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Krisenzeiten erfordern psychologische Beratung am Telefon

Laura Voggeneder, 14.04.2020 15:00

FREISTADT. In der Corona-Krise ist psychologische Betreuung gefragt. Persönliche Termine finden nicht oder nur sehr eingeschränkt statt. Viele Therapeuten und Beratungsstellen haben auf Gespräche via Telefon, Skype oder Chat umgestellt.

  1 / 3   Persönliche Therapie- und Beratungsgespräche sind derzeit nur eingeschränkt möglich. Foto: Dmytro Zinkevych/Shutterstock

Das Angebot der telefonischen Beratung mit bestehenden Klienten werde gut angenommen, sagt Maria Anna Simon vom Beratungsteam der Familienberatungsstelle Beziehungleben.at in Freistadt. Das Büro im Dechanthof ist derzeit geschlossen. Neben Simon sind auch Wolfgang Bögl und Jurist Daniel Brandstetter bei der Beratungsstelle der Diözese in Freistadt tätig.

„Einen konkreten Telefonberatungstermin zu vereinbaren, hat eine hohe Wirksamkeit. Die Klienten fühlen sich verstanden, sind erleichtert, fassen Mut – all das, was wir brauchen, um durch schwierige Zeiten gehen zu können“, sagt Simon.

Angst ist Hauptthema

Ein häufiges Gesprächsthema ist Angst in Zusammenhang mit dem Coronavirus, erklärt Simon: „Angst um sich selbst, um die Liebsten – es gibt überall Vorerkrankungen. Es geht oft auch um Einsamkeit, Paar- und Familienkonflikte oder die Überforderung der Mütter, die jetzt zu Ersatzlehrerinnen geworden sind.“

Das Angebot bei Beziehungleben.at ist grundsätzlich kostenlos, es wird aber bei jeder Sitzung um einen freiwilligen Beitrag gebeten, damit das Angebot aufrecht erhalten werden kann.

Ausnahmesituation

„Grundsätzlich ist die 'Telefonpsychotherapie' etwas für Ausnahmesituationen und auch nach der aktuellen internationalen Studienlage eher als Ergänzung zu sehen. In der aktuellen Situationen ist sie aber hilfreich und verhindert, dass laufende Psychotherapien unterbrochen werden müssen und der bisherige Therapieerfolg gefährdet wird“, erklärt Wolfgang Schimböck, Psychotherapeut und Vorsitzender des OÖ. Landesverbandes für Psychotherapie (OÖLP).

Einschränkungen

Die psychotherapeutische Krankenbehandlung in den Praxen sei zwar möglich, findet aber nur mehr eingeschränkt und mit Schutzmaßnahmen statt, wie Maske, Sicherheitsabstand beim Gespräch, Bereitstellung von Desinfektionsmittel für Patienten und entsprechender Gebrauch durch den Psychotherapeuten auch für Türklinken, die Waschräume. Patiententermine sind so festzulegen , dass es zu keinem Aufeinandertreffen kommt.

Zahlreiche Psychologen in OÖ haben die meisten ihrer laufenden Therapien auf das Telefon- und Skypeangebot umgestellt. „Nach Rückmeldungen der Kollegen können wir davon ausgehen, dass von den im Jahresschnitt in Oberösterreich durchgeführten etwa 18.000 psychotherapeutischen Behandlungen 50 bis 80 Prozent aktuell telefonisch stattfinden“, sagt Schimböck.

Vorteile überwiegen

Bei der telefonischen Psychotherapie seien der Erstkontakt und der Aufbau einer therapeutischen Beziehung eine besonders große Herausforderung, sagt Schimböck. Die Vorteile überwiegen aber: „Klienten, die erstmals neu in eine Psychotherapie telefonisch einsteigen, können in den meisten Fällen mit einer Angstreduktion, einer Entlastung und Stabilisierung rechnen. Oft wird auch eine Tagesstruktur, eine neue Werte- und Lebenssinn-Orientierung erarbeitet. Beziehungswerte gewinnen gerade in diesen Tagen an Bedeutung. Auch die Anleitung von einfach durchzuführenden Entspannungsübungen kann helfen. Die ältere Befragung von 450 Personen, von denen 70 Prozent eine Psychotherapie im Internet in Anspruch genommen haben, ergab, dass davon 65 Prozent die Therapie anschließend im Face-to-Face Setting fortgesetzt haben.“

Unkompliziertes Angebot

Schimböck verweist auf ein aktuelles Angebot von ÖGK, Oö. Telefonseelsorge und Oö. Psychotherapieverband: Über die Krisenhotline 142 können kostenfrei unbürokratisch fünf Psychotherapiestunden bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten vermittelt werden.

Innerhalb von wenigen Tagen wurden über diese Hotline in Oberösterreich 54 Psychotherapien vermittelt. Acht Psychotherapeuten stehend überdies zur Zeit über diese Aktion für eine Erstberatung auch im Chat zur Verfügung. „Dieses Angebot wird voll in Anspruch genommen“, betont Schimböck.

Kontakt Beziehungleben.at Freistadt:

Tel. 0732/ 77 36 76

beziehungleben@dioezese-linz.at

Chatberatung: www.antworten.at

Telefonseelsorge 142: Tel. 142

Krisenhilfe OÖ: Tel. 0732/ 21-77 (Notruf)

Psychologische Telefonberatung der Kinder- und Jugendhilfe:

Tel. 0732/ 7720 78 22 2


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