Gmundner Milch zieht Notbremse: Milchmenge soll drastisch sinken
BEZIRK GMUNDEN. Der weltweite Milchmarkt wird derzeit regelrecht „überschwemmt“. Die Folge: Die Bauern bekommen immer weniger Geld für ihre Milch. Die Gmundner Milch überlegt nun, mit einem „Liefermengen-Stabilisierungs-Modell“ gegenzusteuern.
Daten Agrar Markt Austria (AMA) zeigen, dass der Nettoauszahlungspreis pro Liter Milch kontinuierlich zurückgeht: Lag er 2014 noch bei 38,4 Cent pro Liter, waren es im Vorjahr 32,3 Cent – ein Sechstel weniger. „Das bedeutet für einen durchschnittlichen oö. Milchbauern mit einer Liefermenge von 110.000 Litern Milch einen Umsatzrückgang von 7000 Euro alleine aus dem Milchverkauf“, erklärt Michael Wöckinger, Milchreferent der Landwirtschaftskammer. Eine Besserung ist nicht in Sicht: Kürzlich hat etwa die Gmundner Milch den Auszahlungspreis auf 28 Cent abgesenkt, was die Situation weiter verschärft.
Die Gründe für die sinkenden Preise liegen laut Wöckinger im Wegbrechen der Exporte nach Russland, aber auch in einer sinkenden Nachfrage aus dem asiatischen Raum. Dazu kommt eine steigende Milchproduktion in Europa, vor allem in Irland und Holland.
Landwirte sollen weniger anliefern
Kann die Milch auf dem Markt nicht regulär abgesetzt werden, muss sie auf dem „Spotmarkt“ zu Preisen von deutlich unter 17 Cent verkauft werden. Die Gmundner Milch will nun mit einem „Liefermengen-Stabilisierungs-Modell“ gegensteuern, das den Lieferanten bei einer Sprengelversammlung vorgestellt wurde. Wie zu erfahren war, sollen die Bauern für zunächst drei Monate nur 90 Prozent der im Vorjahr abgenommenen Milchmenge anliefern und dafür weiterhin den bisherigen Preis erhalten. Bei größeren Liefermengen soll es Abschläge geben. Damit will die Genossenschaft eine weitere Senkung des Milchpreises verhindern und gleichzeitig die Mengen der angelieferten Milch reduzieren.
Noch ist das „Liefermengen-Stabilisierungs-Modell“ nicht fix, ein endgültiger Beschluss soll bei der Vorstandssitzung am 24. Februar fallen. Mit Verweis auf diesen Termin war von der Gmundner Milch keine Stellungnahme zu den geplanten Maßnahmen zu erhalten.
Christian Zierler, Obmann der Bezirksbauernkammer, war selbst als Milchlieferant zur Sprengelversammlung eingeladen: „Nach meinem persönlichen Gefühl wurde der Vorschlag eher gefasst aufgenommen. Die Alternative wäre eine weitere Reduktion des Milchpreises“, so Zierler. Er hoffe auf ähnliche Maßnahmen anderer Milchverarbeiter, um den Milchpreis wieder zu heben: „Abgesehen von den Einnahmen für die Bauern, sehe ich es auch als Problem, wenn ein so wertvolles Lebensmittel wie die Milch so billig hergegeben wird“, so Zierler.
Auch Robert Spitzbart, Landwirt aus St. Konrad, hofft auf die Wirksamkeit des geplanten Modells und zieht einen einprägsamen Vergleich: „Es ist traurig, wenn man Mineralwasserpreise mit dem vergleicht, was in manchen Fällen für Milch bezahlt wird.“
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