtschaft der Zukunft braucht eine Infrastruktur, die auch der nächsten Generation eine Bewirtschaftung ermöglicht.“
Auch die Öffentlichkeitsarbeit ist ihm wichtig: „Die Almbauern sind eine kleine Gruppe, die relativ viel für die Allgemeinheit leistet.“ Diese Leistungen werden beim jährlichen Almwandertag, der heuer am 15. August auf die Zamseggerreith in Hinterstoder führt, vor den Vorhang geholt.
Trotz der Probleme und Herausforderungen ist es dem Almvereinsobmann wichtig, „dass wir das Feiern nicht verlernen. Die gelebte Kultur auf der Alm, mit Liedern und Musik, soll den Jungen weitervermittelt werden.“
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