Mittwoch 27. März 2024
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GRIESKIRCHEN. Existenzielle Krisen spielen sich durch die Corona-Krise in der Kunst und Kulturszene ab. Im Tips-Interview spricht der Grieskirchner Opernsänger Reinhard Mayr über existenzielle Probleme im Kulturbereich, wagt einen Blick in die Zukunft und äußert Wünsche an die Politik. Am 29. Mai startet er zudem ein neues Projekt.

Reinhard Mayr spricht über die aktuelle Situation für Kulturschaffende. Foto: Reinhard Winkler
Reinhard Mayr spricht über die aktuelle Situation für Kulturschaffende. Foto: Reinhard Winkler

Tips: Wie wirkt sich die Corona-Krise auf den Bereich der Bühnenkünstler aus?

Reinhard Mayr: Existentiell! Abgesehen von den finanziellen Schwierigkeiten, die diese Zeit für Künstler mit sich bringt, und vor allem für die freischaffenden, bedeutet diese Phase ohne Auftritte einen völligen Stillstand im Austausch mit dem Publikum. Der Künstler versucht etwas von sich zu geben und bekommt vom Publikum so vieles zurück. Das liebe ich an meinem Beruf und das fehlt mir sehr. Zum einen ist es ein finanzielles Desaster, wenn Du vom einen auf den anderen Tag keinerlei Einkünfte mehr hast, zum anderen verlagert sich die künstlerische Tätigkeit auf das Vorbereiten und Erarbeiten von Werken und Rollen. Das kann gleichwohl intensive und beglückende Momente bescheren, aber es ist eben nur ein Teil das künstlerischen Tuns.

Wie nutzen Sie diese Zeit?

Neben dem Üben, Literatur suchen und Konzert- und Liedprogramme für die Zukunft entwerfen, nutze ich die Zeit, die Renovierung unseres Bauernhauses endlich abzuschließen. Da geht grad richtig viel weiter.

Was kritisieren Sie an den Maßnahmen der Bundesregierung?

Was da über uns hereingebrochen ist, war für jeden von uns völlig neu. In dieser Situation genau die richtigen Maßnahmen für ein ganzes Land, seine Menschen, seine Wirtschaft und nicht zuletzt seinen Kulturbetrieb zu setzen ist eine immense Herausforderung. Ich meine, es ist in erstaunlich kurzer Zeit überraschend gut gelungen, das Ausmaß der Infektionen einzudämmen. Jetzt hinterher die eine oder andere Maßnahme als überzogen hinzustellen ist leichter, als im entscheidenden Moment richtig zu handeln. Hintennach bist immer gescheiter. Aber es ist noch nicht hintennach.

Wie glauben Sie geht es mit Bühnenkünstlern nach dieser Phase weiter?

Es wird eine Weile dauern, bis der Kulturbereich wieder so läuft, wie wir das gewohnt waren. Gerade die freischaffenden Künstler werden sehr individuelle Wege für sich finden müssen und kreativ sein. Das kann für viele unserer Kulturbereiche aber auch eine Chance bedeuten. Festgefahrene Strukturen und Geldflüsse dürfen jetzt überdacht werden, da sind wir alle aufgerufen uns an einem Denkprozess zu beteiligen. Persönlich bin ich am Umsetzen einer ganz kleinen, wöchentlichen Kirchenmusikreihe in Grieskichen und Wallern, die ab 29. Mai stattfinden wird. Darüber hinaus werde ich mich hoffentlich bald wieder dem Unterrichten widmen können, was ich in privatem Rahmen vor der Krise begonnen habe. Wenn ich die Gelegenheit nutzen darf: Ich habe noch freie Plätze für Menschen, die Lust haben, sich mit ihrer Stimme zu beschäftigen.

Was wünschen Sie sich von der Politik?

Zum einen wünsche ich mir, dass man den Mut aufbringt, so zu unterstützen und zu gestalten, dass die globalen Probleme von vor der Krise nicht zugedeckt werden. Ich denke, es darf nicht das Ziel sein, möglichst schnell wieder da zu sein, wo wir davor waren. Vielmehr sollten die Chancen dieser Krise, die von vielen erkannt werden, auch genutzt werden, um so diese Welt für die kommenden Generationen zu bewahren. Hier im Kleinen wünsch ich mir von unserer Kulturpolitik, dass sie unsere kulturelle Vielfalt in ihrer Breite erkennt. Das macht den Erlass von Richtlinien zwar nicht einfacher, aber dann werden Kulturschaffende wie auch das Publikum Verständnis haben, dass es kein Leichtes ist, für die völlig unterschiedlichen Formen von Kulturveranstaltungen sinnvolle Möglichkeiten zu finden. Das Gespräch möge gesucht werden, dann wird die Politik auch treffendere und weniger skurrile Richtlinien entwerfen, als Mundschutz für Blaskapellen. Aber vor allem wünsch ich mir, dass auf die Menschen nicht vergessen wird, die es am härtesten trifft, die keine Lobby haben und bei keinem Härtefallfond einreichen können.


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