Stornierungsflut statt Buchungswelle: Der Tourismus befindet sich in der Krise
GRIESKIRCHEN/EFERDING. Besonders stark leidet der Tourismus unter der Corona-Krise. Keine Gäste, gschlossene Hotels, Stornierungswellen in den Reisebüros - das Bild ist ein düsteres. Wie es den Tourismusbetrieben in der Region geht und was sie sich für die Zukunft wünschen - Tips hat nachgefragt.
Eigentlich wäre der Frühling die Zeit, um sich über Gedanken über die Urlaubspläne im Sommer zu machen. Heuer ist alles anders. Das spüren besonders die Tourismusbetriebe stark. Durch die Corona-Krise hagelt es statt Urlaubsbuchungen nur Stornierungen. Neubuchungen finden nicht mehr oder nur in geringem Ausmaß statt.
Stornierungen bis September
Von den 22 großen Reisebussen bei Heuberger Reisen in Peuerbach stehen 16 still. Fahrer und Büromitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. Im Vergleichszeitraum im vergangenen Jahr waren mit Heuberger 1494 Menschen auf Urlaubsreisen. Gruppenreisen sind hier nicht mitgerechnet. Heuer sind seit Mitte März keine touristische Fahrten mehr vorhanden. „Es wurde alles storniert – Fahrten und Reisen werden jetzt schon bis September storniert“, erklärt Heuberger-Geschäftsführer Manfred Sallaberger. „Wenn wir von der Saison im Vorjahr ausgehen und vor Herbst der Tourismus nicht mehr in die Gänge kommt, vom dem auszugehen ist, werden es nur bei uns cirka zwei Millionen Euro Umsatzeinbußen sein. Mitte März beginnt bei uns die Hochsaison - oder hätte beginnen sollen“, so Sallaberger.
Keine Investitionen möglich
Von der Politik wünscht sich Sallaberger, dass nicht auf die kleinen Reisebüros und Busunternehmer vergessen wird. „Es wird immer von riesigen Hilfen für zum Beispiel die AUA gesprochen. Uns wurden bis jetzt nur Überbrückungskredite und Haftungen zugesagt – das hilft jetzt momentan, ist aber keine Lösung“, so der Reiseunternehmer. Der erstellte Reisekatalog, Urlaubspauschalreisen und Flüge sind jetzt nichts mehr wert. „Es wird alles storniert wir müssen alle Kundengelder zurückzahlen und bekommen von den Veranstaltern beziehungsweise Airlines oft sehr zaghaft und spät die Gelder zurück. Wir haben jetzt vormittags das Büro besetzt und keine Einnahmen. Es wird nichts gebucht. Wir brauchen Mittel und Förderungen, die wir nicht zurück bezahlen müssen“, stellt Sallaberger klar.
50 Prozent könnten es nicht überleben
Für ihn ist auch klar, dass wenn auf die Reisebüros und Busunternehmen vergessen wird, werden es mehr als 50 Prozent nicht überleben werden. „Wir bei Heuberger werden es so Gott will und die Schulen wieder öffnen damit wir mehr Linie fahren können wahrscheinlich schaffen, aber leider nicht ohne Kredite und Schulden. Die werden dann sehr lange der Wirtschaft schaden, weil wir beispielsweise nicht in neue Busse investieren können“.
Planungen schwierig - dennoch erste Buchungen
Große Unsicherheit verspüren auch Eva Gugler und Marc Hillebrandt vom Gasthaus-Hotel Donauschlinge in Schlögen (Gemeinde Haibach). Da man nicht weiß, wann man wieder aufsperren kann und wie die Regelungen dann aussehen werden, machen Planungen schwierig. Dennoch: „Langsam aber sicher gibt es wieder erste Buchungen, die oft mehr Tage beinhalten als gewöhnlich, wie zum Beispiel österreichische Urlaubsgäste, die eine ganze Woche bleiben“, meint Gugler. Allerdings mache ihnen auch die finanzielle Unsicherheit zu schaffen, die Mitarbeiter sind alle in Kurzarbeit, im Moment ist auch kein Geld da, um zum Beispiel Renovierungen vorzunehmen. Man wünsche sich von der Politik bald Klarheit und ein Datum, wann sie wieder aufsperren können. „ Wir wünschen uns auch eine Regelung für die ungarischen Mitarbeiter, die zurzeit noch nicht wissen, ob sie kommen dürfen oder nicht“, so die Hotelchefin.
Hoffen auf Hilfsfonds
Gugler und Hillebrandt loben die Regelungen, die bis jetzt getroffen wurden, hätten aber gern, dass der Hilfsfonds demnächst ausgezahlt wird, weil ihnen diese Übergangskredite wahrscheinlich nicht viel bringen werden. Gugler rechnet damit, dass sich die Struktur bei ihrer Urlaubszielgruppe nicht viel ändern wird, sie haben für gewöhnlich viele österreichische und deutsche Gäste, und im Sommer auch viele Radfahrer. Sie kann sich aber vorstellen, dass Urlaub in Österreich und „Sommerfrische“ wieder ein größeres Thema werden und dass die Leute längere Urlaube in Österreich planen.
Mehr Familienurlaube erwartet
Laut Petra Riffert, Geschäftsführerin beim Tourismusverband Donau Oberösterreich, ist man mit den aktuellen Vorgaben der Bundesregierung zufrieden. Das Entlastungspaket des Wirtschaftslandesrates hilft ihnen über die Runden zu kommen, nachdem die Abgaben entfallen. Dem Tourismusverband gehören die Gemeinden St. Agatha, Natternbach, Aschach, Eferding, Pupping und Haibach an. „Die Nachteile im Tourismus können in diesem Jahr nicht mehr aufgeholt werden“, meint Riffert. Sie hofft auf eine Rückkehr zur relativen Normalität und geht davon aus, dass sich die Struktur der Touristen ändern wird. Wir erwarten mehr Familien und auch Paare, die es genießen, sich entlang der Donau frei bewegen zu können“, meint die Tourismus-Chefin. Mit Gästen aus dem Ausland rechnet Riffert in diesem Jahr weniger. Auch in der Urlaubsregion Vitalwelt, der die Gemeinden Bad Schallerbach, Gallspach, Geboltskirchen, Haag, Grieskirchen, Wallern und Rottenbach angehören ist seit der Corona-Krise ein starker Rückgang an Nächtigungen zu verzeichnen, heißt es von Geschäftsführer Philipp Haas.<
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