Schulterschluss von Eltern und Politikern für Gmundner Lenau-Schule
GMUNDEN. Eine ministerielle Weisung könnte das Aus für Integrationsklassen in Sonderschulen bedeuten – auch die Gmundner Nikolaus Lenau-Schule (NLS) ist betroffen. Die Eltern sind entsetzt, Politiker aller Fraktionen wollen helfen, das Schulkonzept erhalten.
In der NLS gibt es seit 1992 integrative Klassen mit Volks- und Sonderschülern. Derzeit werden 30 Sonderschüler mit unterschiedlichsten Bedürfnissen und 93 Volksschüler gemeinsam unterrichtet. Die Schule gilt als Vorzeigemodell. Delegationen aus anderen Bundesländern pilgern nach Gmunden, um sich zu erkundigen. „Wir können gar nicht alle Anmeldungswünsche erfüllen“, verdeutlicht Direktor Walter Mayrhofer die Anerkennung des Schulkonzeptes.
Kopfschütteln bei Politik und Schulexperten
Doch am 1. Februar wurde ihm mitgeteilt, dass er keine Volksschüler mehr aufnehmen dürfe. Dabei machen sie drei Viertel der Schüler aus. Das Ministerium beruft sich auf die Gesetzeslage, der nach Schulversuche reduziert werden müsse. Nicht nur Mayrhofer und die Eltern sind entsetzt. „Ein Erfolgskonzept wird hier willkürlich und ohne jede Not beendet. Die Entscheidung ist nicht nachvollziehbar. Das ist ein pädagogischer und gesellschaftspolitischer Rückschritt, gegen den wir uns zur Wehr setzen werden“, sagt Bürgermeister Stefan Krapf. Der gelernte Pädagoge sieht die ausnahmslose Zustimmung aller Gemeinderatsfraktionen und will im Gemeinderat eine entsprechende Resolution verabschieden.
Unterstützung kommt auch von anderen Schulen. „Ich kann nicht verstehen, das ein System zerstört wird, das der Gesellschaft einen guten Dienst erweist“, so Georg Praxmarer, Direktor der NMS Traundorf-Gmunden. In seiner Schule lernen ebenfalls ehemalige „Lenau-Schüler“ – mit Erfolg. „Was ist teurer? Einen Schüler intensiv zu betreuen und zu fördern, sodass er einmal eine Arbeit ausüben kann oder ihn sein ganzes Leben lang von Institution zu Institution zu schieben“, so Praxmarer.
Besonders absurd: Die Lenau-Schule wird gerade für 5,2 Millionen Euro renoviert und ausgebaut. Die Stadt verkaufte Grundstücke, um sich die Investition leisten zu können.
Organisatorischer Kunstgriff als Zwischenlösung
Den breiten Schulterschluss unterstützen auch regionale Bildungsbeamte. Bezirksschulinspektor Robert Thalhammer denkt an eine salomonische (oder doch österreichische) Lösung: Die I-Klassen sollen organisatorisch „am Papier“ einer Volksschule zugeordnet werden (zwei Gmundner Schulen wären dazu bereit), aber die pädagogische Leitung soll bei der NLS bleiben. „Damit bleibt für die Kinder alles beim Alten. Ziel muss aber sein, den Ist-Zustand ins Regelwesen zu überführen und innerhalb eines Jahres gesetzlich zu verankern, dass Sonderschulen I-Klassen führen dürfen“, so Thalhammer.
Online-Petition gestartet
Elterverein, und Lehrer haben auch eine Petition in Umlauf gebracht, die man auf der Schul-Homepage und unter www.openpetition.eu/at/petition/online/gesetzgeber-dreht-erfolgreiche-schulversuche-einfach-ab online unterschreiben kann.
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