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Pädagogin in Lateinamerika: An die Herausforderungen des täglichen Lebens in Mexiko gewöhnt

Mag. Claudia Greindl, 24.02.2021 11:10

BAD ZELL/MEXIKO. Mehr als ein halbes Jahr lang lebt und arbeitet Eva-Maria Oberndorfer bereits in Santiago de Querétaro in Mexiko (Tips hat berichtet). Die junge Pädagogin kennt die Stadt inzwischen gut. „Ich habe mich auch so gut es geht an die Herausforderungen des Alltags in Mexiko gewöhnt“, berichtet die Bad Zellerin. 

Familienmensch: Eva-Maria Oberndorfer mit ihrer mexikanischen "Schwester" Fotos: privat
photo_library Familienmensch: Eva-Maria Oberndorfer mit ihrer mexikanischen "Schwester" Fotos: privat

„Mit der Zeit findet man alles, was man braucht, um einen angenehmen Alltag zu führen“, sagt Eva-Maria Oberndorfer, die mittlerweile auch recht gut mit der spanischen Sprache zurechtkommt. „Ich weiß, wo meine Lieblingsrestaurants sind, wo man Geburtstag feiern kann, ich kenne alle Geschäfte und Einkaufshäuser. Und ich habe einen Bäcker gefunden, der Sauerteigbrot und Schwarzbrot für uns Österreicher bäckt.“ Denn mit ihren Landsleuten gehört die Pädagogin einer kleinen Community an, die sich gerne über österreichische Produkte oder interessante Plätze austauscht.

Perfektion – oder was?

Was Eva-Maria Oberndorfer in Mexiko nach wie vor vermisst, ist die gute Organisation und Verlässlichkeit der österreichischen Gesellschaft. „Hier vereinbart man einen Termin mit einem Handwerker, einem Möbelhaus oder einem Gärtner mit dem Wissen, dass er vermutlich an einem anderen Tag und zu einer anderen Zeit erscheinen wird“, muss die junge Österreicherin ihre Idee von Perfektion drastisch überdenken.

Noch immer Homeschooling

An den mexikanischen Schulen wird nach wie vor von zu Hause aus unterrichtet und gelernt. „Seit mehr als sechs Monaten ist Homeschooling auch hier an der österreichischen Auslandsschule unser Alltag, ich kenne meine Schüler noch immer nicht persönlich“, bedauert Oberndorfer. Sie unterrichtet Deutsch, Mathematik und Musik in Form von schriftlichen Aufgaben und per Videokontakt.

Kein Lockdown

Obwohl Corona also auch in Mexiko ein Thema ist, beeinträchtigt es den Alltag nur begrenzt. „Es gibt keinen offiziellen Lockdown, alle Geschäfte und Restaurants sind offen.“ Nach wie vor gibt es jedoch viele Präventionsmaßnahmen: Vor Betreten öffentlicher Gebäude wird Temperatur gemessen, Schuhsohlen und Hände müssen desinfiziert werden. Geschäfte dürfen nur von einer Person pro Haushalt betreten werden. „Museen und Theater haben seit beinahe einem Jahr geschlossen, andere kulturelle Veranstaltungen finden nicht statt“, berichtet die Auslandsösterreicherin.

Besuche nur mit QR-Code

Manche Dörfer dürfen nur mit einem QR-Code besucht werden, wofür die Bestätigung eines Restaurants, Hotels oder Krankenhauses nötig ist. „Privat habe ich ausschließlich Kontakt mit einem engen Freundeskreis, da offiziell nicht mehr erlaubt ist. Offiziell, da sehr viele Menschen sich nicht an die Vorschriften halten, es jedoch keine Strafen und kein Eingreifen gibt.“ Regelmäßige Testungen auf das Corona-Virus wie hierzulande gibt es für Lehrer nicht, da ohnehin nur über den Bildschirm unterrichtet wird und auch Konferenzen online stattfinden.

