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Wie Guillaume Thibault zum Roten Kreuz nach Eferding kam

Lisa Hackl, 30.05.2022 15:55

EFERDING. Guillaume Thibault lebt seit acht Monaten in Eferding. Der 21-Jährige aus Frankreich absolviert einen zwölfmonatigen Dienst im Rahmen des europäischen Freiwilligenkorps in Eferding. Tips erzählt er von seinen Erfahrungen. 

Guillaume in seinem Büro in der Bezirksstelle des Roten Kreuzes. (Foto: LHackl)
  1 / 2   Guillaume in seinem Büro in der Bezirksstelle des Roten Kreuzes. (Foto: LHackl)

Über das Rote Kreuz in Frankreich erfuhr Guillaume von der Möglichkeit, Frankreich für zwölf Monate zu verlassen. Verschiedene Stellen wurden ihm über das Europäische Freiwilligenkorps angeboten, Guillaume entschied sich bewusst für Eferding. „Es war keine leichte Entscheidung“, erinnert er sich. Schließlich konnte er kein Wort Deutsch und war auch in Englisch ungeübt. Er entschloss sich, alles hinter sich zu lassen, was er kannte und sich einem einmaligen Experiment zu widmen.

Schwerer Start

Aufgrund von Sprachbarrieren waren die ersten Monate von Guillaumes Aufenthalt von Her­ausforderungen geprägt. Er sei zwar von seinen Kollegen beim Roten Kreuz verständnisvoll und herzlich aufgenommen worden, die ersten Wochen habe man sich aber nur mit Zeichen verständigen können. Inzwischen hat sich der Franzose eingelebt, versteht viel von der neuen Sprache und kennt sich auch in Eferding gut aus. Nur der oberösterreichische Dialekt bereitet ihm nach wie vor Verständnisprobleme. „Es ist wirklich eine komplizierte Sprache“, erklärt er.

Abwechslung schätzen

Zu seinen Aufgaben gehören die Betreuung im Rotkreuzmarkt, die Mithilfe beim MittkochTisch des Roten Kreuzes und die Arbeit im Generationencafè. Auch bei Essen auf Rädern konnte er Erfahrungen sammeln. Guillaume weiß vor allem die Abwechslung zu schätzen. „Jeder Tag bringt neue Aufgaben“, erklärt er. Für seinen Freiwilligendienst hat Guillaume sein Informatik-Studium in Frankreich pausiert – was er machen möchte, wenn er im August nach Frankreich zurückkehrt, weiß er noch nicht. „Ich möchte nicht zu weit in die Zukunft planen“, erklärt der Freiwillige; er träumt aber davon, mit einem Bus herumzureisen und noch mehr von Europa und der Welt zu sehen.

Neue Kultur kennenlernen

Am meisten beeindruckt Guillaume die österreichische Rücksichtnahme. „Franzosen sind viel rücksichtsloser beim Autofahren, in Österreich geben die Menschen auf der Straße besser aufeinander acht.“ Er habe das Gefühl, die Menschen in Österreich zeigen einander mehr Respekt und Menschlichkeit. Auch sei ihm aufgefallen, dass Bier zu einer früheren Uhrzeit getrunken werde als in seinem Heimatland. Genossen habe er auch, andere Freiwillige aus verschiedenen Ländern kennenzulernen und mit ihnen über ihre Kultur zu sprechen. Er fühle sich jetzt mehr wie ein Weltbürger und weniger als Franzose, erklärt er. Die Begegnung mit Freiwilligen aus Afghanistan, Europa und dem Senegal habe ihm dabei geholfen, mehr Wertschätzung zu erfahren, für die Dinge, die er hat. „Die Welt ist mehr als das, was ich in Frankreich erlebt habe“, beschreibt er.

Mehr Selbstbewusstsein

Zu Beginn seines Aufenthaltes sei Guillaume sehr schüchtern und unsicher gewesen, in den vergangenen acht Monaten habe er nicht nur gelernt, mit Problemen umzugehen, sondern auch für sich selbst einzustehen, so habe er mehr Selbstbewusstsein gelernt. Das wird er auch in den kommenden Monaten nutzen, um Österreich besser kennenzulernen.

Nationale Agentur

Guillaumes ist nicht nur der erste Mitarbeiter vom Europäischen Freiwilligenkorps, sondern auch der erste Franzose, der für das Rote Kreuz in Eferding zu Gast war. Das Projekt soll ab August mit neuen Teilnehmern weitergeführt werden, das Rote Kreuzt muss sich in Form eines Quality Labels zur Aufnahme von Freiwilligen zertifizieren, über das Generalsekretariat in Wien läuft die Abwicklung der Freiwilligen.

Europäisches Freiwilligenkorps
Beim Europäischen Freiwilligenkorps werden Menschen zwischen 18 und 30 Jahren gesucht, die sich in Europa in Projekten oder Gemeinschaften einbringen wollen. Freiwilligenarbeit, Praktika, Arbeitsstellen und Solidaritätsprojekte können absolviert werden. Die Projekte werden von der Europäischen Union gefördert. Mehr Informationen gibt es unter: www.europa.eu/youth/ solidarity_de

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