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Aktuelle Weiterentwicklungen beim Hochwasserschutz für das Eferdinger Becken

Nora Heindl, 06.07.2015 08:00

BEZIRK EFERDING. Das Hochwasserschutzprojekt für das Eferdinger Becken nimmt seinen Lauf. Das Planungsbüro für das generelle Projekt hat seine Tätigkeit aufgenommen, die Umsiedlungen werden gut angenommen und sind in Gange.  

Foto: Kollinger/BFK Eferding
Foto: Kollinger/BFK Eferding

Nach einem Einspruch unterlegener Bieter konnte im zweiten Anlauf der Zuschlag für die Planungsleistungen des Generellen Projekts an die Werner Consult Ziviltechniker GmbH erteilt werden. Das Planerteam wird für den Hochwasserabflussbereich im Eferdinger Becken außerhalb der Zone für die freiwillige Umsiedlung die Planungen für einen Hochwasserschutz vornehmen. Es soll herausgearbeitet werden, welche Maßnahmen des Hochwasserschutzes für welche Objekte gefördert werden können.

Die Vorstellung des Planers in den Gemeinden ist schon erfolgt, einhergehend mit dem Ersuchen, Grundlagendaten für die Planer bereitzustellen. Das Planungsbüro befindet sich mitten in der Grundlagenerhebung für den Planungsprozess zur Variantenfindung der verschiedenen Möglichkeiten des Hochwasserschutzes. Das gesamte Projekt wird von einer breiten Information der Öffentlichkeit begleitet, damit alle betroffenen Bürger/innen einen guten Einblick in den jeweils aktuellen Stand, die anstehenden Schritte, über die aktuell diskutierten Varianten etc. haben.

Ab Oktober 2015 werden erste Varianten als Diskussionsgrundlage vorliegen, aber noch kein fertiges Projekt. Im Oktober und November werden die Variantenvorschläge mit den jeweils konkret Betroffenen in kleinen Workshops vor Ort erörtert und auch die Bewohner der Umsiedlungszone werden extra informiert.

Da damit die wesentlichen Informationen für alle Betroffenen bereits im Oktober und November vorliegen, zu diesem Zeitpunkt auch alle Betroffenen informiert werden und das generelle Projekt ohnedies keine Auswirkungen auf Anrainer haben darf, hat der Beirat heute keine Verlängerung der Nachdenkfrist für die Umsiedler beschlossen. Die Frist zur Entscheidung für oder gegen eine Umsiedlung bleibt daher bis Jahresende bestehen.

Umsiedelungen schreiten voranVon den 151 Eigentümern haben 146 ihre Liegenschaften schätzen lassen. 5 Eigentümer haben auf eine Schätzung verzichtet und gehen nicht weg. An 136 Betroffene wurde ein Absiedelungsangebot übergeben.

Von diesen 136 Eigentümern haben 46 Eigentümer der Absiedelung zugestimmt (mit 42 wurde bereits die Niederschrift gemacht und somit die Absiedelung endgültig fixiert). Weitere 46 haben sich Bedenkzeit bis Ende 2015 genommen, 37 Betroffene haben sich auf das Angebot noch nicht gemeldet. Zehn Eigentümer haben noch kein Absiedelungsangebot erhalten, bei drei Angeboten davon fehlt noch die Zusage durch das BMVIT.An 30 Absiedler wurden bereits erste Raten in der Höhe von gesamt 7.668.460,80 Euro ausbezahlt (davon 8 aus Alkoven, 17 aus Goldwörth (Hagenau), 5 aus Walding). Eine Umsiedlung ist bereits vollständig abgeschlossen. Zehn Eigentümer/innen haben noch kein Absiedelungsangebot erhalten, bei drei Angeboten davon fehlt noch die Zusage durch das BMVIT.

Berufung des Landes OÖ gegen Bescheid zur WehrbetriebsordnungDer Bescheid des BMFLUW zur Änderung der Wehrbetriebsordnungen hatte bei den Wehrbetriebsordnungen im Hochwasserfall bei der Freigabe der Schleusen +/-70 cm Toleranzen über 5 Stunden hinweg vorgesehen. Dagegen wurden vom wasserwirtschaftlichen Planungsorgan sowie von den Gemeinden Steyregg, Alkoven und Goldwörth und der Bürgerinitiative Beschwerden eingereicht.

