Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Ukrainisches Paar aus Rainbach: "Dieser furchtbare Krieg zerstört alles"

Mag. Susanne Überegger, 02.03.2022 19:22

RAINBACH. Eigentlich wollte Familie Sinelnyk aus Rainbach in den Osterferien die Eltern in der Ukraine besuchen. Der Flug war quasi schon gebucht. Doch der Krieg kam dazwischen.

  1 / 2   Yuliia und Anton Sinelnyk aus Rainbach mit Mutter/Schwiegermutter Liudmyla und den beiden Kindern. Die Sorge um die Angehörigen in der Ukraine und die Zukunft ihres Heimatlandes ist groß. (Foto: privat)

Liudmyla Humenna ist in Sicherheit. Die 59-jährige Ukrainerin spielt mit den beiden kleinen Enkelinnen im Garten ihrer Tochter Yuliia, die mit ihrer Familie seit fünf Jahren in Rainbach wohnt. Für ein paar Minuten kann sie ausblenden, was in ihrem Heimatland gerade Schreckliches passiert. Als Liudmyla Mitte Februar wieder einmal zu ihrer Tochter und Schwiegersohn Anton zu Besuch kam, ahnte noch niemand in der Familie, dass sich die Ukraine kurze Zeit später im Krieg mit Russland befinden würde.

„Es hat schon Zeichen gegeben, dass die Situation instabil werden könnte, deshalb ist meine Mutter auch zu uns auf Besuch gekommen – wir wussten nicht, ob wir uns sonst so bald wiedersehen würden. Aber an Krieg hat keiner von uns gedacht“, schildert Yuliia Sinelnyk. „Heute hätte meine Mutter zurückfliegen sollen, aber ich lasse sie natürlich nicht“, sagt die 36-Jährige.

Innerliche Zerissenheit

„Mich zerreißt es innerlich fast“, sagt Liudmyla  auf russisch – ihre Tochter übersetzt. „Einerseits bin ich froh, hier bei meinem einzigen Kind und meinen Enkeltöchtern zu sein, und ich bin dankbar, dass sie hier in Österreich in Sicherheit sind. Andererseits macht es mich fertig, dass ich hier untätig herumsitze, und nicht vor Ort helfen kann.“ Ihr Mann ist noch in Kropywnyzkyj, das im Herzen der Ukraine liegt und auch die Heimatstadt von Yuliia und Anton ist. „Zum Glück ist die Lage dort  noch nicht so schlimm wie zum Bespiel in Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes. Meine beiden Stiefschwestern haben in Charkiw fünf Tage im Keller ausharren müssen, bevor sie mit den Kindern zu unserem Vater nach Kropywnyzkyj flüchten konnten – im Pyjama“, erzählt Yuliia.

„Die Stadt, in der ich gewohnt habe, ist zerstört“

„Ich habe in Charkiw Jura studiert und dort gewohnt – die Fernsehbilder zu sehen, wie die Stadt von der russischen Armee zerstört wird, macht mich sehr traurig. In meiner alten Straße ist eine Rakete explodiert – da ist kein einziges Militärgebäude in der Nähe, die Russen nehmen bewusst zivile Ziele ins Visier“, kritisiert die Rainbacherin mit ukrainischen Wurzeln, während Anton ein altes Foto aus dem Jahr 2005 zeigt, auf dem er mit seiner Frau vor dem erst gestern zerstörten lokalen Regierungsgebäude in Charkiw zu sehen ist.

Weder Yuliias Vater, ihre Stiefschwestern noch Antons Eltern wollen die Ukraine verlassen – noch fühlen sie sich in ihrer Stadt im Zentrum der Ukraine relativ sicher. „Sie versuchen, ihren Landsleuten mit allen möglichen Mitteln zu helfen: Sie organisieren Notunterkünfte, Medikamente und Lebensmittel für Flüchtlinge; bauen sogar Molotow-Cocktails, um die sehr schlecht ausgerüsteten zivilen Verteidiger der Stadt zu unterstützen“, sagt Anton Sinelnyk (35).

