Wirbel um Gedenktafel am Peuerbacher Friedhof
PEUERBACH. „Den Gefallenen zur Ehr“, den Lebenden zur Mahnung“ steht auf der Gedenktafel am Peuerbacher Friedhof geschrieben. Darunter befinden sich Namen von Menschen, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben lassen mussten. Unter ihnen auch jener von Kriegsverbrecher und SS-Führer Ferdinand Sammern-Frankenegg. Sein Name wurde mittlerweile auffallend unkenntlich gemacht.
Auslöser für die Diskussion am Peuerbacher Friedhof war ein Artikel in der Tageszeitung Kurier. Die Gedenktafel wurde 2009 am Friedhof angebracht, ohne die Menschen hinter den Namen zu überprüfen. Und so findet sich Ferdinand Sammern-Frankeneggs Name auch unter den Gefallenen zum Gedenken.
Hauptverantwortlich in der Tötungsmaschinerie
Der 1897 in Grieskirchen geborene Sammern-Frankenegg war unter anderem SS-Brigadeführer und als SS- und Polizeiführer im Distrikt Warschau sowie als Polizeigebietsführer in Essegg (Kroatien) eingesetzt. Der Jurist war zudem als niedergelassener Anwalt in Peuerbach tätig. Nach seinem Front-Einsatz im Ersten Weltkrieg stieg Sammern-Frankenegg nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich zum hauptamtlichen SS-Führer auf. In seiner Funktion als SS- und Polizeiführer im Distrikt Warschau war der Peuerbacher für die Deportation der jüdischen Bevölkerung aus dem Warschauer Ghetto zuständig. 300.000 Ghettobewohner wurden so in Vernichtungslager geschickt. Im September 1944 starb Sammern-Frankenegg nach einem Gefecht an den Folgen einer Verwundung durch eine Panzerabwehrkanone in Banja Luka (Bosnien). Für Robert Eiter, Sprecher des OÖ Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus, gehört Sammern-Frankenegg zu den zehn schlimmsten NS-Verbrechern der Geschichte. Er gab Mordbefehle für 10.000e Menschen.
Name „überklebt“
„Geschichtliche Ereignisse sind nun einmal Geschehnisse, die nicht verändert werden können“, sagt dazu Bürgermeister Wolfgang Oberlehner. Die Namen am ursprünglichen Denkmal seien in den 1950er Jahren angebracht worden. Es sei nicht überprüft worden, wie jemand im Krieg agiert hat. Nach Rücksprache mit dem Kameradschaftsbund habe man nun den Namen Sammern-Frankenegg auf der neuen Glastafel überklebt. „Damit ist diese Stelle zwar nicht mehr lesbar, dafür aber auffälliger und zieht wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit auf sich und es entsteht der Verdacht der Vertuschung“, meint Oberlehner.
Jeder Name eine „Mahnung“
2009 wurde statt dem bestehenden Kriegerdenkmal ein neues Denkmal am Kirchenplatz errichtet. „Wir bezeichnen es ganz bewusst als „Friedensdenkmal““, sagt Oberlehner. Die Namen vom alten Kriegerdenkmal wurden auf eine Glastafel geschrieben und eben auf einem freien Doppelgrab im Friedhof angebracht. Damit seien die Namen aller Verstorbenen der Pfarre Peuerbach im Friedhof. „Für uns ist dies nicht eine Verherrlichung der Kriege, sondern für uns steht jeder Name als Mahnung, dass derartige Ereignisse niemals mehr passieren dürfen“, so der Ortschef. Der Umgang mit der Geschichte in Peuerbach sei eigenartig, meint Eiter. „Die Behauptung, man habe in Peuerbach nie gewusst, wer Ferdinand Sammern-Frankenegg war, ist absurd. Die Familie war lange im Ort bekannt.“ Zur Lösung, den Namen durch Überkleben unkenntlich zu machen, meint Eiter: „Das ist nur provisorisch. Wir wollen eine dauerhafte Entfernung. Und was ebenso wichtig ist: dass sich Peuerbach der eigenen Geschichte stellt. Die Geschichte ist nicht änderbar, das stimmt. Die Frage ist aber, wie man damit umgeht. Es braucht eine konstruktive Auseinandersetzung“, stellt Eiter klar.
Kein Platz für Hass und Neid
„So schlimm diese Dinge waren und sind, sind es geschichtliche Ereignisse, die wir zur Kenntnis nehmen müssen. Wir sind mit den heutigen Problemen wie Corona, Terror oder der Entwicklung unserer Gesellschaft gefordert und haben diese zu meistern, und zwar so, dass Hass und Neid möglichst keinen Platz haben“, so der Bürgermeister.<
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