Hitler-Briefe: Wie ein Dachbodenfund die Welt bewegt
WALLERN. Dass ein Dachbodenfund Anneliese Smigielski über Nacht internationale Bekanntheit beschert - damit hätte die 74-Jährige aus Wallern wohl nicht gerechnet. Briefe von Adolf Hitlers Vater Alois waren mehr als 100 Jahre Teil des Familienbesitzes. Nun wurden sie Ausgangspunkt für ein Buch, das neue Blicke auf den Diktator zulässt.
Bei der Suche nach alten Fotos fand Anneliese Smigielski auf ihrem Dachboden auch ein Kuvert mit 31 Briefen. „Wie ich den Absender gesehen habe, wusste ich gleich, worum es geht. Ich habe mir gedacht, damit müsste etwas passieren“, erzählt Smigielski. Sie wusste vom Liegenschaftsverkauf von ihrem Ur-Ur-Großvater an Alois Hitler. Die Briefe lagen mehr als 100 Jahre herum, wurden immer wieder in andere Kisten verstaut und bekamen jetzt eine neue Bestimmung. Verfasst wurden sie im Jahr 1895. Der Inhalt der Briefe sei für Smigielski allerdings alles andere als spannend gewesen. „Ich habe angefangen zu lesen und habe mir gedacht: „wie langweilig““, lacht die Wallernerin und meint: „Jetzt sind sie zumindest gut aufgehoben.“
Viele persönliche Informationen
Es geht in den Briefen primär um den Verkauf des Hauses, die Finanzierung, die Übergabe und postalische Übermittlung der einzelnen Teilraten und um zahlreiche Reklamationen. Smigielski übergab die Briefe an den Historiker Roman Sandgruber. Für ihn sind die Briefe vor allem interessant, „weil sehr viele persönliche Informationen in diese an sich geschäftliche Korrespondenz eingebettet sind, Schicksalsschläge, Familieninterna, Umgangsformen, Alltag oder das Verhältnis zur Frau“. Da im Laufe der Recherchen noch weitere wichtige neue Quellenfunde dazugekommen sind wie ein Urmanuskript der Erinnerungen Kubizeks, Unterlagen über den Hauskauf in Wörnharts/Waldviertel, Meldedaten, Zeitungsberichte, die mittels elektronischer Recherche jetzt leichter auffindbar sind oder auch die Tauf- und Sterbebücher etc., wurde es für Sandgruber möglich, die Biographie eines Mannes zu schreiben, von dem bislang kaum Verlässliches bekannt war, und vor allem auch das Milieu zu erschließen, in welchem der junge Adolf Hitler groß geworden ist.
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