Alkoholberatung: Wenn aus "einem Gläschen ab und zu" immer mehr werden
GMUNDEN. Alkohol kann die Lebensqualität und Geselligkeit fördern – aber genauso zu sozialen, psychischen und körperlichen Problemen führen, Krankheiten, Unfälle und menschliches Leid verursachen. Anlässlich der „Dialogwoche Alkohol“ sprach Tips mit Hermann Schauer von der Alkoholberatungsstelle in Gmunden darüber, ab wann Alkohol zur Gefahr wird und was man dagegen tun kann.
Tips: Viele Menschen trinken gelegentlich gern ein Gläschen. Ab wann oder unter welchen Voraussetzungen kann Alkohol gefährlich werden?
Schauer: Es gibt Mengen, die eine grobe Richtlinie sein können: Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO wird bei einem gesunden Mann mit einer täglichen Menge von 24 Gramm Alkohol – möglichst mit zwei alkoholfreien Tagen pro Woche – noch kein Gesundheitsproblem eintreten. Für Frauen liegt die Grenze rund ein Drittel niedriger. Hochriskant wird es ab 60 Gramm, das entspricht in etwa drei „Halben“ Bier. Aber wie gefährlich Alkohol ist, hängt auch von der Situation, von Gesundheitsfaktoren und anderen Bedingungen ab. Ein Alkoholproblem entwickelt sich immer aus den drei Faktoren: Psychoaktive Substanz Alkohol, individuelle Voraussetzungen und Umfeld.
Tips: Was können Alarmzeichen sein?
Schauer: Wenn der Körper nach Absetzen von Alkoholkonsum Entzugssymptome zeigt, zum Beispiel Unruhe, Zittern, Schwitzen, dann ist das ein sicheres Zeichen. Es kann aber auch sein, dass man einfach täglich Alkohol braucht, oder dass man das Gefühl hat, dass bestimmte Situationen ohne Alkohol nicht bewältigt werden können, man zum Beispiel sonst nicht einschlafen kann oder damit seine Depressionen bekämpft. Wenn Alkohol solche Funktionen übernimmt, sollte ein Alarmsignal losgehen.
Was in diesem Zusammenhang oft vergessen wird: Problematischer Konsum definiert sich nicht nur an der Menge, sondern auch an der Situation – etwa, weil im Straßenverkehr, bei der Arbeit oder beim Sport die Unfallgefahr steigen kann, oder natürlich auch in der Schwangerschaft, in der auf Alkohol ganz verzichtet werden soll.
Tips: Was erwartet Menschen, die zu Ihnen in die Alkoholberatungsstelle kommen?
Schauer: Wir bieten vor allem Gespräche an. Oft kommen Betroffene, die erkennen, dass sie ein Problem haben und sagen: So soll es nicht weitergehen. Manchmal sind schon große Schäden eingetreten – sei es gesundheitlich oder auch der Verlust des Führerscheins, Konflikte mit den Angehörigen ... Es kommen aber auch Angehörige, die sich Sorgen machen. In den Gesprächen geht es darum, zu reflektieren: Wie ist die Situation? Wie könnte man eine Veränderung in die Wege leiten? Es geht auch darum, die Menschen zu unterstützen und zu motivieren, weil das Thema für viele sehr schambehaftet ist.
Tips: Wie kann so ein Gespräch verlaufen?
Schauer: Wir schauen uns gemeinsam an, welche Bedürfnisse der Alkohol erfüllt – vielleicht gibt es auch andere Lösungen; wenn zum Beispiel Alkohol zur Entspannung getrunken wird, oder um in bestimmten Situationen lockerer zu sein. Gemeinsam wird überlegt, wo man Unterstützung bekommen kann, wenn man sie braucht. Manche Menschen entscheiden sich für einen Versuch zur Reduktion, andere sagen: Das habe ich schon probiert, das geht bei mir nicht, ich möchte ganz aufhören.
Der größte Schritt ist für viele der, Unterstützung anzunehmen. Oft gibt es die Meinung: Das muss ich alleine schaffen. Ein Vergleich: In anderen Situationen, etwa, wenn zuhause etwas kaputt ist, lässt man sich auch von Profis helfen. Mit Unterstützung hat man gute Chancen, die Situation zu bewältigen. Hilfe bei der langfristigen Bewältigung bieten auch Selbsthilfegruppen – hier gibt es viele ehrenamtlich Tätige, die sehr gute und engagierte Arbeit leisten.
Daten und Fakten
Rund fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind laut einer aktuellen Untersuchung von Alkoholismus betroffen – im Bezirk Gmunden wären das rund 4000 Personen. Weitere 23 Prozent, also fast ein Viertel, liegen mit ihrem Konsum über der „Harmlosigkeitsgrenze“.
Kontakte und Hilfsangebote
Die ABO (=Alkoholberatung des Landes OÖ) hat im Bezirk zwei Zweigstellen, in denen kostenlose, vertrauliche und auf Wunsch auch anonyme Beratungen angeboten werden:
- Krankenhaus Gmunden, Miller-v.-Aichholz-Str. 49, Tel.: 0664/60072/89554, E-Mail: hermann.schauer@ooe.gv.at
- BH-Außenstelle Bad Ischl, Bahnhofstraße 10, Tel.: 0664/60072/89555, E-Mail: ulrike.laimer@ooe.gv.at
Zudem gibt es in Gmunden ein reiches Angebot von Alkoholselbsthilfegruppen mit über 40 Treffen pro Monat, z. B.:
- ABO-Selbsthilfegruppe Bad Ischl, jeden Donnerstag um 19 Uhr im Krankenhaus Bad Ischl
- ABO-Gruppe für Angehörige, jeden zweiten Montag im Monat um 18 Uhr im LKH Gmunden
Infos über die Treffen gibt es in den Beratungsstellen und im Internet auf www.selbsthilfe.at.
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