Von Kochlöffleck bis Mösenpoint - diese Geschichten stecken hinter den Ortsnamen
BEZIRK GRIESKIRCHEN/Eferding. Kochlöffleck, Mösenpoint oder Sittling - hinter den Ortsnamen im Bezirk verbirgt sich oft eine jahrhundertelange Geschichte. Das Buch „Die Ortsnamen der politischen Bezirke Grieskirchen und Eferding“ erkundet die Ursprünge der heimischen oft kuriosen oder amüsanten Bezeichnungen mancher Ortschaften.
Ein 325 Seiten starkes Lexikon entsteht, wenn man alle Ortsnamen der Bezirke Grieskirchen und Eferding in einem Buch zusammenfasst und ihre Ursprünge erklärt. Universitätsprofessor Peter Wiesinger und Namensforscher Karl Hohensinner haben sich die Mühe gemacht und alle Ortsbezeichnungen detailliert beschrieben. Die ältesten Ortsnamen stammen noch aus der Antike oder sind noch älter als Wels, Linz oder Lorch. Besonders Gewässernamen wie Donau, Inn, Innbach, Pram oder Polsenz haben eine lange Geschichte. Die Namen wurden über die Jahrhunderte und Jahrtausende immer wieder umgeformt. Manche Bezeichnungen beziehen sich auf Personen des Mittelalters, manche auf Rechtsverhältnisse oder auf Nutzungen einer Fläche, manches klingt witzig, ist es aber ursprünglich gar nicht.
Sittlichkeit und Nachthunger
Besonders Namen, die einen erotischen Aspekt zu haben scheinen, finden Beachtung. Man denke nur an die vielmals gestohlene Ortstafel von Fucking, meint Karl Hohensinner. „In „Mösenpoint“ könnte man – oberflächlich und modern interpretiert – einen Punkt vermuten, wo es viele Mösen gibt, z.B. eine moderne Form eines Laufhauses. Im Mittelalter allerdings bedeutet das Eigenschaftswort miasin „mit Moos bewachsen“ „“ so Hohensinner. „In einer kleinen Gegend von OÖ wurde das Wort in Ortsnamen zu mösen, in den anderen Gegenden zu miesen.
Point oder Peunt bedeutet im Mittelalter ein mit geflochtenem Zaun umgebenes Gemüsefeld. (Mias bedeutet im alten Dialekt ,Moos“, Moos bedeutet im alten Dialekt ,Moor“)“, erklärt der Namensforscher. Tatsächliche erotische oder sexuelle Inhalte in Namen seien heute wiederum nicht mehr direkt erkennbar: Der Familienname Nachthunger bezeichne beispielsweise eine Person mit starkem sexuellem Verlangen und nicht jemanden, der in der Nacht zum Kühlschrank geht, erzählt Hohensinner.
Derlei witzige Bezeichnungen für Personen sind auch in Ortsnamen versteckt: Trinkfass komme laut dem Namensforscher aus dem Bereich der mittelalterlichen Spottnamen (“einer, der viel trinkt“). Es gibt vergleichbar auch: Milchtopf und Preuhafen, das Gefäß eines Bierbrauers, als Spottnamen für Personen. Auch anscheinend „Sittliches“ wird geboten: „In der Gemeinde Waizenkirchen, die bekanntlich mit Martin Humer als das Mekka oberösterreichischer Sittlichkeit galt, findet sich die Ortschaft Sittling.
Dieser kommt allerdings vom alten Personennamen Skilo, dieser ist wiederum die Verkleinerungsform zum Namen Sikko, der bereits vor mehr als tausend Jahren ausgestorben ist. Es ist anzunehmen, dass dieser kleine Ort vor mehr als tausend Jahren gegründet worden ist. Erstmals genannt wird Sittling 1150 als Sikelingen und bedeutet „Bei den Leuten des Sikilo“ „, erklärt der Experte.
Umdeutungen von mittelalterlichen Namen
Im Mittelalter gab es viele zweiteilige Personennamen, deren Teile kombiniert wurden: Einige existieren heute noch: Hein-rich, Diet-mar, Lud-wig. Später wurden sie nicht mehr verstanden, undeutlich weitergesagt und letztendlich in Ortsnamen an Wörter, die alltäglichen Gegenstände oder Sachverhalte angeschlossen: Der Personenname Adalpoto wird im Ortsnamen zu Odelboding (mit dem Gedanken an einen Jauchebottich). Der Personenname Oraschalk wird zu Ohrenschall mit dem Gedanken an „lautschallige“ lautsprechende Personen. Grillparz gibt es mehrfach: Parz hat mit einem alten Wort für empor, also „etwas höher gelegen“ zu tun. Grill hat mit den Grillen zu tun. Der große österreichische Dichter Franz Grillparzer leitet seinen Namen von einem dieser Orte ab.
Auf Straßenverhältnisse weisen die Namen Gastach, Gasteig, Gasteiger hin: Das ist ein jäher (“gacher“) Anstieg einer Straße. Gries bedeutet eine Sandbank an einem Flußufer.Ein Kroisbach ist ein Bach, in dem Krebse (früher im Dialekt: Groissn) gefischt wurden. Eine mittelalterliche Berufsbezeichnung ist Irrer, das „Weißgerber“ bedeutet, wie zum Beispiel der Irrenedt in der Gemeinde Heiligenberg, Es ist also nicht eine Gegend, in die man „Irre“ (Wahnsinnige) verbannt hat.<
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden