Ölmühle Raab: Dem Öl auf der Spur - Naturprodukte aus handverlesenen Ölen
FRAHAM. Mitten im Eferdinger Becken bewirtschaften Christiane und Thomas Raab ihren Biobauernhof. Seit 2015 verarbeiten sie dort biologische Saaten zu hochwertigen kaltgepressten Speiseölen, die ohne Konservierungsmittel auskommen.
Das Ölsortiment umfasst derzeit 21 Sorten, darüber hinaus gibt es noch eine Kosmetiklinie und einige Sorten Essig. Neuester Zuwachs im Produktsortiment ist das Mundziehöl, eine Ölmischung, die optimal für das tägliche Spülen und Reinigen des Mundraumes geeignet ist.
„Unsere Öle kommen ohne Konservierungsstoffe aus, da wir laufend frisch pressen. Die Erzeugung und Abfüllung erfolgt zur Gänze bei uns im Haus, somit können wir höchste Qualität und Frische garantieren,“ erzählt Thomas Raab.
Öl ist nicht gleich Öl und Fett ist nicht gleich Fett
Öle und Fette sind Energiespeicher der Pflanze. Fast alle Pflanzensamen enthalten Öle in unterschiedlichen Mengen. In den Samen stecken alle Nährstoffe, die der Keimling für ein neues Pflanzenleben braucht. Diese gesammelte Lebensenergie nützt auch der Mensch von alters her zum Leben und Überleben. Ob uns aber das volle Wirkstoffpaket der Öle und Fette zur Verfügung steht, hängt vor allem von deren Herstellungsweise ab.
Native Öle – kaltgepresst und unbehandelt
Der Begriff Kaltpresssung ist gesetzlich nicht genau definiert und bedeutet nur, dass das Saatgut mechanisch gepresst und das Öl nicht chemisch nachbehandelt ist. Entscheidend für die Ölqualität ist jedoch die Presstemperatur. Viele der Fettbegleitstoffe sind temperaturempfindlich und werden bei Temperaturen über 40 Grad Celsius zerstört. Da die Fette und Öle nur in ihrer Gesamtheit unseren Körper positiv beeinflussen können, ist ihre schonende Verarbeitung so wichtig.
Native Öle sind empfindlicher und altern schneller, müssen also sorgsamer behandelt werden. Kühle und lichtgeschützte Lagerung, und bestmöglicher Schutz vor Sauerstoffeinwirkung sind besonders wichtig um einer vorzeitigen Oxidation entgegen zu wirken.
Sortentypischer Geschmack, Geruch und Färbung sind Hinweise auf gute Ölqualitäten. Die Herstellung nativer Öle erfolgt meist in kleineren Betrieben und erfordert große Sorgfalt im Umgang mit den Rohstoffen und viel Handarbeit.
Tips: Seit 2005 betreiben Sie neben ihrer biologischen Landwirtschaft eine Ölmühle. Wie kamen Sie dazu, sich damit zu beschäftigen? Woher stammt Ihr Wissen?
Thomas Raab: Das Wissen haben wir uns im Lauf der Jahre angeeignet. Als wir die Ölmühle gegründet haben, war die Verwendung nativer Öle noch nicht so selbstverständlich wie heute. Jetzt schätzen die Kunden die einzigartigen und sortentypischen Geschmäcker der Öle als Bereicherung, das war vor 20 Jahren noch nicht so verbreitet. Das Thema Öle ist spannend und vielseitig und ich empfinde es als besonderes Privileg, hochwertige Lebensmittel herzustellen und das Vertrauen der Kunden in unsere Produkte ehrt mich sehr. Eigentlich hatten wir geplant als Nebenbeschäftigung biologisches Sonnenblumen und Rapsöl für die Verwendung als „Bio-Treibstoff“ im Tank herzustellen, doch Umstände und Pläne änderten sich rasch. Heute sind wir sehr froh über die Richtungsänderung.
Tips: Was ist das besondere an diesen kaltgepressten Ölen und worauf muss bei der Lagerung geachtet werden?
Christiane Raab: Leinöl sollte immer möglichst frisch gekauft und rasch verwendet werden, denn es hält sich nur ca.3 Monate. Lagerung im Kühlschrank. Durch den hohen Omega 3 Gehalt oxidiert das Leinöl rasch und kann dann leicht bitter schmecken. Darum pressen wir unser Leinöl nicht auf Vorrat, sondern mehrmals wöchentlich.
Tips: Haben Sie ein spezielles Lieblingsprodukt aus Ihrem Sortiment – bzw. auf welches Produkt könnten Sie nicht mehr verzichten?
Christiane Raab: Mein Lieblingsöl ist das Leindotteröl. Nicht verwandt mit dem Leinöl, aber ähnlich wertvoll und gesund und besonders schmackhaft für alle Salate und Aufstriche. Auch die Hautpflegeöle kommen täglich zum Einsatz. Schwarzkümmelöl darf als zuverlässiges Mittel gegen Fieberblasen nicht in meinem Medizinschrank fehlen. Schon Hippokrates sagte „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein“ und diese Weisheit trifft besonders auch alle nativen Öle zu. Besonders der hohe Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Omega 3 (etwa beim Leinöl, Leindotteröl, Hanföl und Walnussöl) und wertvollen Fettbegleitstoffen tragen dazu bei, unsere Gesundheit zu erhalten.
Tips: Wie lautet Ihr Motto?
Christiane und Thomas Raab: Unser Motto lautet: „Wo immer frisch gepresst wird, braucht es keine Zusatzstoffe!“
Tips: Was ist Ihnen wichtig?Wir setzen auf Bio aus Überzeugung: weil das für uns, unsere Öle und die Umwelt der beste Weg ist; Vegan und Rohkost: weil wir Samen und Nüsse unter 40 Grad Celsius pressen; Wir nutzen Ölsaaten aus der Region und auch einige Exoten: weil wir stolz sind auf unsere zahlreichen Österreicher in unserem Öl-Sortiment, aber manchmal auch Sehnsucht nach der weiten Welt haben; Qualität und Frische: weil wir alle Öle in eigener Erzeugung und nur nach Bedarf herstellen;
Themenweg „ Auf der Spur der nativen Öle“
Wer mehr über die vielfältige Welt der Öle erfahren möchte, ist bei einer Führung durch den neu errichteten Themenweg genau richtig. Der Themenweg der Raab Mühle führt durch den Walnuss-, und Mandelgarten der Familie Raab und Besucher erfahren im Rahmen einer Führung Wissenswertes, Interessantes, Geschichtliches und Kurioses aus der Welt der Öle, im Anschluss darf das Ölsortiment natürlich verkostet werden.
Christiane Raab berichtet vom Entstehungsgedanken des Weges: „Öle sind ja unsere Leidenschaft, wir geben gerne unser Wissen weiter. Viele unserer Kunden wollen sich mit ihren Lebensmitteln genauer auseinander setzen. Zu wissen, wo mein Essen herkommt und wir es hergestellt wird ist wichtig. Wir lassen uns gerne bei unserer Arbeit über die Schulter schauen.“
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