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Bad Ischl will an bedeutende Frauen erinnern

Katharina Wimmer, 18.10.2023 17:30

BAD ISCHL. Auf Initiative des Kulturentwicklers Mario Friedwagner will die Stadt künftig Straßen, Alleen und Plätze nach Frauen benennen, an die man sich erinnern soll. Im Mai kommenden Jahres wird der erste Platz eröffnet.

Der Platz vorm Musikpavillon im Bad Ischler Kurpark soll künftig Theresia Pesendorfer Platz heißen. (Foto: Friedwagner)

„Die Erinnerungskultur einer demokratischen und selbstbewussten Stadt verschweigt nicht, sondern öffnet Räume für Nachdenklichkeit, erinnern und lernen“, beschreibt Christian Kloyber, Mitglied der Historikerkommission für das Projekt „Erinnerungskultur“, die Bedeutung des Themas treffend.

Im Zuge einer Pressekonferenz stellte Mario Friedwagner, Leiter des Projektes „Erinnerungskultur“, die Eckdaten und Ziele dazu vor. Dabei stellt er in den Raum, dass die Gemeinde Bad Ischl über 260 Gassen, Straßen und Wege verfügt, von denen weniger als eine Hand voll Frauen gewidmet sind. Ebenso erinnern Plätze, Denkmäler und Büsten in Bad Ischl ausschließlich an Männer. Deshalb Friedwagners Befund: „Frauen sind im öffentlichen Raum der Stadt kaum sichtbar“.

An Opfer des Nationalsozialismus und Widerstandskämpferinnen erinnern

Das Projekt „Erinnerungskultur“, dessen Trägerschaft die Stadtgemeinde Bad Ischl über hat und das über REGIS eingereicht und aus LEADER-Mitteln finanziert wird, will das ändern und in Bad Ischl an ehrwürdige Frauen erinnern, die etwa Opfer des Nationalsozialismus waren, Widerstand geleistet haben oder Teil der Frauenbewegung waren. Eine Historikerkommission steht dabei beratend zur Seite. Bürgermeisterin Ines Schiller begrüßt das Projekt: „Mir ist wichtig, dass wir dieses Thema aufgreifen und die Frauen von damals nicht in Vergessenheit geraten“.

21 Namen von bedeutenden Frauen stehen auf der Liste, deren Biografien aufgearbeitet und als geeignet eingestuft wurden. Dazu zählen etwa die Friedensnobelpreisträgerin und Aktivistin Bertha von Suttner und die Bad Ischler Aktivistin Theresia Pesendorfer, die während des Nationalsozialismus politischen Widerstand leistete und in dieser Zeit ein Frauennetzwerk aufbaute. Elisabeth Müllegger, eine Ischlerin, der „Schizophrenie“ diagnostiziert wurde und die deshalb in der Euthanasieanstalt Hartheim bei Alkoven ermordet wurde und Karoline Gaisberger, die laut einem Historikerbericht von der Gestapo verhört wurde, um eine andere Frau zu denunzieren – sie weigerte sich, wurde unter Druck gesetzt und beging schließlich Selbstmord. Marie Spanitz, die 1887 die Frauenerwerbsschule in Bad Ischl gründete, um Frauen eine Erwerbsquelle und so einen Beitrag für mehr Selbstbestimmung zu ermöglichen. 1897 eröffnete sie gemeinsam mit Selma Müller zudem die Hausindustrieschule in Ebensee.

Erste Eröffnung im Mai 2024

Die Historikerkommission empfiehlt, dass zwölf Orte an Frauen erinnern und umbenannt werden sollen. Die Benennung soll in Form von einfachen Tafeln mit vollem Namen und Zusatztafeln mit biographischen Informationen zu jeder Person erfolgen. Das Projekt muss in einem nächsten Schritt durch den Bad Ischler Gemeinderat beschlossen werden. Fix ist die Benennung des Platzes vor dem Musikpavillon im Kurpark in Theresia Pesendorfer Platz. Mit einem Festakt wird der Platz am Europatag 2024, dem 9. Mai, eröffnet.


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