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BAD ISCHL. Seit genau einem Jahr leitet Herta Neiß die Museen der Stadt Bad Ischl. In diesem Jahr hat sie viel geschafft, von der Neukonzeption des Ischler Stadtmuseums bis hin zu kreativen Formaten, um vor allem Kinder für Museen zu begeistern. Soeben wurde beiden Museen – dem Stadtmuseum und der Lehárvilla – das Museumsgütesiegel verliehen.

Herta Neiß im Stadtmuseum Bad Ischl. (Foto: Laserer)
  1 / 3   Herta Neiß im Stadtmuseum Bad Ischl. (Foto: Laserer)

Wenn Herta Neiß morgens aus dem Zug steigt und durch die Ischler Pfarrgasse in Richtung Stadtmuseum geht, wird sie gegrüßt. Ein freundliches Nicken hier, ein kurzer Plausch dort – es sind Kleinigkeiten, die zeigen, dass sie angekommen ist. Seit Oktober 2024 leitet die 58-Jährige das Stadtmuseum und die Lehárvilla. Zwei Häuser, die tief mit der Geschichte Bad Ischls verwurzelt sind und die unter ihrer Führung neue Lebendigkeit entfalten. Viel ist in Bewegung geraten.

Von Linz ins Salzkammergut

Neiß stammt aus Wolfern, wohnt aber schon lange in Linz. Nach einer Lehre als Bürokauffrau holte sie die Matura nach und studierte Wirtschaft mit Schwerpunkt Wirtschaftsgeschichte. Sie promovierte am Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, forschte, lehrte und organisierte zugleich Ausstellungen. Doch die Theorie allein erfüllte sie nicht. Sie wollte mitten ins Geschehen, dorthin, wo Geschichte nicht nur studiert, sondern auch erlebbar wird. „Ich bin unglücklich, wenn ich nicht im Museum bin, ich brauche das täglich“, sagt sie heute. Ein Schlüsselmoment für Neiß persönlich war die OÖ Landesausstellung „Arbeit, Wohlstand, Macht“ in Steyr 2021, die sie gemeinsam mit Michael John kuratierte. Dort zeigte sich, wie sehr sie Ausstellungen nicht nur organisieren, sondern mit Inhalt und Herzblut gestalten konnte. Über das Kulturhauptstadtprojekt „Sommerfrische“ führte ihr Weg schließlich nach Bad Ischl und zu den Stadtmuseen.

Geschichte neu erzählt

Seither hat sie die in die Jahre gekommene Dauerausstellung des Stadtmuseums mit Michael John grundlegend überarbeitet. Heute führen 23 Räume durch die Geschichte des Salzkammerguts. Jeder Raum kreist um ein Leitobjekt, das Geschichten eröffnet und Zusammenhänge sichtbar macht. Besucher bewegen sich nicht mehr durch eine statische Sammlung, sondern durch eine Erzählung, die sich wie ein roter Faden durch die Räume zieht. Auch die Lehárvilla gehört zu ihrem Aufgabenbereich. Dort stehen Leben und Werk des berühmten Operetten-Komponisten Franz Lehár im Mittelpunkt. Neiß setzt auch hier auf neue Zugänge: Hörstationen sollen künftig den Musiker greifbarer machen: „Die Besucher müssen Lehár hören“, so Neiß. Auch Lehárs umfangreiches Archiv wird Schritt für Schritt erschlossen. Ziel ist es, Lehárs künstlerisches Erbe in eine Form zu bringen, die auch heutige Generationen erreicht. Dass Neiß eine hervorragende Arbeit leistet, bestätigt auch die Verleihung des Museumsgütesiegels, das nur jene Museen verliehen bekommen, die strenge Auflagen und Kriterien erfüllen.

Mit Kindern durchs Museum

Besonders wichtig ist ihr, Kinder und Jugendliche für die Häuser zu gewinnen. Für die Jüngeren gibt es analoge Rätselspiele. Ältere Schüler erkunden die Museen mithilfe einer App. Workshops zu Themen wie Sommerfrische, Nationalsozialismus und Kulturgeschichte ermöglichen vertiefende Einblicke. Ein Höhepunkt war die „Nacht im Museum“: Kinder zogen mit Taschenlampen durch die Räume, schlüpften in Schlafsäcke zwischen den präparierten Tieren der Sammlung und frühstückten am nächsten Morgen gemeinsam. „Ganz besonders gern habe ich die Kinder im Museum“, sagt Neiß.

Blick nach vorne

Die Agenda für die kommenden Jahre ist bereits gut gefüllt. Ein neuer Bereich zur Salzgeschichte wird im Stadtmuseum entstehen, eine große Ausstellung zu Hans Sarsteiner ist in Vorbereitung. Der Sonderausstellungsraum ist bereits bis 2027 verplant. In der Lehárvilla will sie mit der Umsetzung der Hörstationen beginnen. Neiß denkt dabei immer an das große Ganze. Museen sind für sie keine abgeschlossenen Räume, sondern Orte, die die Gesellschaft widerspiegeln. „Geschichte soll nicht verstauben, sie soll berühren“, betont sie.

Dass sie selbst dabei längst Teil von Bad Ischl geworden ist, spürt sie jeden Tag. Reserviertheit habe sie nie erfahren. Stattdessen wird sie gegrüßt, in Gespräche verwickelt und nach ihrer Meinung gefragt. Aber auch die Meinung und das Wissen der lokalen Bevölkerung sind der Historikerin sehr wichtig: „Es können immer alle mit Vorschlägen und Ideen zu mir kommen. Ich bin da sehr offen. Ich arbeite ja auch für die Ischler und Ischlerinnen.“ So wachsen nicht nur die Museen mit ihrer neuen Leiterin – auch die Leiterin wächst mit der Stadt.


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