Einzigartige Futtermittel-Erzeugung als Familienprojekt in Pötting
PÖTTING. Die Landwirte-Familie Mairhofer hat in den letzten Jahren viel Mut und Innovationsgeist bewiesen. Auf der Suche nach einem neuen Betriebszweig haben sie begonnen, ein gesundes, regionales und eiweißhaltiges Futtermittel für Schweine, Kühe, Pferde, Hühner und sogar Hamster herzustellen. Eine echte Alternative zu Soja aus Übersee.
Dass Eiweiß-Futter für die Nutztierhaltung vielfach aus Übersee kommt, hat den Nebenerwerbs-Landwirt Manfred Mairhofer und seine Familie aus Kronlach in Pötting gestört. Die Idee war dann, Luzerne, eine eiweißhaltige und sehr resistente Pflanze aus der Familie der Leguminosen, mitsamt dem Blattwerk zu trocknen und als Pellets zu pressen. Etwas was es in Österreich und darüber hinaus in dieser Art ihres Wissens nach bisher nicht gibt. Für dieses Projekt hat man sogar die Stiermast aufgegeben.
Betrieb komplett umgestellt
Zwei Jahre wurde an dem speziellen Trocknungskonzept getüftelt und die Anlage geplant. Erfahrungen von anderen Betrieben oder Maschinen-Herstellern konnte man nur bedingt nutzen, da es eben etwas komplett Neues in der heimischen Landwirtschaft ist, erklärt Manfred Mairhofer.
Ab dem Herbst des Vorjahres wurde beim Hof eigens eine Halle gebaut. In den vier Boxen wird nun bei 45 Grad schonend getrocknet. In den weiteren Schritten wird das Luzern-Heu zerkleinert, entstaubt und schließlich ohne jegliche Zusätze zu Pellets gepresset. Gestartet hat man die Agrar-Pellets-Produktion im Mai.
Der Vorteil an ihrem Verfahren ist, dass die eiweißhaltigen Blätter der Luzerne nicht vom Stängel abfallen. Pellets sind in der Lagerung, im Transport und in der Dosierung außerdem bequemer. So braucht man etwa ein Zehntel der Lagerfläche von trockenem Heu.
Für die Tiere sind die Pellets ein hochwertiges Eiweißfutter mit viel Rohfaser. Dadurch wird zum Beispiel bei den Schweinen ein höheres Sättigungsgefühl erreicht und sie sind entspannter, was den Mairhofers von ihren Abnehmern bestätigt wurde.
Regionale Partnerbetriebe
Für den Anbau der Luzerne hat man rund zehn Partnerbetriebe gefunden, alle im Umkreis von maximal acht Kilometern. Die Aussaat und Ernte der Luzerne übernimmt auch die Familie Mairhofer, dafür wurden eigene Geräte angeschafft.
Für die Landwirte sind Luzerne eine echte Alternative in der Fruchtfolge. Mit Luzernen kann ein höherer Deckungsbeitrag erzielt werden, sie sind sowohl gegenüber Nässe als auch Trockenheit sehr resistent und ihr Anbau bringt auch für den Boden wertvolle Effekte. Im Herbst will man auch versuchen, Mai-Stroh zu pelletieren.
Nachhaltigkeit als Prämisse
Ressourcenschonung, Wertschöpfung in der Region und Nachhaltigkeit waren der Familie Mairhofer beim Projekt sehr wichtig. Es mussten für den Bau der Halle zwar Bäume weichen, das Holz hat ein Tischler aus der Region aber wieder für die Einrichtung des Büros verwendet. Überhaupt ist in der Halle besonders viel Holz verarbeitet.
Die Energie für den laufenden Betrieb der Trocknung kommt von der eigenen, leistungsstarken Photovoltaik-Anlage am Dach und aus Hackschnitzel von bäuerlichen Betrieben.
„Unser Betrieb wurde seit jeher im Nebenerwerb geführt und wäre auf Grund der Betriebsgröße wahrscheinlich zum Sterben verurteilt gewesen. Durch dieses Familienprojekt sind jetzt zwei Arbeitskräfte am Hof beschäftigt“, sagt Manfred und freut sich, dass seine drei Kinder an der Landwirtschaft interessiert sind. Denn dass ein Hof weitergeführt wird, ist nicht mehr selbstverständlich, das weiß der 49-Jährige. Für das große Projekt mussten hohe Investitionen getätigt werden, aber der Zusammenhalt und dass sie von der Idee so überzeugt sind, macht die Familie zuversichtlich.
Manfreds Frau Michaela und der 21-jährige Sohn Markus Mairhofer sind hauptberuflich am Betrieb tätig. Manfred und der ältere Sohn Martin (23) sind als Anlagen-Optimierer (Manfred) und Maschinen-Konstrukteur (Martin) auch noch anderweitig berufstätig. Melanie (14), die noch nur Schule geht, ist ebenfalls an der Landwirtschaft interessiert und wird im Herbst eine entsprechende Ausbildung beginnen.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden