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Freistädter Stadtgeschichte: Als einst die Friedhöfe zu klein wurden

Mag. Claudia Greindl, 23.08.2025 18:00

FREISTADT. Bevor Ende des 20. Jahrhunderts der Pesterreger und die Infektionswege erforscht waren, starben in ganz Europa Millionen Menschen an dieser gefürchteten Krankheit. Auch Freistadt wurde mehrmals, besonders im 16. und 17. Jahrhundert, von der Pest heimgesucht, hat Stadtgeschichtsforscher Alois Preinfalk erhoben.

  1 / 2   Ratten standen im Verdacht, über ihre Flöhe Zwischenwirte für das Pestbakterium gewesen zu sein. (Foto: Audrey/Adobe Stock)

Die Pest trat als landesweite Pandemie oder in Wellen regional und in manchen Jahren auch ortsbezogen in Erscheinung. In Städten wie Freistadt, die an einer stark frequentierten Handelsroute lagen, war die Gefahr größer als auf dem Lande.

Pest durch Sünde und Laster

In der von Erzherzog Ferdinand 1562 erlassenen Infektionsordnung sind Reisen aus Pestgebieten oder in Orte mit Infektionsfällen geregelt. Allerlei Arzneien, wie sie in vielen Büchern beschrieben sind, mussten angewendet und ein gottgefälliges Büßerleben geführt werden, nachdem nach damaligem Verständnis Sünde und Laster zu den Ursachen der Infektion zählten.

An der „Vergiften Krankheit Verstorbene“ waren laut Infektionsordnung gleich auf den nächstgelegenen Friedhöfen beizusetzen. Gleichzeitig wurde der Leichenzug zu den Gräbern und die „Betrinckhung“ der Toten verboten.

Auch die Jahrmärkte und Kirchtage durften nicht stattfinden, solange die Infektion nicht gebannt war.

Freistadt und die Pest

In den Quellen des Stadtarchivs ist die Pest in Freistadt ab der Mitte des 16. Jahrhunderts nachweisbar. Die sehr lückenhafte Aktenlage lässt eine vollständige Aufarbeitung des Themas nicht zu. Aus der Auswertung vorhandener Aufzeichnungen ergibt sich nur ein diffuses Bild, aber keine repräsentative Darstellung. Allein für das Jahr 1541 wurde eine Aufzählung der Pestopfer nach Häusern angelegt. Danach sind in 67 von rund 200 verzeichneten Häusern (auch jenen der Vorstädte) 238 Personen verstorben. In zwei Häusern mussten je acht Personen ihr Leben lassen.

Im 17. Jahrhundert wurde Freistadt neuerlich von einer Pestwelle heimgesucht. Als sich die Krankheit in der zweiten Hälfte des Jahres 1624 manifestiert hatte, mussten über Weisung der Statthalterei wöchentliche Berichte über alle Todesfälle und den Verlauf der Erkrankungen vorgelegt werden.

Verweis für Bürgermeister

Nachdem bis September 1625 die Beerdigung von 45 infizierten Personen aus dem Burgfried durch den Pfarrer von der Stadt nicht wie verordnet gemeldet wurde, erteilte Statthalter Adam Graf Herberstorff dem Bürgermeister einen Verweis mit Strafandrohung bei weiteren derartigen Vergehen. An den Pfarrer gerichtet, meint der Statthalter, dass diesem eine Abmahnung der Stadtregierung „guttun würde“. Aus den wöchentlichen Meldungen sticht eine vom 17. Oktober 1625 hervor: Der amtierende Bürgermeister Johann Baptista Schönweiß war am 9. Oktober noch frisch und wohlauf. Doch zur Vorbeugung möglicher Krankheiten wurde eine Purgation (Darmreinigung) durchgeführt und am nächsten Tag „hat man ihm eine Ader öffnen lassen“. Etliche Tage darauf klagte er über Kopfweh und Fieber, was man auf einen zu intensiven Aderlass zurückführte.

Als sich aber dann am 15. Oktober unter der rechten Achsel ein rotes, „stark brennendes Fleckl“ zeigte, aus dem schließlich eine Beule wurde, bekam Schönweiß alsbald die in solchen Fällen „gehörigen“ Medikamente verabreicht. Darauf verschwanden die Beschwerden, sodass er sich wieder wohlfühlte. „Es ist aber vergangene Nacht unverhofft zu einem Durchfluss gekommen, durch welchen ihm das Geblüt entgangen ist und die Symptome wieder stärker wurden als vorher. Dadurch hat er sein Leben aufgeben und einbüßen müssen“, heißt es in der Meldung.

Laut einem undatierten, aber offensichtlich aus 1625 stammenden Bericht waren die Friedhöfe bei der „äußeren Kirch“ (Frauenkirche) und beim Bürgerspital (Linzer Vorstadt) wegen der durch die überhand nehmenden Infektionstoten infolge der Pest nicht mehr aufnahmefähig. Auf keinem der beiden Gottesacker gab es mehr eine Möglichkeit, Verstorbene zu beerdigen.

Platz für die Pesttoten

Der Bürgermeister richtete daher an Statthalter Graf Herberstorff ein schriftliches Ersuchen, einer Erweiterung des Friedhofes bei der Frauenkirche zuzustimmen, die allerdings einige bauliche Maßnahmen erforderte. Die an der Friedhofsmauer „ohne allen Nutzen“ aufgeworfene Schanze sollte entfernt und der Grund für Gräber geebnet werden. Entlang des Mühlbaches drohte die Mauer umzufallen, weil die stützenden Holzbohlen bereits verfault waren. Die Stadt wollte diese marode Mauer gänzlich entfernen und lediglich Holzplanken aufstellen. Damit könnte Platz für „die gmaine Leuth“ geschaffen werden.


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