GMUNDEN/BEZIRK. Die Hospizbewegung Gmunden wurde 25 Jahre alt. Was 1998 begann, ist nun eine wichtige Institution im Bezirk in der Begleitung sterbender Menschen.
„Hallo Liebe! Stell dir vor, jetzt kann ich bald keine SMS mehr schreiben. Die Haut schält sich von meinen Fingerkuppen ab. Bin ungefähr bei der fünften Schicht“, schreibt eine Betroffene an Karin Zwirzitz, Einsatzleiterin der Hospizbewegung Gmunden. Zwirzitz antwortet: „Meine Liebe, wenn du möchtest, komm ich mit einem Kilo Bepanthensalbe vorbei und schmiere Dir jede Stunde zehn Deka auf deine wunden Finger.“ „Darf ich dich bitten, für mich zu beten? Ich möchte so gerne noch leben“, schreibt die sterbende Frau ein paar Wochen später. Auf Zwirsitzs SMS, sie habe für sie gebetet, erhält die Einsatzleiterin keine Antwort mehr.
„Wir tun so als wären wir unsterblich“
Dr. Helmut Mittendorfer, pensionierter Chirurg am Krankenhaus Gmunden hatte im Beruf viel mit Menschen in kritischen medizinischen Situationen zu tun. Manche schafften es am Leben zu bleiben, manche nicht. Und genau für die Betreuung der Menschen, die es nicht schaffen werden, setzt sich Mittendorfer seit 25 Jahren ein. 1999 gründete er gemeinsam mit einer Gruppe von Personen die Hospizbewegung Gmunden, eine mobile Dienstleistung zur Betreuung sterbender Menschen und deren Angehöriger in ihrem Zuhause. Mittlerweile zählt der Verein, dem Mittendorfer als Obmann vorsteht, zwei angestellte Mitarbeiter und 20 Ehrenamtliche, die im nördlichen Bezirk Gmunden dieser Aufgabe nachkommen. „Mein Dank gebührt meinen Mitarbeitern, ohne die nichts möglich wäre“, so Mittendorfer.
„Sterben ist nicht leicht“
„Sterben ist nicht leicht. Menschen haben Angst vor dem Sterben. Wir versuchen schwerkranke und sterbende Menschen und deren Angehörige mit ihren Wünschen und Bedürfnissen wahrzunehmen und durch psychosoziale Begleitung individuell zu begleiten. Darunter verstehen wir, Zeit zu schenken, entlastende Gespräche zu führen, um ein Ausbrennen der Angehörigen zu verhindern“, erklärt der 69-jährige Chirurg die Aufgabe der Hospizbewegung.
Karin Zwirzitz, Diplomkrankenschwester und ausgebildete Sterbebegleiterin unterstützt Mittendorfer in seinem Vorhaben. Sie ist die Einsatzleiterin des Vereins. „Wenn Menschen uns kontaktieren, sei es durch das Krankenhaus, den Arzt oder einfach direkt bei uns anrufen, kommt es zu Beginn zu einem Erstkontakt, bei dem wir uns alle kennenlernen“, erklärt Zwirzitz. Danach gehen Zwirzitz und ihr Team auf die individuellen Wünsche der Betroffenen ein. „Ich gehe nicht ins Mitleid, aber ins Mitgefühl“, sagt Zwirzitz, deren Aufgabe psychisch sehr fordernd ist. „In der Ausbildung zur Sterbebegleiterin wurden wir angehalten, Gefühle immer herauszulassen und nichts hineinzufressen. Denn was kann man einer Mutter, deren Kind im Sterben liegt, schon sagen? Es gibt keinen Trost. Und dann weine ich manchmal einfach mit“.
Persönlich und vertraulich
Die Dienstleistungen der Hospizbewegung sind persönlich und vor allem vertraulich. Jeder kann sie kostenlos in Anspruch nehmen. „Oft schämen sich Menschen, schwere Erkrankungen von sich selbst oder eines Familienmitglieds zuzugeben. Was denkt denn sonst der Nachbar?“ erklärt Mittendorfer Vorbehalte, die in der Gesellschaft existieren. Gerade hier möchte die Hospizbewegung auch Aufklärung schaffen und Offenheit gegenüber dem Thema „Sterben“ ansprechen. Dass der Nachbar allerdings ungewünscht von Erkrankungen erfährt, ist unmöglich. Denn „Vertraulichkeit ist unser höchstes Gebot“, so Mittendorfer weiter.
Das Herz dazu
Der Verein wird vom Land OÖ subventioniert subventioniert und ist sonst auf ehrenamtliche Helfer und Spenden angewiesen. Jeder, egal welchen Bildungsgrads, kann die Ausbildung zum Sterbebegleiter machen. „Man braucht nur das Herz dazu“, so Zwirzitz. In Oberösterreich bieten die Palliativakademie des Klinikums Ried im Innkreis und die Caritas in Linz die Ausbildung an. Diese erfolgt in Modulen von jeweils zwei bis drei Tagen im Monat über ein halbes Jahr verteilt. Die Kosten dafür belaufen sich auf ungefähr 950 Euro. Während der Ausbildung sind 40 Tage Praktikum zu absolvieren.
Kontakt und Spenden
Die Hospizbewegung Gmunden kann unter 0664/5145471 und auf office@hospiz-gmunden.at erreicht werden. Wer den Verein unterstützen möchte, kann an die Hospizbewegung Gmunden, Raiffeisenbank Salzkammergut Nord Gmunden, IBAN: AT38 3451 0000 0951 5644 eine Spende überweisen.
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