FREISTADT. Vor 20 Jahren, am 3. März 2003, ging die erste Sendung aus dem schuleigenen Radiostudio des Gymnasiums Freistadt on air. Zum runden Jubiläum blicken drei Radiomacher der ersten Stunde, Wolfgang Kuranda sowie Erika und Hans Bergthaler, auf die Erfolgsgeschichte des Ausbildungsradios zurück.
Tips: Erzählen Sie doch bitte ein wenig von den Schulradio-Anfängen – wie kam es dazu, dass das Gymnasium Freistadt seit 2003 ein eigenes Schulradio hat?
Wolfgang Kuranda: Ich erinnere mich, dass sich die Schulen um die Jahrtausendwende ein Profil geben sollten. Kollege Peter Wiklicky hatte damals die Idee für ein Schulradio und konnte Direktor Ernst Duschlbauer und auch viele der Kollegen dafür begeistern. Der halbe Lehrkörper fuhr mit einem Bus nach Hollabrunn, um sich in einer Schule anzusehen, wie dort Radio gemacht wird. Spätestens danach waren wir alle Feuer und Flamme. Rückblickend gesehen sind wir das Projekt Schulradio ziemlich blauäugig angegangen, wir hatten in Wirklichkeit keine Ahnung, was auf uns zukommen würde. Wir haben Eierkartons für den Schallschutz gesammelt und die Aufgabenbereiche unter uns Lehrern aufgeteilt – die Physiker etwa haben sich um die Technik gekümmert, die Germanisten erste Ideen für Sendungen gewälzt. Wir Lehrer haben damals einen Nebenraum vom Zeichensaal zum Radiostudio umgebaut. In einem Schnellsiedekurs lernten wir den Umgang mit den Mischpulten mehr schlecht als recht – durch Versuch und Irrtum fanden wir heraus, wie die Studiotechnik funktioniert. Einen Sprechtrainings-Kurs haben wir Professoren vom Radioteam vor dem Sendestart auch absolviert.
Erika Bergthaler: Dann galt es, die Schüler zu mobilisieren, Sendungen zu gestalten und diese in einer Art Trockentraining auszuprobieren.
Tips: Erinnern Sie sich noch an den ersten Sendetag?
Wolfgang Kuranda: Natürlich, am 3.3.2003 war es so weit, die erste Sendung ging auf Radius 106,6 on air. Ich weiß noch, einige Schüler vom Maturajahrgang 2004, die Schulradio-Gründergeneration, sind mit dem Auto rund um Freistadt gefahren und haben geschaut, wie weit das Sendegebiet reicht.
Tips:Wie ging es mit dem Schulradio weiter?
Erika Bergthaler: Die ursprüngliche Idee, das Radiomachen mit dem Unterricht zu verbinden, ließ sich wegen des Zeitaufwands praktisch nicht wirklich umsetzen. Also wurde auf Freiwilligkeit umgestellt und das Radiomachen als unverbindliche Übung bzw. in der Oberstufe als Wahlpflichtfach angeboten. Schüler und Lehrer gestalten ein Vollprogramm, gesendet wird täglich rund um die Uhr. 2010 gelang der – nicht offizielle – Weltrekord, eine 106,6 Stunden lange Sendung zu gestalten.
Hans Bergthaler:Einer der größten Erfolge von Radius 106,6 war die Zusammenarbeit mit dem österreichischen Filmfestival „Diagonale“, erstmals im Jahr 2005. Unser Schulradio hat auch zahlreiche Preise gewonnen, darauf sind wir stolz.
Wolfgang Kuranda:Unsere radiomachenden Schüler wurden und werden oft gefragt, woher sie denn ihr Können, was das Reden und Auftreten betrifft, haben. Das freut uns natürlich besonders. Einige Schüler haben das Radiomachen sogar zu ihrem Beruf gemacht, zum Beispiel der Philipp Bergsmann aus Freistadt, der heute Moderator bei Ö3 ist.
Tips: Viele Professoren aus der Radius 106,6-Blütezeit sind nicht mehr an Bord, das Kernteam besteht nur mehr aus drei Lehrern. Wie geht es mit dem Schulradio weiter?
Wolfgang Kuranda:Das stimmt leider, das Kernteam an Programmverantwortlichen ist auf Clemens Nirnberger, Gerd Fischer-Hummer und meine Person geschrumpft. Ein Schulradio zu betreiben, ist doch recht aufwendig, dafür fehlt vielen Kollegen die Zeit. Es wird leider auch immer schwieriger, Schüler fürs Radiomachen zu begeistern.
Tips: Wie feiert das Gymnasium das 20-Jahr-Jubiläum des Schulradios?
Wolfgang Kuranda:Am Montag, 27. Februar, liest Gunna Wendt um 19 Uhr im Gymnasium aus ihrem neuesten Buch „Waren wir doch Teile voneinander“: Geschichten von berühmten Schwestern. Hans und ich gestalten am Dienstag, 28. Februar, einen Radio-Spezialabend, an dem wir die Geschichte von Radius 106,6 Revue passieren lassen. Am Mittwoch, 1. März, ist ein „Diagonale“-Filmabend im Kino Freistadt geplant, und am Freitag, 3. März, feiern wir ab 18 Uhr das große Jubiläumsfest in der Aula des Gymnasiums, zu dem alle Wegbegleiter und Interessierten herzlich eingeladen sind.
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