Landwirtschaft: Eferdinger Bauern bangen um ihre Stamm-Erntehelfer
EFERDING/GRIESKIRCHEN. Die aktuelle Sicherheitslage aufgrund des Corona-Virus beeinflusst auch die Bauern der Bezirke. Von den bisher angekündigten Hilfsmaßnahmen halten sie nicht viel.
Mehr als 1000 landwirtschaftliche Arbeitskräfte, zumeist aus Osteuropa und den Balkan-Staaten werden in den kommenden Wochen in Eferding erwartet. 200 von ihnen sind laut dem Geschäftsführer des Vereins „Eferdinger Gemüselust“, Stefan Hamedinger, bis jetzt vor Ort. Ob alle weiteren einreisen dürfen, ist ungewiss. „Die meisten der Arbeiter sind Profis, die jedes Jahr an den selben Betrieb kommen und dort dieselben Aufgaben übernehmen. Sie können nicht so einfach ersetzt werden,“ meint Hamedinger. Er verlangt von der Regierung eine Sonderregelung, die die Einreise der Arbeiter sicherstellt. „Wir brauchen 75 bis 80 Prozent des Stammpersonals“, ist sich Hamedinger sicher und appelliert an die Politik, schnellstmöglich Maßnahmen zu setzen. Neue Arbeitskräfte, die sich freiwillig während ihrer Kurzarbeit melden und dann wieder gehen, sobald die Beschränkungen aufgehoben werden, würden den Bauern nichts bringen. Die Arbeiter müssten die gesamte Erntesaison lang am Betrieb bleiben, damit die Ernte erfolgreich durchgeführt werden kann.
Schleuderpreise im Handel
Zusätzlich appelliert Hamedinger an die Großhandelsbetriebe: „Unsere Bauern brauchen zurzeit Motivation in Form von preislichen Entgegenkommen. Und dennoch sehen wir, wie österreichische Produkte als Sonderangebote verheizt werden.“ Auch würden die Handelsketten im Moment versuchen, größere Mengen einzukaufen, die die Bauern nicht liefern könnten.
Regional einkaufen
An die Bevölkerung appelliert Hamedinger, möglichst regional einzukaufen. „Die Bauernmärkte dürfen weiterhin geöffnet haben, und viele Bauern können auch zustellen“, meint er. Auf der Internet-Seite www.gemueselust.at sind alle Lieferdienste verzeichnet. Regionalität boome zurzeit, gibt Eferdings Bezirksbauernkammerobmann Ludwig Schurm an. Die Bauernmärkte würden eine deutliche Steigerung spüren. Bezirksbäuerin Klaudia Ritzberger bemerkt im Bauernladen in Alkoven, dass die Kunden mehr Lebensmittel in nur einem Geschäft kaufen und froh sind, wenn sie dort alles erhalten. Die Laufkundschaft in Alkoven falle jedoch im Moment komplett aus.
Präsenzdiener sollen zuhause arbeiten
Die Landwirtschaftskammer bemühe sich im Moment, die Präsenzdienstverlängerungen für Grundwehr- und Zivildiener für landwirtschaftliche Betriebe auszusetzen, damit diese auf den elterlichen Betrieben mithelfen könnten, berichtet Thomas Jungreuthmayr, Dienststellenleiter der Landwirtschaftskammer Eferding, Grieskirchen, und Wels. Zudem versuche man gerade eine Einigung zu finden, wie Betriebe die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen umsetzen könnten.
„Grundversorgung gedeckt“
Rosiger sieht die Lage im Bezirk Grieskirchen aus. Bezirksbauernkammerobmann Martin Dammayr appelliert aber an die Handelsketten, nicht nur nach außen Regionalität zu kommunizieren, sondern auch in den Preisverhandlungen mit den Bauern kulant zu sein. Besonders problematisch für die fleischverarbeitenden Unternehmen im Bezirk sei die Schließung der Gastronomiebetriebe, die zu einem massiven Einbruch der Lieferungen geführt hätte. Dammayr glaubt, dass die Talsohle der Krise noch nicht erreicht sei, die Versorgung sei aber gedeckt.
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