ROSENBURG. Mit großen, wunderschönen blauen Augen blickt mir Marco entgegen. Sehr höflich reicht er seine zarte Hand und flüstert ein schüchternes „Grüß Gott“. Seit Mitte August lebt er nun schon bei seinen Großeltern. Seine Mutter liegt im Wachkoma - leider mit schlechter Prognose auf Erholung oder Besserung. Im Zuge unserer alljährlichen „Glücksstern-Aktion“ besuche ich die Familie zu Hause und will wissen, woran es ihnen fehlt und womit man ihnen in dieser schweren Zeit vielleicht etwas unter die Arme greifen könnte.
Für sein Alter von neun Jahren ist Marco noch recht klein und wirkt insgesamt sehr zierlich. Meine kleinen Gastgeschenke nimmt er dankbar und etwas verhalten entgegen. Zuerst traut er sich gar nicht, in die Sackerl hineinzuschauen. Nach einer aufmunternden Einladung meinerseits wirft er dann aber doch einen verstohlenen Blick hinein. Entgegen meiner Erwartung folgt nun nicht der Griff nach Schokolade und Gummibärchen, sondern ein dankbarer Blick in meine Richtung, samt schüchternem Lächeln.
Auf meine Frage, was er sich denn von der Spendenaktion wünschen würde, folgt ein Schulterzucken und ein leise gehauchtes „Nichts“. Vermutlich kreisen seine Gedanken gerade um seine Mama und den Herzenswunsch, sie wieder gesund und munter bei sich zu haben. Erst sein Großvater verrät mir ein besonderes Anliegen: „Unser Marco ist immer so bescheiden. Schon ganz lang aber wünscht er sich eine Playstation 4.“ Bei diesen Worten beginnen die Augen des Buben dann doch kurz aufzuleuchten. Dennoch bleibt er in sich gekehrt und lauscht weiterhin dem Gespräch ohne sich daran zu beteiligen. Generell wirkt der Junge sehr nachdenklich. Was sich wohl in seinem Kopf und Herzen gerade abspielt? Regelmäßig besucht er seine Mama im Krankenhaus, was seinen Großeltern auch sehr wichtig ist. Inwieweit dem Kleinen ihr Gesundheitszustand bewusst ist, lässt sich allerdings nicht sagen.
Auf einmal ist alles anders
Als Grund für den plötzlichen Herzstillstand seiner Mutter diagnostizierten die behandelnden Ärzte Herzrhythmusstörungen die offensichtlich bereits seit längerer Zeit bestanden. Spät abends wunderten sich Marcos Großeltern über die Laute, die ihre Tochter von sich gab. „Ich sagte zu meinem Mann, das kann doch nicht sein, dass Natascha so laut schnarcht“, erinnert sich Aloisia Groß. Gemeinsam sahen sie dann nach der Schlafenden und mussten zu ihrem Entsetzen feststellen, dass es sich nicht um Schnarchen, sondern um hilfloses Ringen nach Luft handelte. Schwer keuchend lag Natascha auf dem Sofa. Geistesgegenwärtig startet Vater Matthias sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen während die Mutter die Rettungskräfte verständigte. Ganze zwanzig Minuten versuchten sie verzweifelt, ihre Tochter wieder zu Bewusstsein zu bringen. Leider ohne Erfolg. „Wegen meiner Lungenerkrankung habe ich zu Hause ein kleines Sauerstoffgerät zur Verfügung. Das haben wir ihr als Atemunterstützung gegeben. Aber alles ohne Erfolg“, erzählt ihre Mutter mit brüchiger Stimme und fahlem Gesicht. Auch die Ärzte im Krankenhaus Horn konnten an diesem Zustand nichts mehr ändern. Natascha liegt seither im Wachkoma. Prognose: sehr schlecht.
Das apallische Syndrom (umgangssprachlich Wachkoma) ist ein Krankheitsbild, das durch schwerste Schädigung des Gehirns hervorgerufen wird. Dabei kommt es zu einem funktionellen Ausfall der gesamten Großhirnfunktion oder größerer Teile, während Funktionen von Zwischenhirn, Hirnstamm und Rückenmark erhalten bleiben. Dadurch wirken die Betroffenen wach, haben aber aller Wahrscheinlichkeit nach kein Bewusstsein und nur sehr begrenzte Möglichkeiten der Kommunikation mit ihrer Umwelt. Insgesamt liegt die Chance auf Erholung weit unter 50 Prozent. Auch bei Besserung des Zustandes bleibt die Mehrzahl der Betroffenen ein Leben lang auf fremde Hilfe angewiesen.
Schicksalsschläge, die sprachlos machen
Neben den Sorgen um ihre schwerkranke Tochter und die Versorgung ihres Enkels, mussten die beiden vor wenigen Tagen auch noch den Tod einer ihrer weiteren Töchter erleiden. Und auch um die eigene Gesundheit steht es nicht gut. Umso größer der Kummer und die Angst vor der Zukunft und davor, wie es nun weitergehen wird.
„Wir wollen unserem Marco ein möglichst unbeschwertes Leben bieten“, sind sich Aloisia und Matthias Groß einig. „Auch in Hinblick auf das bevorstehende Weihnachtsfest.“
Vielleicht möchte der eine oder andere Leser die Familie dabei unterstützen? Vor allem werden Kleidung (ab Größe 116), ein Kinderbett und ein Kleiderschrank benötigt. Auch über Spielzeugspenden würde sich der Neunjährige sehr freuen.
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18.12.2018 23:33
Nein
Habe meinen Mann verloren. Kind alleine aufgezogen. Durch viele Höhen und tiefen gegangen. Krebs leiden in der Familie. Spende nicht. Früher oder später werden Sünden bestrafft.