Nur der Beschwerde des wasserwirtschaftlichen Planungsorgans wurde Folge gegeben. Statt +/-70 cm über fünf Stunden hinweg dürfen jetzt im Hochwasserfall bei der Freigabe von Schleusen höchstens für zwei Stunden die 70 cm über- und unterschritten werden, für die nachfolgenden 3 Stunden nur um 20 cm.

Grenzüberschreitender Hochwasserschutz: die bayrischen ProjekteDurch die Bestrebungen von Landesrat Rudi Anschober (Grüne) zur umfassenden Zusammenarbeit und Transparenz im grenzüberschreitenden Hochwasserschutz mit Bayern passiert ein Austausch aktuell nicht nur auf Beamtenebene, sondern auch auf politischer Ebene und gemeinsam mit der betroffenen und interessierten Bevölkerung. Dies zeigte eine Informationsveranstaltung Mitte Mai, bei der die Bayerischen Experten ihre geplanten Hochwasserschutzprojekte entlang der Donau mit möglichen Auswirkungen für Oberösterreich vorgestellt haben. 

Für den ersten Teil des Hochwasserschutzes an der bayerischen Donau von Straubing bis Deggendorf (38km) sind keine Auswirkungen auf Oberösterreich, also auf die Unterlieger, zu erwarten. Die öffentliche Auflegung der Vorhabensunterlagen fand in Deutschland bereits statt, in OÖ ist das am 12. Juni erfolgt und dauert noch bis 10. Juli. 

Für den zweiten Abschnitt des Projekts an der Donau von Deggendorf bis Vilshofen sehen die oö. Experten mögliche geringfügige Verschlechterungen: In sehr seltenen Fällen (im Mittel seltener als 150 Jahre) seien geringfügig höhere Wasserstände möglich. Hier geht es um Zentimeter, die für Oberösterreich in einer Hochwasser-Situation entscheidend sein können – seitens der Fachabteilung wird es hierzu zu einer sehr genauen Prüfung kommen.

Aktuell hat die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Würzburg als zuständige Planfeststellungsbehörde die Unterlagen hinsichtlich des 2. Teilabschnittes (Deggendorf-Vilshofen) übermittelt, sowie einen „Scoping“-Termin, bei dem Gegenstand, Umfang und Methoden der UVP diskutiert werden, bekanntgegeben. Das Planfeststellungsverfahren inkl. UVP soll dann 2016 erfolgen. „Wir werden dafür kämpfen, dass es zu keinerlei Verschlechterungen für Oberösterreich kommt“, betont Anschober.

Erkenntnisse der Gutachten der Uni Kassel + Forderungen

Konsequenz der Abweichung der WBO beim KW Ottensheim-Wilhering:Die minimalen Abweichungen hatten keine nachteiligen Folgen auf den Wasserstand im Eferdinger Becken während des Hochwassers 2013.

Einfluss der Novellierung der WBO in Abwinden-Asten:Die geänderte Wehrbetriebsordnung hatte beim Hochwasser 2013 keinen Einfluss auf die Hochwassersituation im Eferdinger Becken. 

Optimierungspotenziale bei den Wehrbetriebsordnungen (KW Aschach): Für das Hochwasser 2013 ist aufgrund der Größe des Hochwasserereignisses kein Optimierungspotenzial bei den Wehrbetriebsordnungen vorhanden, sehr wohl besteht ein solches aber im Bereich der HQ30- bis HQ100-Hochwässer. Voraussetzung: eine gute, belastbare Vorhersage.

Optimierungspotential durch Stauraummanagement (KW Ottensheim):Nach dem Hochwasser 2013 unterbreitete die Gemeinde Feldkirchen einen Vorschlag zum Vorabsenken: Die Uni Kassel analysierte diesen Vorschlag mit dem Ergebnis, dass das Optimierungspotential für eine Hochwassersituation wie 2013 minimal bzw. nicht vorhanden ist.

Ergebnisse der Szenarienanalyse betreffend Anlandungen:Geprüft wurden drei Geometrie-Zustände (Zustand zur Einreichung der Wehrbetriebsordnung, Zustand nach dem Hochwasser 2013 und unter Annahme einer starken Verlandung) nach folgender Fragestellung: Wie verhalten sich die Abflüsse und ändern sich die Spiegellagen? Der Geometriezustand hat deutlichen Einfluss auf die Wasserstände im Stauraum. Somit beeinflusst die Geometrie die Abflussaufteilung zwischen Vorländern und Flussschlauch. Ein Einfluss auf den Gesamtabfluss ist aber nicht vorhanden (Aschach) oder nur sehr gering (Ottensheim- Wilhering), d.h. es entstehen dadurch keine negativen Auswirkungen für die Unterlieger.

