Erinnerungen: Als Otto Schenk in Bad Zell grantelte
BAD ZELL. Publikumsliebling, Bühnenlegende, begnadeter Komödiant: Otto Schenk starb dieser Tage im Alter von 94 Jahren. 2012 hatte der Schauspieler die 31. Bad Zeller Kulturwochen eröffnet. Für Tips blickt Hans Hinterreiter, Obmann des Kulturforums, auf die Tage mit dem außergewöhnlichen Gast zurück.
Schon das erste Treffen von Otto Schenk und Hans Hinterreiter, das die Kulturmanagerin Fini Schmid aus Gallspach eingefädelt hatte, stand unter keinem guten Stern. „Wir hatten ausgemacht, uns in Otto Schenks Domizil Villa Schenk am Irrsee zu treffen. Schenk und seine Gattin warteten hingegen in Wien auf Fini Schmid und mich“, erzählt Hans Hinterreiter. Der zweite Anlauf klappte, und der beliebte Schauspieler, damals immerhin schon 81 Jahre alt, sagte zu, mit seinem Programm „Sachen zum Lachen“ am Ostersonntag, 8. April, zur Eröffnung der 31. Bad Zeller Kulturwochen im Hotel Lebensquell aufzutreten. Das Osterwochenende 2012 kam – es ist Hinterreiter als eines der aufregendsten, spannendsten, nervenaufreibendsten und zugleich schönsten seiner beruflichen Laufbahn in Erinnerung geblieben.
Wie ein echter Wiener
„Es begann damit, dass Otto Schenk sich beim Aussteigen aus dem Auto schwertat, er hatte starke Kreuzschmerzen und brauchte gleich einen Arzt“, erinnert sich der Bad Zeller. Bei der nachmittäglichen Licht- und Tonprobe im Hotel Lebensquell kehrte Schenk den grantelnden Wiener hervor. „Ich hatte mich bemüht, die Bühne schön zu gestalten. Auf seine Anweisung musste alle Dekoration weg.“ Nur ein Sessel, ein Tisch und ein schwarzes Tuch dahinter „genehmigte“ der Schauspieler, der als Opernregisseur gewohnt war, den Ton anzugeben. „Die Stimmung war nicht gut, ich hab in der Nacht gar nicht schlafen können deswegen“, so der Obmann des Kulturforums, das damals (bis 2020) noch Volksbildungswerk hieß. „Die Veranstaltung war ausgebucht, ebenso das gemeinsame Abendessen mit Herrn Schenk, das wir als Package angeboten hatten, und es erreichten uns immer weitere Anfragen für Karten.“
Erleuchtung bei der Osterfestmesse
Die Erleuchtung, wie die Situation zu retten sei, kam Hans Hinterreiter am Ostersonntag Vormittag in der Festmesse in der Pfarrkirche. „Mir ist eingefallen, ich mache mit dem Ehepaar Schenk einen Ausflug zum Großdöllnerhof und zum Schwammerlstein nach Rechberg.“ Gesagt, getan – und der Plan ging auf. „Renée und Otto Schenk waren berührt von der Schönheit unserer Landschaft, die sie unbedingt ihren Freunden in München und New York zeigen wollten, sie sind in diesen Stunden quasi andere Menschen geworden.“ Die nachmittägliche Licht- und Tonprobe verlief in schönstem Einvernehmen und zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Und so wurde auch der Abend unter dem Motto „Sachen zum Lachen“ mit 300 Gästen ein voller Erfolg.
Einmal noch gezittert
Zittern ließ Hans Hinterreiter dann noch einmal, als Otto Schenk nicht an dem vereinbarten Abendessen teilnehmen wollte. „Seine Gattin fühlte sich nicht wohl. Ich habe ihn dann gebeten, zumindest einen kurzen Abstecher zu den 100 Leuten zu machen, die auf ihn warteten.“ Schenk sagte zu, und schlussendlich verließ er nach vielen Anekdoten aus seinem Leben mit Hans Hinterreiter das Restaurant als Letzter. „Ich bin zutiefst berührt von der herzlichen Aufnahme in Bad Zell“, meinte der Mime.
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