Ein Philosoph im Gewand eines Künstlers – Poli Pointinger
WAIZENKIRCHEN. Rudolf Pointinger, der liebevoll „Poli“ genannt wird, prägt die Waizenkirchner Kunstszene mit seinem hauseigenen Atelier seit 1994/95, als der gelernte Schlosser an der Kunstuni Bildhauerei studierte und neben seinem Brotberuf als Lokführer als Künstler aktiv wurde.
Den 55-jährigen Poli Pointinger rein als Künstler zu bezeichnen, wäre allerdings zu kurz gegriffen – schließlich schwingt bei jedem seiner Werke auch eine gesellschaftspolitisch-philosophische Botschaft mit. Diese möchte er mit jedem seiner Werke zum Ausdruck bringen. Dafür verarbeitet Poli Holz, das er aus seinem eigenen Wald gewinnt. Doch auch Metall, Aluminium oder Stein kommen in seiner Werkstatt zum Einsatz. Dort entstehen Figuren und Bilder, mit denen der Waizenkirchner – zum aktuellen Zeitgeist passend – etwas aufzeigt. So arbeitet er gerade an einem Hecht namens Wladimir (Anm. Wladimir Putin), den er anlässlich der Ukraine-Ereignisse so nennt. Fische faszinieren ihn generell, denn diese seien die Urform des Lebewesens. Und: „Fische tauchen in allen Kulturen immer wieder auf“, betont er.
Zugfahren als Ideengeber
Ideen kommen Poli häufig während der Zugfahrt, auch wenn er fokussiert ist auf die Fahrt, doch die Gedanken an seine Leidenschaft Kunst sind ein ständiger Begleiter. „Im Zug bin ich komplett mit mir alleine im Cockpit, da wirken manche Gespräche nach, aus denen dann wiederum eine Idee für ein Werk entsteht“, beschreibt der Bildhauer den Prozess der Ideenfindung durch das Zugfahren. Dies ist für ihn übrigens ein guter Ausgleich zur Kunst. Spaß mache ihm generell alles, was fährt, sagt er schmunzelnd. Stolz zeigt er Tips seinen Traktor und sein altes Puch-Mofa, mit dem er heute noch gerne unterwegs ist.
Klare Entscheidung
Das Eisenbahnfahren wollte er trotz seiner erfolgreichen künstlerischen Tätigkeit jedoch nicht aufgeben. So hatte er nie das Bestreben, die Kunst hauptberuflich zu betreiben. Das könne er sich auch heute nach so vielen Jahren mit viel Erfahrung nicht vorstellen. „Dann musst du dich dem Markt annähern und das machen, was der Markt haben möchte. Ich wollte nie in die Situation kommen, in der viele andere Künstler sind und mir am Ende des Monats überlegen, ob ich noch einkaufen gehen kann“, gibt Poli Einblicke in seine Entscheidung, das Hobby nicht zum Beruf zu machen. Generell arbeitet das Waizenkirchen-Urgestein als Künstler nicht gewinnorientiert. Er verkauft nur dann etwas, wenn es wer unbedingt möchte oder Aufträge mit spannenden Themen reinkommen. Jedoch betont er immer wieder, dass er keine wirtschaftliche Abhängigkeit möchte. „Ab dem Zeitpunkt läuft das Ding schief, weil du dann fremdbestimmt bist“, meint der Lokführer.
Poli macht sich Gedanken um die Gesellschaft
Schief laufe laut Aussage von Poli auch die gesellschaftliche Entwicklung. Dies wollte er bereits vor einigen Jahren aufzeigen, als er die große Himmelszeigerin – das bisher größte seiner Werke – machte und in seinem Garten aufstellte. Die Figur titulierte er als Ikone des Größenwahns. „Wir wollen immer noch mehr und haben uns dabei selbst überholt“, gibt der Künstler zu denken. „Wir sollten uns überlegen, ob Verzicht immer auch ein Mangel ist und ob uns wirklich etwas fehlt.“ Da spricht der Philosoph aus dem Künstler. Das ist Poli, wie er leibt und lebt.
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