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Bürgerinitiative wehrt sich gegen weitere Wohnanlage in der Ennser Südtirolerstraße

Thomas Lettner, 22.02.2021 10:34

ENNS. Anrainer der Lorcherstraße, Mauthausnerstraße und Südtirolerstraße haben sich Anfang Jänner zu der „Bürgerinitiative gegen Beton und Bauspekulation“ zusammengeschlossen, um auf die zunehmende Verbauung der Siedlung mit Wohnblocks und die sich verschärfende Verkehrsproblematik hinzuweisen.

  1 / 2   Mitglieder der Bürgerinitiative vor dem Einfamilienhaus in der Südtirolerstraße, das als nächstes einer Wohnanlage weichen soll. Fotos: Thomas Lettner

In der Lorcherstraße 4 wird gerade eine dreigeschossige Wohnanlage errichtet. Direkt daneben steht das Einfamilienhaus von Bernd und Ingrid Haberfellner, die die Bürgerinitiative ins Leben gerufen haben. Ihr Garten grenzt rückwärtig an das Grundstück  Südtirolerstraße 5, wo ein kleines Einfamilienhaus steht. Laut des Bebauungsplans Nr. 79 ist dort ebenfalls eine Wohnanlage geplant. Die Familie Haberfellner befürchtet, bald von Wohnbauten eingekesselt zu sein. „Neben der Lärmbelästigung durch die Bauarbeiten geht es uns um ein gesundes Gleichgewicht an Wohnbauten und Einfamilienhäusern, ein gesundes Gleichgewicht an Grünflächen und verbauter Fläche sowie um Vermeidung von weiteren Abholzungen“, sagt das Ehepaar. Gerade für Enns als cittáslow sei es wichtig, auf nachhaltigen Wohnbau zu setzen (z.B. Holz statt Beton) und statt eine weitere Verdichtung zu fördern lieber die Leerstände in der Innenstadt zu beseitigen. 165 Unterschriften hat die Bürgerinitiative bereits gesammelt.

Angespannte Park- und Verkehrssituation

Unterstützung erhalten die Haberfellners durch Karlheinz und Andrea Maier, Anrainern aus dem in die Südtirolerstraße mündenden Michael Lehner-Weg. Auch das Ehepaar Maier lehnt den Bebauungsplan Nr. 79 – Südtirolerstraße 5 ab. „Uns geht es in erster Linie darum, die ohnehin schon angespannte Verkehrs- und Parksituation in der Südtirolerstraße nicht durch zusätzliche Wohnbauten zu verschärfen“, sagt Maier, der selbst ein Planungsbüro leitet. Neben einer Reduktion der Wohnungsanzahl in der Südtirolerstraße 5 auf maximal zwei Wohneinheiten fordert die Bürgerinitiative daher ein Gesamtverkehrskonzept für die Südtirolerstraße, mehr Transparenz vonseiten der Gemeinde in Baufragen sowie die Installation eines Gestaltungsbeirates für Baufragen.

Keine Zersiedelung wertvoller Grünflächen 

„Zonen mit guter und vor allem vorhandener Infrastruktur wie der Ennser Stadtkern und stadtnahe Bereiche sind prädestiniert für eine Verdichtung. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren wegen mehrerer Faktoren (Entwicklung der Grundstückspreise, Wandel der Mobilität etc.) verstärken. Vor allem sollte damit eine Zersiedelung wertvoller Grünbereiche hintangehalten werden. Die politische Aufgabe liegt darin, eine mit dem Umfeld verträgliche Verdichtung zu ermöglichen“, sagt der Ennser Stadtamtsdirektor Gerhard Gstöttenbauer.

Diskussion bei nächster Gemeinderatssitzung

In der Südtirolerstraße 5 wurden schon mehrere Bebauungskonzepte des Bauträgers von der Stadtgemeinde Enns abgewiesen. Nachdem die ursprünglich dreigeschossige Variante abgelehnt wurde, sieht ein Beschluss vom September 2020 eine zweigeschossige Bebauung mit der Möglichkeit zum Ausbau des Dachraumes sowie einen dreigeschossigen Ausbau im Bereich des Liftes und Erschließungsganges vor. In der nächsten Gemeinderatssitzung Ende März werden die Stellungnahmen der Anrainer diskutiert. Wird das Bauverfahren eingeleitet, werden die Anrainer darüber informiert und haben noch einmal die Möglichkeit zur Stellungnahme. Auf die vom Bauträger verwendeten Baustoffe habe die Stadtgemeinde Enns allerdings keinen Einfluss.

Stadt kann Eigentümern keine Stellplätze vorschreiben

Die Parksituation in der Südtirolerstraße könne so Gstöttenbauer nach derzeitiger Rechtslage auch durch ein Verkehrskonzept nicht gelöst werden. Die Stadtgemeinde Enns habe schon vor zehn Jahren versucht, die Eigentümer der Wohnanlagen in der Südtiroler Straße zu animieren, zusätzliche Stellplätze auf Eigengrund zu schaffen. Dies scheiterte jedoch daran, dass sich keine Mehrheit bei den Mietern fand, um Stellplätze umzusetzen. Die Stadtgemeinde Enns habe rechtlich keine Möglichkeit, Eigentümern von baubehördlich bewilligten und seit Jahrzehnten bestehenden Wohnanlagen die Schaffung zusätzlicher Stellplätze vorzuschreiben. Bei neuen Wohnanlagen wie beim konkreten Bebauungsplan Südtiroler Straße 5 sollen zwei Stellplätze pro Wohneinheit vorgeschrieben werden.


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