Heimaturlaub zu Jahreswechsel

Das Heimweh, das Eva-Maria Oberndorfer an manchen Tagen doch sehr plagt, stillte sie rund um Weihnachten mit einem Heimaturlaub – zum Glück noch vor Inkrafttreten strikter Reiseeinschränkungen. „Die Situation um Corona war daheim sehr ungewohnt, das Gefühl beengend – in Österreich herrschte eine sehr viel größere Angst vor einer Ansteckung“, beschreibt sie ihr Gefühl. Alle Menschen, die ihr nahestehen, zu treffen und in die Arme zu schließen, war unmöglich. „Meiner Oma nur aus dem Garten zu winken und meinen besten Freund nur mit einem negativen Schnelltestergebnis besuchen zu können, war sehr ungewohnt. Mit meiner Familie fühlte es sich jedoch nach dem anfänglichen Schock gleich wieder wie immer an.“ Obwohl der Abschied von daheim schwerfiel, freute sie sich wieder sehr auf ihr Leben in Mexiko, „auf meine Wohnung, mein Auto, meine Freunde, und auf Mexiko selbst.“

Autofahren - ein gefährliches Unterfangen

An den freien Wochenenden hat die Bad Zellerin Zeit, Mexiko richtig kennen zu lernen. „Das Land bietet eine Menge interessanter Touristenziele, aber auch geheime Plätze, die durch Corona noch ein wenig ruhiger und geheimnisvoller wurden.“ Während an langen Wochenenden und in den Ferien auch Inlandsflüge möglich sind, ist Oberndorfer ansonsten per Auto unterwegs – ein nicht ungefährliches Unterfangen: „Man muss wissen, dass die meisten Mexikaner ihren Führerschein kaufen oder von der Oma geschenkt bekommen. Und so fahren sie auch“, schmunzelt sie. Blinker werden entweder nicht oder immer verwendet, die Warnblinkanlage ist ständiger Begleiter, Verkehrsregeln gibt es kaum und die wenigen werden häufig nicht ernst genommen. „Uno a Uno“ ist dem hiesigen Reißverschlussystem gleichzusetzen und gilt an jeder Kreuzung. „Da kommt es schon mal vor, dass vier Autos beisammen stehen und niemand weiß, wer an der Reihe ist“, berichtet Eva-Maria. An manchen Kreuzungen darf man bei Rot nach rechts abbiegen, an anderen nicht. Anstelle von Linksabbiegestreifen an jeder Kreuzung gibt es „Retornos“ alle drei bis sechs Kilometer. „Möglicherweise ist das der Grund, weshalb Mexikaner immer zu spät zu Verabredungen kommen. Nimmst du eine falsche Straße, kommt es vor, dass sich deine Strecke gleich um sechs Kilometer verlängert. Es ist gewöhnungsbedürfig, aber für jeden Autofahrer machbar.“

Online-Weihnachtsbazar 

Eine Schulwoche läuft in Eva-Maria Oberndorfers Volksschule, dem Colegio Austriaco Mexicano in Santiago de Querétaro, zwar online, aber wie gewohnt nach Stundenplan ab. Über eine Onlineplattform erhalten die Kinder entweder Aufgaben, die sie alleine bearbeiten oder es findet Onlineunterricht statt. Jedes Kind hat zwischen drei und fünf Onlinestunden täglich. Dabei werden neue Themen eingeführt oder gemeinsam mit der Lehrerin geübt. „Um Abwechslung zu schaffen, finden auch Feiertage wie Valentinstag, Fasching, Ostern oder Ähnliches Platz in unserem Online-Schulalltag.“ Besondere Feiertage bekommen besondere Aufmerksamkeit. „Beispielsweise feierten wir zu Weihnachten einen Weihnachtsbazar über den Bildschirm. Im Vorhinein konnte man sich österreichisches Bier, Brezen, Bratwürste und Kekse über unseren Elternverein bestellen. Gemeinsam zählten wir einen Countdown, um den Weihnachtsbaum in der Schule zu erleuchten, wir hörten musikalische Beiträge von Kindern und Lehrern und wir teilten über Fotos wie wir Kekse verzierten und das Abendessen genossen. Den Kindern die österreichische Tradition näher zu bringen hat einen hohen Stellenwert an unserer Schule. So bereiten wir im Moment zum Beispiel auch das jährliche Maibaumfest vor. Heuer natürlich online.“


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