Sumpfschildkröten in den Augewässern an der Donau
ENNS. In den letzten Jahren konnte man in den Gewässern im Enns-Donau-Winkel immer wieder einzelne Exemplare der Europäischen Sumpfschildkröte beobachten. Heuer wurde das erste Mal ein Jungtier gesichtet.
Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ist wahrscheinlich der markanteste Vertreter der heimischen Kriechtiere. Das Verbreitungsgebiet dieser Art ist enorm groß und erstreckt sich im Westen von der marokkanischen Atlantikküste und der Iberischen Halbinsel bis nach Osten nach Kasachstan. In Österreich gibt es ein natürliches Vorkommen östlich von Wien, im Nationalpark Donau-Auen.
Vereinzelt findet man die Tiere auch an der March, im Tullner Becken und an einigen Gewässern in Kärnten und der Steiermark. Die Gesamtpopulation an der Donau wird auf etwa 400 bis 1000 Exemplare geschätzt, die Art gilt deshalb als stark gefährdet.
Lebensraum an Gewässern
Die Europäische Sumpfschildkröte weist einen ovalen und mäßig gewölbten Panzer auf, der etwa 20 Zentimeter Länge erreichen kann. Der Rückenpanzer ist meist schwarz oder dunkelbraun gefärbt. Kennzeichnend sind gelbe Punkte und Sprenkel, die sich auch auf die Weichteile erstrecken. Die Sumpfschildkröten halten sich ausschließlich an Gewässern auf. Hier wird nach Fressbarem gesucht und gejagt, wobei sie ihr guter Geruchssinn und Sehsinn leiten, selbst die Paarung findet im Wasser statt. Nur zum Sonnen und zur Eiablage verlassen die Schildkröten das Wasser. Am besten kann man die Tiere beim Sonnenbad beobachten. Dabei klettern sie gerne auf Bäume oder Äste, die im Wasser liegen. Sobald Gefahr naht, lassen sie sich ins Wasser fallen und tauchen unter.
Beobachtungen in Enns
Auch in den Auwäldern rund um Enns wurden in den letzten Jahren regelmäßig Sumpfschildkröten gesichtet. Seit dem Donauhochwasser im Jahr 2013 findet man die Schildkröten am Mitterwasser, in der Kronau bei Enns und in den Donauauen bei St.Pantaleon-Erla. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Tiere ausgesetzt wurden oder nach dem großen Hochwasser aus einem Gartenteich entkommen sind“, erklärt Biologe Werner Weißmair. Die Europäischen Sumpfschildkröten dürften sich in Enns offenbar wohlfühlen und haben sich sogar vermehrt. In einem Gartenteich wurde im Frühjahr ein Jungtier gefunden, das offenbar im letzten Jahr zur Weltgekommen war.
Ausgesetzte Schildkröten als Gefahr für heimische Arten
Neben den Europäischen Sumpfschildkröten findet man immer wieder ausgesetzte Gelbwangen- und Rotwangen-Schmuckschildkröten. Meistens wurden diese Tiere als Babyschildkröten in Zoohandlungen angeboten. Viele Schildkröten überlebten das erste Lebensjahr nicht, da sie durch falsche Ernährung erkrankten. Manche Schmuckschildkröten wurden aber nach einiger Zeit einfach ausgesetzt, da sie für die Haltung im Aquaterrarium zu groß wurden. Die Schmuckschildkröten gelten mittlerweile als invasive Art und sind eine Bedrohung für die heimischen Sumpfschildkröten. Infos zu den heimischen Reptilien gibt es auf www.herpetofauna.at.
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