Hilaria Enns: Christliche Werte, Geselligkeit und lebenslange Freundschaft
ENNS. Die Hilaria Enns wurde 1923 am Stiftsgymnasium in Wilhering gegründet. Da sich dort die örtlichen Gegebenheiten geändert hatten, übersiedelte die katholische Studentenverbindung 2015 nach Enns in ihre heutige Bude in der Bräuergasse.
Die Hilaria ist eine von 160 Mitgliedern im österreichischen Mittelschüler-Kartell-Verband (MKV). Frühestes Aufnahmealter ist 15 Jahre. „Wir haben in Österreich 170 Mitglieder, von denen derzeit 15 aktive Mitglieder sind. Zu diesen zählen Oberstufenschüler und Studenten, die am Beginn ihres Studiums stehen. Zu uns gehören auch drei Lehrlinge, die die Lehre mit Matura absolvieren“, berichtet der 19-jährige Obmann Julian Oberreiter aus Enns.
Keilung neuer Mitglieder
Die Gründe, warum man sich einer katholischen Studentenverbindung anschließt, sind vielfältig. Oberreiter kam durch seinen Vater, der ebenfalls bei der Hilaria ist, zur Studentenverbindung. Etwas anders verlief die Keilung bei Georg Haslhofer. Der Perger wurde durch Bundesbrüder bei der Union Höherer Schüler angeworben. Auch der Freundeskreis spielt bei der Gewinnung neuer Mitglieder eine wichtige Rolle.
Vom Fuchs zum Bursch
Als Fuchs – also als Neumitglied – durchläuft man eine dreisemestrige Probezeit und trägt im Gegensatz zu den älteren Bundesbrüdern das Burschenband nicht in den Farben „grün-rot-gold“, sondern in „rot-gold-rot“. Bewährt man sich als Fuchs in der Probezeit, legt man einen Eid ab und wird „Bursch“. Burschen sind diejenigen, die für die Planungsaufgaben innerhalb der Studentenverbindung zuständig sind. Mit circa einundzwanzig Jahren geht man in den Stand eines „älteren Herrn“ über, übergibt die Führung an die jüngeren Mitglieder und steht der Verbindung weiterhin unterstützend zur Seite. Mitglied bleibt man bei der Hilaria auf Lebenszeit.
Leben nach den vier Prinzipien
Wie auch bei allen anderen MKV-Verbindungen lebt man in der Hilaria nach den vier Prinzipien „religio“ (katholischer Glaube), „patria“ (Vaterlandsliebe), „scientia“ (Wissenschaft) und „amicitia“ (Lebensfreundschaft). Jedes Jahr nimmt die Hilaria an kirchlichen Festen wie Fronleichnam in studentischer Festtracht teil. Auch wenn die Religion eine tragende Säule in der Verbindung spielt und christlich-soziale Werte hochgehalten werden, muss man natürlich nicht ÖVP-Mitglied sein, um beitreten zu können. „Wir sind nicht parteipolitisch gebunden. Bei uns hat auch der Ennser SPÖ-Bürgermeister Stefan Karlinger schon einmal einen Vortrag gehalten“, erzählt Oberreiter.
Austausch über WhatsApp
Ganz groß geschrieben werden in der Hilaria nach dem Prinzip der „amicitia“ dafür Freundschaft und Geselligkeit. „Jetzt in den Ferien treffen wir uns zum Fußballschauen, zum Playstation-Spielen oder einfach, um gemeinsam ein Bier zu trinken“, sagt Oberreiter. Die Zeit kann man sich auch beim Wuzzeln oder Dartspielen vertreiben. Treffen wie Vorträge oder die regelmäßig stattfindenden Fuchsenabende werden über das zweimal im Jahr erscheinende Semesterprogramm oder die interne WhatsApp-Gruppe ausgeschrieben.
Bekenntnis zu Österreich und zur Demokratie
Obwohl Heimatliebe auch für katholische Studentenverbindungen sehr wichtig ist, besteht gerade darin der wohl größte Unterschied zu schlagenden Studentenverbindungen – den sogenannten Burschenschaften. „Wir bekennen uns zur demokratischen Republik Österreich und zur Integration in Europa. Jegliches deutschnationale Gedankengut lehnen wir ab. Auch die Mensur – der traditionelle Fechtkampf – wird bei uns aus christlichen Motiven abgelehnt. Degen werden ausschließlich bei offiziellen Auftritten verwendet“, erzählt Oberreiter. Sich im Couleur in der Öffentlichkeit zu zeigen kostet Mut, denn für Außenstehende sind Mitglieder katholischer Studentenverbindungen leicht mit Burschenschaftern zu verwechseln. „In der Schule musste ich sogar meinem Geschichtelehrer erklären, worin der Unterschied besteht. Man muss das Gespräch suchen und sich Zeit nehmen, um Vorurteile abzubauen“, sagt Haslhofer.
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