Diskussion um Inschrift auf Gedenkstein der Nationalsozialisten
ASCHACH. Diskussionen entspinnen sich rund um das Aschacher Kriegerdenkmal. Bei einer Kundgebung anlässlich des Holocaust- Gedenktages am Mittwoch, 26. Jänner soll der Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung gedacht werden.
1942 wurde das Denkmal an der Aschacher Promenade errichtet. Auf dem zentralen Stein steht in runenartiger Schrift „Ewig ist der Toten Tatenruhm“. Damit werden die gefallenen Wehrmachtssoldaten zu Helden verklärt, erklärt Robert Eiter vom Mauthausen Komitee. Das Komitee lädt gemeinsam mit mehreren Organisationen, darunter dem Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus, der israelitischen Kultusgemeinde Linz, der Katholischen Aktion Oberösterreich, der Fraktionen von SPÖ und Grünen der Gemeinde Aschach sowie dem Kulturverein Aufschrei, zur Mahnwache ein. Eiter will die Runenschrift auf dem Stein beseitigen lassen, in unmittelbarer Nähe soll zudem ein Gedenkstein für Opfer des Nationalsozialismus entstehen. Für die Veränderung brauche es zunächst einen positiven Beschluss des Aschacher Gemeinderates, erklärt Eiter.
Kein Denkmalschutz
Der Stein stehe nicht unter Denkmalschutz, bestätigt SPÖ-Bürgermeister Dietmar Groiss. Seine Fraktion zählt zu den Mitveranstaltern der Mahnwache. Damit wolle man auf den Stein aufmerksam machen und einen Denkanstoß und Prozess starten, erklärt Groiss. „Es handelt sich um ein sensibles Thema, wir wollen hier niemanden vor den Kopf stoßen“, betont der Bürgermeister. Es soll darüber diskutiert werden, ob das Denkmal noch zeitgemäß ist und wie man es adaptieren könnte. Einen Gemeinderatsbeschluss zum Erhalt des Steines gab es bereits vor 30 Jahren, damals waren noch persönliche Erinnerungen mit dem Stein verbunden, heute könnte man mit größerem zeitlichem Abstand eine neue Abstimmung treffen. Es soll der Auftakt zu einem längeren Prozess sein, so Groiss.
Katholische Aktion beteiligt sich
Ein Redebeitrag auf der Mahnwache stammt von der Katholischen Aktion. Deren Präsidentin Maria Hasibeder zieht von der Errichtung des Steins Parallelen in die Gegenwart. „Demokratiefeindliches Gedankengut ist auch heute noch ein großes Thema“, erklärt sie. Den Holocaust-Gedenktag am Mittwoch, 26. Jänner will sie als einen Moment zum Innehalten nutzen. „Auch aktuell wird in gewissen Debatten ein Verhalten an den Tag gelegt, das wir nicht wollen, Vergleiche mit dem Nationalsozialismus sind unerträglich“, erklärt Hasibeder. Die Entfernung des Steins hält sie für eine gute Lösung.
Stein entfernen
Schlussworte auf der Veranstaltung hält Landtagsabgeordneter Thomas Antlinger. „Der Stein gehört entfernt“, ist er sicher. Ein Überbleibsel aus der NS-Zeit habe an dieser Stelle in Aschach nichts verloren. Man könne den Stein aber an das Landesmuseum übergeben, um ihn dort richtig kontextualisiert darstellen zu lassen.
Geschichte des Denkmals
Eine Geschichte der Kriegerdenkmäler in Aschach und Waizenkirchen/Stillfüssing zeichnet der Hartkirchner Historiker Clemens Gruber in seiner Diplomarbeit „Helden – Opfer – Kriegsverbrecher“ nach. Die Stätte in Aschach wurde vom Verschönerungsverein der Marktgemeinde Aschach 1912 als Siegfried-Denkmal errichtet. Es wurde 1942 durch das neue Kriegerdenkmal in Form eines Ehrenhains ersetzt. Das Mal sollte bewusst nicht in der Nähe der Kirche sein, da christliche Gedenkkultur von nationalsozialistischem Gedankengut abgegrenzt werden sollte, schreibt Gruber. Die Gemeinde ließ das Denkmal erbauen, der Entwurf stammte vom Aschacher Bildhauer Josef Steinschaden. In Form der Denkmal-Inschrift „Ewig ist der Toten Tatenruhm“ soll der Tod der gefallenen Soldaten während des Zweiten Weltkrieges positiv umgedeutet werden. Bei dem Spruch handelt es sich um ein abgewandeltes Zitat aus der altnordischen Literatur. Historiker Gruber findet die erneute Diskussion um das Denkmal spannend, nachdem jahrelang Stillstand geherrscht hatte. Er ist dafür, den Stein zu kommentieren. „Wenn der Stein entfernt wird, ist es so, als wäre das nie passiert“, erklärt er.
Medailleninschrift
Eiter weist auf eine weitere Verwendung des Spruches hin. Als „Ewig bleibt der Toten Tatenruhm“ war er auf Medaillen zu lesen, mit denen die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) der Märtyrer des gescheiterten Putsches gegen die Regierung 1934 gedachte. 1951 wurde das Denkmal umgestaltet, die Runenschrift blieb intakt. Seit diesem Zeitpunkt ist das Denkmal unverändert.
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