Weitere Schritte und ForderungenIm Anschluss an die Studienergebnisse von Prof. Theobald/ Uni Kassel hat LR Anschober weitere Schritte bzw. Forderungen an das zuständige Ministerium erhoben, unter anderem die Entwicklung eines Katalogs mit möglichen Maßnahmen samt klaren Umsetzungszeiträumen. Auch soll versucht werden, bei Hochwasserereignissen kleiner als HQ 100 durch eine Änderung des Wehrbetriebs und eine Verbesserung der Vorhersage/Messwertintegration (von weit oberstrom gelegenen Anlagen) eine Dämpfung von häufig auftretenden Hochwasserereignissen zu erreichen.

Bundesminister Rupprechter (ÖVP) hat zugesagt, dass auf Basis der Optimierungsvorschläge von Prof. Theobald rasch die Arbeiten an der Novellierung der WBO fortgesetzt werden und dazu auch ein Vertreter der betroffenen Gemeinden beigezogen wird – Bürgermeister Allerstorfer/Feldkirchen an der Donau wurde dazu auserwählt und konnte seiner ersten Sitzung der Task Force im Ministerium beiwohnen. 

Hochwasser-Frühwarnsysteme für kleine und mittelgroße EinzugsgebieteIm Zuge der Hochwasserkatastrophe 2013 und der folgenden umfassenden Evaluierungen, hat Prof. Blöschl/ TU Wien empfohlen, Hochwasser-Frühwarnsysteme auch an kleineren und mittelgroßen Gewässern auszubauen. Zwei Möglichkeiten standen zur Auswahl: die Erstellung klassischer Prognosemodelle oder die Umsetzung von Frühwarnsystemen auf Basis von automatisierten Handy-Nachrichten.

Auf Vorschlag des Hydrografischen Dienstes fiel die Entscheidung auf das weniger riskante Frühwarnsystem, v.a. aufgrund der kurzen Anlaufzeiten der Hochwasserwellen und der Unsicherheiten der meteorologischen Vorhersagen hinsichtlich des konkreten Niederschlagsortes. Als Beispiel dienten etliche Frühwarnsysteme, die schon bisher ein kleineren und mittleren Flüssen sehr gut funktioniert haben.

In Zusammenarbeit der Hydrografie des Landes mit den Bezirkshauptmannschaften und den Gewässerbezirken wurde das Konzept erstellt und eine Prioritätenreihung für die Umsetzung vorgenommen. Die Umsetzung beginnt noch heuer mit der Prioritätenstufe 1 für besonders hochwasserbedrohte Bereiche, der Abschluss wird bis 2017 bis einschließlich Prioritätsstufe 3 geplant. 

Bei folgenden für das Eferdinger Becken relevante Bereiche startet die Umsetzung noch 2015:

  • Einzugsgebiet Salzach (Pegel Ettenau und Ach)
  • Einzugsgebiet Große Mühl (Pegel Teufelmühle und Iglmühle)
  • Einzugsgebiet Pesenbach (Pegel Bad Mühlacken)

Im Jahr 2016 geht es im Eferdinger Becken dann wie folgt weiter: 

  • im Einzugsgebiet Pesenbach der Neubau des Pegels „Gerling“,
  • einige Pegel am Innbach (u.a. Pegel Fraham, Pegel an den Rückhaltebecken Sandbach und Planbach),
  • Pegel an der Dürren Aschach,
  • mehrere Pegeln an der Aschach
  • sowie an der Großen Rodl in Rottenegg. 

Neues Instrument für Einsatzkräfte: LamellenprognoseIm Zuge der Aufarbeitung der Hochwasserkatastrophe 2013 wurde die Erstellung einer Lamellenprognose an der Donau als wichtiges Instrument der Einsatzkräfte für künftige Hochwässer beauftragt. Durch die Lamellenprognose ist die Umlegung der Hochwasserpegel an der Donau auf  die zu erwartende Überflutungsfläche in den Ortschaften möglich – somit eine wichtige Grundlage für die Erstellung von Einsatzplänen.

Die Lamellenprognose für das Eferdinger Becken – abhängig vom Wasserstand beim Pegel Achleiten – wurde ebenso wie eine Gebrauchsanleitung zur Verwendung für die Einsatzkräfte ausgearbeitet. Auch die Schulungen für die Einsatzkräfte zur optimalen Nutzung haben großteils schon stattgefunden.

 


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