Wölfin abgeschossen: Jäger haben Stillschweigen vereinbart
UNTERWEISSENBACH. Nach dem Abschuss der als Problemtier geltenden Wölfin Dienstagnacht brodelt die Gerüchteküche, wem das Tier wo vor die Flinte gekommen ist. Durchgesickert ist mittlerweile, dass der Isegrim bei einem Stadel in Unterweißenbach erlegt wurde. Über weitere Details hat sich die Jägerschaft Stillschweigen auferlegt.
„Sie müssen das verstehen, es ist jetzt eine kritische Phase, es gibt Leute, die gegen die Jäger sind“, sagt der Unterweißenbacher Jagdleiter Gerhard Kreindl. „Es geht um den persönlichen Schutz, wir wollen nicht, dass vielleicht einmal jemand 'Wolfsmörder' auf der Hauswand stehen hat.“ Noch weiter geht Bürgermeister Johannes Hinterreither-Kern, der ebenfalls keine Angaben zu Ort und Schützen machen will: „Wenn man bedenkt, dass es in Naarn nach der tödlichen Hundeattacke und der Einschläferung des betreffenden Hundes Morddrohungen gegeben hat, ist es angebracht, keine Namen zu nennen.“
Naturschutzbund bedauert Abschuss
Julia Kropfberger, Obfrau des Naturschutzbundes OÖ, hatte schon im Vorfeld der Ereignisse die Erlaubnis zum Abschuss durch die Behörden kritisiert. „Der Abschuss von Wölfen, die ungeschützte Weidetiere reißen, ist grundsätzlich nicht zielführend, da immer wieder Wölfe aus den Nachbarländern zuwandern werden. Diese werden, solange es in Österreich keinen flächigen Herdenschutz gibt, immer wieder Nutztiere reißen, wenn sich für sie die Gelegenheit ergibt, da vor allem Schafe und Ziegen in das Beuteschema der Wölfe fallen. Die Prävention von Rissen und dadurch ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben mit dem Wolf ist nur mittels Herdenschutz möglich“, sagte die Ottensheimerin im Interview mit Tips-Redakteur Andreas Hamedinger (hier nachzulesen).
Laut Kropfberger ziehen sich Wölfe bei Begegnungen mit Menschen in der Regel zurück, tun dies aber in der Regel nicht panisch, sondern verschaffen sich einen Überblick und entfernen sich dann. Zudem sei das Verscheuchen bei zufälligen Begegnungen nicht als Vergrämungsmaßnahme zu bewerten, die eine Verhaltensänderung eines Wolfes bewirken könnte, und lässt sich somit auch nicht aus der Oö. Wolfsmanagementverordnung ableiten. „Der Abschuss einer geschützten Tierart ist nur als letzte Option oder bei Gefahr in Verzug zu wählen. Beides ist hier nach unserem Kenntnisstand nicht der Fall gewesen“, kritisiert die Obfrau des Naturschutzbundes OÖ. Sie hält umfassende Informationen für die Bevölkerung über das Leben des Wolfes und ein intensiviertes Monitoring für das Gebot der Stunde und Aufgabe der Landesregierung.
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