Große Hilfsbereitschaft untereinander 

„In der Ukraine gibt es eine große Hilfsbereitschaft unter der Bevölkerung, egal ob nun russisch- oder ukrainischsprachig. Es gab keine Konflikte innerhalb der Ukraine – das ukrainische Volk will eigentlich nur in Frieden leben. Aber es wird bestimmt nicht klein beigeben und wird sich verteidigen“, ist sich Anton sicher. „Das hier ist kein Krieg Russland gegen die Ukraine, sondern ein Krieg Russland gegen Europa. Falls Russland siegt – wer sagt, dass Putin dann vor Lettland oder Polen halt machen wird? Es ist wichtig, dass die EU und die NATO jetzt der Ukraine helfen“, appelliert Anton Sinelnyk.

 An der FH Hagenberg studiert

Der Programmierer und seine Frau, die in der Ukraine als Notarin tätig war, waren 2009 nach Österreich gekommen, um an der Fachhochschule Hagenberg weiter zu studieren. Nach dem Abschluss blieb das Paar wegen der besseren beruflichen Möglichkeiten.  Mittlerweile sind die beiden österreichische Staatsbürger, die Töchter sind fünf und zwei Jahre alt.

Schon seit den Tagen vor Ausbruch des Krieges verfolgten Yuliia und Anton laufend die Nachrichten, um sich über die Lage in ihrem Heimatland zu informieren. Yuliia: „Ich habe das jetzt aber bewusst reduziert. Mir wurde das alles schon zuviel, ich muss ja auch an unsere Kinder denken – sie sollen nicht den ganzen Tag von schlechten Nachrichten und unseren Sorgen umgeben sein.“

Mitten in der Aufbruchsstimmung kam der Krieg

Mutter Liudmyla kann das Ganze noch immer nicht fassen: „Gerade jetzt, wo in der Ukraine das Leben besser geworden ist, die jungen Leute endlich alle Möglichkeiten haben, die Korruption weitgehend bekämpft worden ist – genau in dieser Aufbruchstimmung kommt dieser furchtbare Krieg und zerstört alles.“

 

Spendenaktion der Volkshilfe OÖ

Entweder mit einer Geldspende an das Spendenkonto der Volkshilfe Österreich: IBAN AT77 6000 0000 0174 0400 Verwendungszweck „Nothilfe Ukraine“ oder direkt auf der Volkshilfe Österreich Website Mit dem Spendengeld wird unsere Schwesterorganisation in der Ukraine bei der Versorgung der erwarteten großen Fluchtbewegung unterstützt.

Sachspenden

Willkommen sind aber auch Sachspenden für die Menschen vor Ort. Diese Spenden können in den 22 Volkshilfe-Shops abgegeben werden.

Volkshilfe-Shop Freistadt, Lasbergergstraße 8, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag8 – 12 und 13 –  17 Uhr

Dringend gebraucht werden:

  • Baby-Hygieneartikel und Windeln
  • Hygieneartikel für Frauen
  • Verbandsmaterial (Binden, Kompressen, Pflaster, Watte etc.)
  • Wolldecken
  • Schlafsäcke
  • Stirnlampen mit Batterien
  • Original verpackte fiebersenkende Schmerzmittel und Antibiotika (für Kinder und Erwachsene) sowie Blutdruckmittel
  • Nicht verderbliche Lebensmittel (Konserven)

Sachspenden in stabilen, verschließbaren und mit dem Inhalt beschriftete Kartons abgeben, bitte!

Spendenaktion der Vereinigung der Ukrainer in OÖ

Spendenkonto

Herz für die Ukraine

Raiffeisenbank

BIC RZOOAT2L680

IBAN AT87 3468 0000 0818 9086

Bitte Verwendungszweck angeben: 1) Medizinische Versorgung 2) Allgemeine Hilfe

Sachspenden

Verbandsmaterial, Medikamente für die Erste Hilfe für schwerverletzte Menschen, Funkgeräte

Sammelstelle

Linz

Süßigkeitswarenmanufaktur „Naschkatze“, Hofgasse 6, 4020 Linz

Öffnungszeiten Di - Sa 11 bis 17 Uhr

Kontaktperson: Anna Klymenko


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden